Die Champions League mausert sich langsam aber sicher zum Lieblingswettbewerb der deutschen Mannschaften. Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, der FC Schalke 04 und der unausweichliche FC Bayern München haben es zusammen mit zwölf anderen Teams in Achtelfinale geschafft. Wir lassen die Gruppenphase Revue passieren.
Gruppe A
Für viele deutsche Fussballfans gehört die 0:5-Niederlage von Bayer Leverkusen gegen den Gruppenersten Manchester United zu den Aufregern dieser Gruppenphase. Die Engländer schiessen sich ausgerecht in Leverkusen den Premier-League-Frust von der Seele. Dort dümpeln sie im Mittelfeld herum. Dass Sami Hyypiäs Werkself trotzdem im Achtelfinale der Champions League steht, hat vor allem mit den schwachen Vorstellungen von Gruppengegner Schachtar Donezk zu tun. Die Ukrainer - vergangene Saison noch CL-Schreck des FC Chelsea, der Gewinner-Mannschaft aus 2012 - haben für den zu Borussia Dortmund abgewanderten Henrik Mchitarjan keinen adäquaten Ersatz gefunden. Der Ölklub muss mit acht Punkten in die Europa League absteigen.
Gruppe B
Nach der Gruppenauslosung war sich Fussballeuropa sicher: Real Madrid und Juventus Turin werden Gruppe B dominieren. Das Weiterkommen sei nur eine Formalität. Galatasaray Istanbul und erst recht dem FC Kopenhagen wurden bestenfalls Aussenseiterchancen eingeräumt. Real Madrid hat diesen Anspruch erfüllt. Schillernde Figur des spanischen Durchmarsches: Cristiano Ronaldo. Der Portugiese untermauert seine Ansprüche auf den Weltfussballertitel mit neun Treffern in der Gruppenphase. Ein neuer Rekord.
Juventus Turin jedoch wird im wohl spektakulärsten Schneematschduell der noch jungen CL-Geschichte von Galatasaray Istanbul aus dem Wettbewerb geworfen. Nachdem das Spiel bereits am Vorabend wegen Hagel und Schnee abgebrochen werden musste, liefern sich die beiden Teams einen Tag später ein Endspiel in dem Sumpf von Istanbul - mit dem besseren Ausgang für die Türken. Und das, obwohl diese noch am 4. Spieltag ausgerechnet gegen Aussenseiter Kopenhagen verloren hatten.
Gruppe C
Die grösste Überraschung der Gruppe C heisst Olympiakos Piräus. Die Griechen ziehen zusammen mit Paris St. Germain in das Achtelfinale der Königsklasse ein. In der vergangenen Saison waren sie noch am FC Schalke 04 und dem FC Arsenal in der Gruppenphase gescheitert, nun schalten sie den Europa-League-Finalisten Benfica Lissabon aus. Auch wenn es äusserst knapp war. Gegen den RSC Anderlecht vergibt Piräus zwei Elfmeter und gewinnt dennoch mit 3:1. Weil sich Paris St. Germain bereits für die K.O-Runde qualifiziert ist, lassen die Franzosen Superstar und Torgarant Zlatan Ibrahimovic auf der Bank und verlieren gegen Benfica mit 1:2. Am Ende haben Lissabon und Piräus zehn Punkte. Weil die Griechen im direkten Vergleich besser da stehen, geht es für sie in die nächste Runde.
Gruppe D
Was will man zu Gruppe D sagen? Die Favoriten sind weiter. Der FC Bayern München verliert genau einmal - gegen Manchester City, nachdem man bereits qualifiziert ist. Eine Niederlage in der Gruppenphase muss wohl sein für den deutschen Rekordmeister. Warum mit der Tradition brechen, schliesslich wollen die Bayern diesen Titel wieder gewinnen. Das hat vergangene Saison funktioniert (Niederlage gegen BATE Borissow) und auch 2001 (Niederlage gegen Olympique Lyon). Allerdings hätte Guardiolas Elf die Tabellenführung in Gruppe D fast noch aus der Hand gegeben. Allerdings war sich ManCity-Coach Manuel Pellegrini nicht im Klaren darüber, dass sein Team nur ein Tor mehr benötigt hätte.
