Das blamable Pokal-Aus beim Drittligisten Arminia Bielefeld ist Werder Bremens Tiefpunkt einer langen Entwicklung Richtung Bedeutungslosigkeit.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Der Trophäenschrank von Werder Bremen ist wirklich beeindruckend. Vier Meisterschalen, sechs DFB-Pokale und sogar ein Europacup sind zu bewundern, dazu Liga- und Superpokal - nicht viele Bundesliga-Vereine haben eine solche Erfolgsbilanz vorzuweisen.

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Schaut man genauer hin, fällt das Datum auf: Der letzte grosse Triumph liegt 16 Jahre zurück. Der Pokalsieg 2009 war das damals. Seitdem holte Werder Bremen keine einzige Trophäe mehr. Nicht mal zum Zweitliga-Meister hat's 2021/22 gereicht.

Auch diese Saison gehen die Grünweissen leer aus. Das 1:2 am Dienstagabend in Bielefeld zerstörte im Pokal-Viertelfinale auch den letzten Traum von Trainer Ole Werner, ein einziges Mal den Kopf aus dem Mittelmass herauszustrecken.

Auch in der Bundesliga versinkt Werder Bremen im Niemandsland. Platz 12 mit 30 Punkten, das bedeutet: keine Abstiegsgefahr und keine Hoffnung auf Europapokal. So spielen sie auch: nicht Fisch, nicht Fleisch. Die vergangenen vier Pflichtspiele gingen allesamt verloren.

Die Stimmen zur Pokal-Blamage in Bielefeld klangen wie ein Offenbarungseid: "Du musst dich ein Stück weit anpassen. Die machen den Raum zu. Du musst sie mit ihren Mitteln bekämpfen", sagte Leonardo Bittencourt: "Wir haben es nicht auf den Platz bekommen."

Ein Bundesligist, der seine überlegene Qualität nicht auf dem Rasen ausspielt und gleichzeitig kaum Leidenschaft bei einer Live-Übertragung im ZDF zeigt, ist verloren. Man war ja gewarnt: Arminia Bielefeld hatte zuvor den SC Freiburg ausgeschaltet.

Fast gewinnt man den Eindruck: Die Spieler haben die Saison abgehakt. Wenn man die Kräfte dann hochfahren muss, zum Beispiel im Pokalspiel gegen einen Drittligisten auf der Bielefelder Alm, kommt man nicht rechtzeitig in die Gänge.

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Jeder Traditionsverein hat solche Phasen. Nur bei Werder Bremen zeigt die Formkurve schon zu lange keine Ausschläge mehr nach oben. Anderthalb Jahrzehnte ohne Erfolge: Das kann einen Klub mit dieser Historie eigentlich nicht zufriedenstellen.

Aber es ist vermutlich schlimmer: Gleichgültigkeit macht sich breit. Das Pokal-Aus erschöpfte sich in Durchhalteparolen. "Deswegen ist es manchmal so geil und manchmal so scheisse – bei uns ist es im Moment scheisse", sagte Kapitän Niklas Stark. War sonst noch was?

Die These ist nicht zu vermessen, dass frühere Werder-Bosse Alarm geschlagen hätten. Willi Lemke mit Trainer Otto Rehhagel oder später Klaus Allofs mit Thomas Schaaf: Die hätten jetzt den Ausnahmezustand ausgerufen.

Beim aktuellen Sportdirektor Peter Niemeyer, immerhin Ex-Profi und seit dem Sommer im Amt, ist man schon froh, dass man seinen Namen kennt. Von Führungsstärke ist nicht zu spüren. Er versinkt im Mittelmass, wie seine Truppe.

Der einst stolze Klub von der Weser verblasst wie die Farben auf dem Vereinstrikot: Es ist kein richtiges Grün und kein richtiges Weiss, was die Fans von ihren Spielern zu sehen bekommen, und kein richtiges Werder Bremen mehr.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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Verwendete Quellen

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