Kommt es zur Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft? Am Samstag empfangen die Frauen des VfL Wolfsburg den FC Bayern. Ein Spiel, das schon im Vorfeld für reichlich Gesprächsstoff sorgt – aus mehreren Gründen.
An Brisanz mangelt es nicht. Der Wechsel von Lena Oberdorf von Nord nach Süd, die Tabellenkonstellation und die finale Frage nach der Nummer 1 im Land. Am Samstag (17:45 Uhr, ARD/Magentasport) ist es wieder soweit: Die Fussballerinnen des VfL Wolfsburg empfangen zum Bundesliga-Gipfel den Dauerrivalen FC Bayern.
Über 21.000 Fans erwartet der VfL in der VW-Arena, wo die Heimelf um ihre letzte Chance im Meisterrennen spielt und der FC Bayern fast schon ins Ziel kommen kann. "Wir freuen uns auf das Spiel, das wird eines auf absoluter Augenhöhe werden", sagt Bayern-Managerin Bianca Rech, die hart daran arbeitet, ihren Klub langfristig an den Wolfsburgerinnen vorbeizuschieben.
Bayern-Frauen haben Meisterschaft in der eigenen Hand
Kurzfristig betrachtet ist die Basis aus Bayern-Sicht gelegt. Sechs Spieltage vor Saisonende entscheidet allein der Titelverteidiger aus München über den Ausgang der Meisterschaft. Sieben Siege in Serie feierte der FCB zuletzt, während Wolfsburg am vergangenen Wochenende bei der TSG Hoffenheim (1:2) patzte. Der daraus resultierende Vier-Punkte-Rückstand ärgert Ralf Kellermann: "Klar ist, dass wir es damit nicht mehr in der eigenen Hand haben, deutscher Meister zu werden. Wir hatten uns natürlich eine andere Konstellation gewünscht", sagte Wolfsburgs Sportchef dem "kicker".
Ein Wunsch, den die Bayern-Konkurrenz künftig noch häufiger äussern könnte. Manche Münchner Aussage vor dem Spitzenspiel befeuert die Debatte, ob der FC Bayern dem VW-Klub in den kommenden Jahren enteilt. "Wir wollen Wolfsburg als Nummer eins ablösen. Aktuell haben wir es geschafft – und wir werden alles dafür geben, dass es so bleibt", kündigte Präsident Herbert Hainer an.
Bislang war Wolfsburg im Fussball der Frauen das Mass aller Dinge
Rech drückte sich im dpa-Gespräch etwas zurückhaltender aus, in der Sache aber gleich: "Unser Ziel ist es, in Deutschland kontinuierlich Titel zu gewinnen. Der VfL Wolfsburg hat in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit gemacht und ist vorangegangen – das muss man anerkennen."
Sieben Meisterschaften, zwei Champions-League-Titel und zehnmal den DFB-Pokal holte der VfL seit 2012. Die Bayern kamen im selben Zeitraum auf vier Meisterschaften und einen Pokaltriumph. Künftig darf es auch ein bisschen mehr sein, gerade international, nachdem in dieser Saison bereits in der Gruppenphase der Champions League Schluss war. "Für uns ist ganz klar: Wir wollen in Europa mitspielen – nicht nur mitspielen, sondern auch Titel gewinnen", sagt Rech.
Dass sie dafür die Topspielerin des nationalen Rivalen abgeworben hat, erinnert an die bewährte Uli-Hoeness-Taktik. Die Mitte Februar publik gemachte Sommer-Verpflichtung von Wolfsburgs
Sportlich ist die torgefährliche Mittelfeldspielerin kaum zu ersetzen, zudem gilt sie neben Alexandra Popp und Bayerns Giulia Gwinn als prominentestes Gesicht der Nationalelf. "Für uns war klar, wenn uns die Möglichkeit gegeben wird, Gespräche führen zu können, dass wir diese Chance auch ergreifen möchten", erklärt Rech den Transfercoup betont nüchtern.
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Der letzte Bayern-Erfolg in Wolfsburg liegt lange zurück
Mit dem Oberdorf-Deal und der jüngst verkündeten Vertragsverlängerung von Nationalspielerin Sydney Lohmann – laut Rech nach einem herausfordernden Weg – ist die Personalplanung in München für die neue Runde weitgehend abgeschlossen. Fehlt nur noch ein Sieg am Samstag für die perfekten Bayern-Wochen, doch Rech warnt: "Die Historie in Wolfsburg spricht nicht zwingend für den FC Bayern." Der bislang letzte Erfolg am Mittellandkanal gelang am 5. Oktober 2008, die Liga-Bilanz seither: acht Niederlagen, sechs Unentschieden.
Rech hofft auf das Ende der Serie und mehr Stabilität im eigenen Spiel: Zwar stimmten zuletzt die Ergebnisse, "aber die Performance ist sicherlich noch ausbaufähig", sagte sie. "Wenn man in einem Spiel 2:0 führt, geht es darum, das Spiel konsequent und konzentriert zu Ende zu spielen." Womit auch die Münchner Lage in der Meisterschaft beschrieben wäre. (dpa/ms)
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