Nach einer erneut langen Verletzungspause wird bezweifelt, dass Marco Reus noch eine wichtige Säule im Kader von Borussia Dortmund sein kann. Doch man vergisst schnell, was er dieser Mannschaft geben kann.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
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Es ist nach zahlreichen Verletzungsnachrichten endlich mal eine positive Nachricht: Marco Reus ist ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Auch ein Einsatz in den noch übrigen vier Begegnungen scheint nicht unrealistisch, obwohl die Saison zuvor für ihn als beendet galt.

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Sein letzter Auftritt im schwarz-gelben Trikot datiert von Anfang Februar, als die Borussen bei Werder Bremen im Achtelfinale des DFB-Pokals ausschieden. Seitdem plagte sich der 31-jährige mit einer hartnäckigen Adduktorenverletzung herum und verpasste so nahezu die komplette Rückrunde.

Die Mannschaft spielte auch ohne Reus gut – ist er deshalb entbehrlich geworden?

Seither liefern seine Mannschaftskollegen ordentlich ab und spielen bis dato eine erfolgreiche Rückrunde, die lediglich durch die Niederlage im Liga-Spitzenduell gegen den FC Bayern und das Ausscheiden in der Champions League bei Paris St. Germain getrübt wurde. Vor allem in der Offensive war auf den BVB in der Rückrunde stets Verlass, was sich in der Torstatistik (40 Rückrundentreffer) eindrucksvoll bemerkbar macht.

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Eine Schlussfolgerung erscheint daher nahe liegend: Der BVB hat in der Rückrunde bewiesen, dass man auf Marco Reus gar nicht so sehr angewiesen ist. Doch dieser Gedanke ist aus mehreren Gründen zu kurz gedacht.

Der BVB braucht Reus als Spieler - und als Kapitän

Natürlich wird Reus immer einer dieser "Was wäre gewesen, wenn…"-Spieler bleiben. Verletzungen und lange Ausfälle ziehen sich wie ein roter Faden durch seine ganze Karriere und man fragt sich stets, was für ein Spieler er hätte ohne diese Ausfälle sein können. Umso eindrucksvoller ist es aber, wie er jedes Mal nach teils monatelangen Zwangspausen auf den Platz zurückkehrt und sofort auf höchstem Niveau Fussball spielt. Wenn er der Mannschaft nicht so viel geben könnte wie die jungen Offensive um Jadon Sancho, Julian Brandt, Thorgan Hazard und Erling Haaland, dann wäre er unter Trainer Lucien Favre sicher nicht so unantastbar.

Alleine in der laufenden Saison hat Reus, trotz gelegentlicher Schwächephasen, mit 11 Toren und 6 Torvorlagen in der Bundesliga sein Soll erfüllt. Noch aussagekräftiger ist der Blick in die letzte Saison: Bis zur Winterpause noch an der Spitze, geriet der BVB erst dann in eine leichte Abwärtsspirale, als Reus verletzungsbedingt ausfiel. In diesen Zeitraum fiel (so wie in der laufenden Saison) auch das Ausscheiden in der Champions League gegen Tottenham Hotspur. Diese Schwächephase kostete den BVB wohl die Meisterschaft.

Auch in der laufenden Rückrunde wird klar: Natürlich hat Borussia Dortmund eine mitunter überragende und hochgradig talentierte Offensivabteilung. Aber in den wichtigen Spielen gegen die FC Bayerns und Paris St. Germains dieser Welt braucht es eben auch einen erfahrenen Spieler wie Reus, der als einer der wenigen deutschen Fussballer das Prädikat "Weltklasse" verdient hat.

Schliesslich darf man bei allem auch nicht vergessen, dass Reus der angestammte Kapitän dieser Mannschaft ist. Wir erinnern uns daran, wie oft in der aktuellen Saison das Thema "Mentalität" beim BVB angesprochen wurde – vor allem in den grossen Spielen, die verloren gingen. Vor diesem Hintergrund erscheint es fast zynisch zu glauben, dass ein fitter Marco Reus in seiner Rolle als Anführer dieser Mannschaft nichts mehr geben kann.

Insoweit ist auch die Meinung von Lucien Favre eindeutig, als er gefragt wird, ob er den Nationalspieler als Fixpunkt für die kommende Saison sieht: "Natürlich planen wir mit Marco". Gleichwohl wird es in Anbetracht der recht komfortablen Tabellensituation (vier Punkte Vorsprung auf RB Leipzig) wohl nicht notwendig sein, Reus zu früh wieder rein zu bringen - weil seine Teamkollegen momentan alles gut im Griff haben. Für die ganz grossen Ziele werden sie ihren Kapitän dennoch brauchen.

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