Voller Zuversicht reist Bayer Leverkusen zum Auftakt der Champions League zu Manchester United (heute 20:45 Uhr live hier im Ticker und auf Sky). Ein erfolgreicher Start in die Bundesliga und die Probleme des Gegners schüren Hoffnungen auf eine Überraschung.

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Es ist eine Plattitüde, die die Situation Bayer Leverkusens vor dem Champions-League-Auftakt bei Manchester United exzellent umfasst: Leverkusen muss "die Gunst der Stunde" nutzen. Denn während die "Werkself" dank zwölf Bundesliga-Punkten im Rücken mit gehörigem Selbstvertrauen ins Old Trafford reist, rumort es beim Gegner aus Manchester.

Auch wenn der Saisonstart der "Red Devils" mit sieben Zählen aus vier Partien nicht vollends danebenging, ist das anspruchsvolle Fan-Volk nicht nur aufgrund der spielerisch dürftigen Darbietungen unzufrieden.

Notlösung statt Superstar

Während der Sommer-Transferperiode gab der englische Rekordmeister ein ungewohnt dilettantisches Bild ab. Zunächst handelte sich der stolze Klub eine Absage des jetzigen Münchners Thiago Alcántara ein, danach folgten erfolglose Werben um Cesc Fàbregas, Mesut Özil, Gareth Bale und Cristiano Ronaldo. Einzig Evertons Locken- und Kreativkopf Marouane Fellaini stiess per Last-Minute-Transfer zum Kader des englischen Meisters - für den Grossteil der Beobachter nicht mehr als eine Notlösung.

Dass bis zuletzt andauernde Wechseltheater des unzufriedenen Stürmerstars Wayne Rooney und die Nachwehen des Rücktritts von Trainer-Ikone Sir Alex Ferguson verstärken die Unruhe beim aktuell grössten Aushängeschild des englischen Fussballs.

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Ohne Sir Alex fehlt United noch der Glaube", erhofft sich daher auch der langjährige England-Legionär Didi Hamann in der "Bild" eine mögliche Überraschung durch Bayer Leverkusen.

Dass sich Manchester United gedanklich noch nicht von Ferguson gelöst hat, beweist allein die Anzahl an Fragen, die Neu-Trainer David Moyes zu seinem schottischen Landsmann in schöner Regelmässigkeit beantworten muss. Zuletzt durfte Moyes berichten, dass Ferguson ihn nach der Gruppen-Auslosung vor den Gegnern gewarnt habe: "Er sagte, es sei eine der härtesten Auslosungen, die United je hatte. Wenn er das schon sagt, muss es knifflig sein."

Altmeister Ryan Giggs stimmt in diesen Tenor ein und nannte Leverkusen im Vorfeld der Partie "eine harte Probe". Und auch die anderen beiden Gruppengegner haben es in sich. Mit Schachtjor Donetsk und Real Sociedad San Sebastián müssen Manchester und Leverkusen zwei starke Kontrahenten hinter sich lassen. Ein Punktgewinn oder gar ein Sieg in Manchester wäre für Bayer daher doppelt wertvoll. "Wir werden unser Glück auch nach vorne suchen", kündigte Bayer-Sportchef Rudi Völler bereits an.

Keine Autogramme von Rooney

Leverkusens Teamchef Sami Hyypiä kennt den kommenden Gegner aus seiner Zeit als Profi beim FC Liverpool noch bestens. Dass sich sein Team von der Stimmung im sagenumwobenen Old Trafford einschüchtern lassen wird, glaubt er nicht, hat dafür aber eine andere "Sorge": "Ich hoffe, meine Spieler wollen Fussball spielen und sich nicht Autogramme von Rooney holen", sagte der Finne auf der Abschluss-Pressekonferenz mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Trotz der durch das grosse Selbstvertrauen auch verbal nach aussen getragenen Lockerheit ist Leverkusen klarer Aussenseiter, zumal Gonzalo Castro und Jens Hegeler verletzungsbedingt ausfallen werden.

Hyypiä fühlt sich in der Rolle des Underdogs jedenfalls sichtlich wohl. "Wir können eigentlich ganz entspannt ins Spiel gehen, der grössere Druck liegt klar bei ManU", betont der 39-Jährige auf der Abschluss-Pressekonferenz und ergänzt voller Bescheidenheit: "Ich hoffe, dass wir unser Niveau auf den Platz bringen und dann etwas Zählbares mitnehmen können."

Für dieses Vorhaben wird vor allem Bayers Defensive gefordert sein, um die beiden Superstars Robin van Persie und Wayne Rooney nicht gefährlich vor das eigene Tor kommen zu lassen. Letzterer wird nach einer im Training erlittenen Kopfverletzung mit gepolstertem Kopfschutz spielen – und vor allem zeigen wollen, dass er nach all den Querelen um seine Person zuletzt weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil der "Red Devils" ist.

Moyes hat Kiessling auf dem Zettel

Bei Bayer Leverkusen muss Stefan Kiessling das nicht erst beweisen. Schon viermal hat der Torschützenkönig der vergangenen Saison in der neuen Spielzeit getroffen.

Dass sich Moyes aufgrund Kiesslings Beständigkeit seit längerer Zeit für den Ex-Nürnberger interessiert, verwundert daher kaum. "In all meinen Jahren bei Everton habe ich ihn immer wieder beobachtet. Für einen Transfer fehlte leider das Geld", tat der Schotte seine Wertschätzung für den sechsmaligen deutschen Nationalspieler jüngst kund.

Kiessling ist es auch, der wie Kapitän Simon Rolfes während der Saisonvorbereitung zart von Titeln träumte und öffentlich mehr Wertschätzung für die Leistungen seiner Mannschaft einforderte. Jetzt hat er die Möglichkeit, diesen Forderungen durch eigene Taten Nachdruck zu verleihen. Ein weiterer Grund, "die Gunst der Stunde" zu nutzen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Manchester United: de Gea - Fabio da Silva, Ferdinand, Vidic, Evra - Valencia, Carrick, Giggs, A. Young - van Persie, Rooney

Bayer Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic, Boenisch - L. Bender, Reinartz, Rolfes - Sam, Kiessling, Son

Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)

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