Gruppe E
Nach dem enttäuschenden Aus in der Gruppenphase vergangene Saison, hat sich der FC Chelsea zusammengerissen. Der CL-Sieger von 2012 und EL-Sieger von 2013 überzeugt zwar nicht mit schönem Fussball, aber das dürfte Trainer Jose Mourinho ziemlich egal sein. Schon 2012 hatte er die Mannschaft ins Finale geführt - mit Mauerfussball gegen den FC Barcelona. Ein effektives Konzept, das nur gegen den FC Basel nicht greifen wollte. Die tapferen Schweizer besiegen "Mous" Team zweimal. Zum Weiterkommen reicht es trotzdem nicht. Ein zeitweise blasser FC Schalke 04 - das 0:0 gegen Steaua Bukarest wirkte besser als jedes Schlafmittel - schafft es mit einem letzten Kraftakt und einem äusserst offensichtlichen Abseitstor gegen Basel ins Achtelfinale.
Gruppe F
Borussia Dortmund hat einen Hang zum Drama. Vor dem letzten Spiel gegen Olympique Marseille ist noch alles drin für den BVB: Ausscheiden, Weiterkommen, Gruppensieg. Ganz im Stil eines Vorjahres-Finalisten steht Klopps Truppe am Ende ganz oben. Mit zwölf Punkten. Die hat der Gruppenzweite FC Arsenal auch. Und der Gruppendritte SSC Neapel. Dass Neapel am Ende ausscheidet ist Pech. Der 2:0-Sieg gegen den FC Arsenal reicht nicht ganz für die Italiener. Vielleicht fehlt ihnen ein Mann wie Kevin Grosskreutz. Die Identifikationsfigur der Dortmunder nimmt sich in der Schlussphase gegen Marseille, nach unendlich vielen vergebenen Chancen, ein Herz und "knallt das Ding in den Winkel." Jubel in Dortmund, Trauer in Neapel.
Noch im Hinspiel Neapel-BVB hatte das ganz anders ausgesehen: Unvergessen die bittere Niederlage der Dortmund und Jürgen Klopps angsteinflössende Gesichtszüge. Die bleiben uns dank dem Achtelfinaleinzug der Borussen gottseidank erspart.
Gruppe G
Gruppe G wirkte zunächst ausgeglichen. Eine Konstellation, in der alles möglich ist - dachte man. Doch Atletico Madrid spielt gerade die beste Saison, die der Klub seit langem gesehen hat. Kein anderer Verein ist derart souverän in die Runde der besten Sechzehn eingezogen. Ganze zehn Punkte liegen zwischen den Spaniern und dem Gruppenzweiten Zenit St. Petersburg (6 Zähler). Die Russen dürften - trotz Achtelfinaleinzug - enttäuscht sein. Noch im Jahr 2012 hatte man 95 Millionen Euro in die Hand genommen und unter anderem den brasilianischen Stürmer Hulk geholt. Trotzdem verliert Zenit am letzten Spieltag mit 4:1 gegen den Gruppenletzten Austria Wien. Harter Tobak für einen Verein, der eigentlich nach Grösserem strebt.
Gruppe H
Noch eine Gruppe ohne Überraschungen - wenn man von der Niederlage des FC Barcelona gegen Ajax Amsterdam absieht. Natürlich ist Barca trotzdem Gruppenerster. Achja, und der AC Mailand ist Gruppenzweiter. Das ist auf dem Papier ebenfalls wenig überraschend - wenn man sich jedoch die teils arg holprigen Auftritte der Italiener anschaut, dann bekommt man einen anderen Eindruck. Gegen Ajax hat der Berlusconi-Klub gerade einmal 29 Prozent Ballbesitz. Für Guardiola-verwöhnte Bundesligazuschauer ein schier unerträgliches Geholze. Ein Punkt mehr als Ajax reicht dem AC Mailand trotzdem.
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