Die Auslosung zur Gruppenphase der Champions League hat dem FC Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayer Leverkusen einige bekannte Gegner beschert und auch ein paar sehr unbequeme Kontrahenten. Trotzdem sollte für alle vier deutschen Klubs der Einzug in die K.o.-Runde machbar sein.
904 Millionen Euro haben die 32 Champions-League-Teilnehmer der vergangenen Saison insgesamt vom europäischen Fussballverband Uefa ausbezahlt bekommen, Champion Real Madrid rangierte auch in der Aufschlüsselung mit etwas mehr als 57 Millionen an erster Stelle.
Noch nie hat die Uefa eine derart hohe Summe ausgeschüttet. An Teilnahmeboni, Marketing-Pools oder Erfolgsprämien haben die Vertreter der deutschen Klubs am Donnerstag im Grimaldi Forum in Monaco allerdings wohl kaum gedacht, als die Gruppenphase der neuen Saison ausgelost wurde.
Vielmehr liessen die gezogenen Gegner aufhorchen. Zum einen, weil gleich eine ganze Hand voll bestens bekannter Mannschaften darunter waren. Zum anderen, weil nicht alle so ganz glücklich über die jeweils drei Kontrahenten sein dürften.
Alte Bekannte für den FC Bayern
Allen voran die Bayern, die in der Gruppe E mal wieder auf Manchester City treffen werden. Der englische Meister dürfte seine Naivität in der Königsklasse endgültig abgelegt haben, Coach Manuel Pellegrini hat die Mannschaft auf der Suche nach der Balance zwischen überragender Offensive und wackliger Defensive ein ganzes Stück weitergebracht.
Die Lehrstunde der Bayern im vergangenen Herbst im eigenen Stadion haben die Citizens aus dem Norden Englands nicht vergessen. Manchester City wird in der ohnehin anspruchsvollen Gruppe dieses Mal wirklich der schwerste Gegner für die Bayern werden - vielleicht sogar ein ernsthafter Konkurrent um Platz eins.
ZSKA Moskau nimmt den Platz der obligatorischen Mannschaft aus Osteuropa ein, die die Bayern jedes Jahr aufs Neue ziehen. Der Name klingt nur noch zart nach grossem europäischem Fussball, die Russen treten seit Jahren auf internationalem Parkett auf der Stelle und haben nach dem Sieg im Uefa-Cup vor einigen Jahren mittlerweile komplett den Anschluss verpasst.
So "leicht" das Los ZSKA scheint, so schwer dürften die beiden Spiele gegen einen erstarkten AS Rom werden. Die Italiener melden sich zurück im Konzert der ganz Grossen. Und das als eine der gefährlichen Unbekannten. Die Römer sind eine unbequeme und hartnäckige Truppe, auf der anderen Seite sind die Bayern immer dann am stärksten, wenn sie von Beginn an gefordert sind.
"Das wird kein Spaziergang für uns", sagt Thomas Müller und anders als bei den diplomatisch formulierten Aussagen vieler Protagonisten darf man Müllers Worte durchaus ernst nehmen. Als FC Bayern München sollte man sich trotzdem von Manchester City, ZSKA Moskau und dem AS Rom nicht aufhalten lassen. Alles andere als ein Weiterkommen wäre eine dicke Überraschung.
Der BVB ist Favorit in Gruppe D
Borussia Dortmund trifft wie der FCB ebenfalls wieder auf einen bekannten englischen Klub: Mit dem FC Arsenal wartet jene Mannschaft, die der BVB in der abgelaufenen Saison hinter sich lassen konnte - wenige Jahre davor aber auch schon an ihr gescheitert ist.
Mittlerweile haben sich die Kräfteverhältnisse in Europa ein wenig geändert und der BVB dürfte im direkten Vergleich die Favoritenstellung eingenommen haben. Aber: Arsenal hat investiert wie selten zuvor, will in der Premier League endlich wieder richtig mitmischen und auch in der Königsklasse mal wieder über das Achtelfinale hinaus kommen. Knapp 80 Millionen Euro überwiesen die Londoner quer durch Europa für Alexis Sanchez und Co. Allein: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft doch noch eine grosse Lücke. Die deutschen Fans dürfen sich aber schon einmal auf ein Wiedersehen mit den Weltmeistern Lukas Podolski, Per Mertesacker und Mesut Özil freuen.
Sehr interessant erscheint das Los Galatasaray Istanbul. Die Türken sind zu einem ernstzunehmenden Gegner in der Champions League erwachsen, das Heimspiel in Dortmund könnte ganz schnell zum Auswärtsspiel für den BVB werden. An und für sich dürfte "Gala" noch nicht ganz an den BVB heranreichen - ein Stolperstein kann die Mannschaft um den niederländischen Star Wesley Sneijder aber jederzeit sein.
Der RSC Anderlecht bleibt im Kreis der Grossen ein krasser Aussenseiter. Die Belgier sind ein klassischer Ausbildungsverein, jeder Sieg in dieser Gruppe wäre eine faustdicke Überraschung. Anderlecht besitzt mittleres Europa-League-Niveau, aus Dortmunder Sicht sollten sechs Punkte aus den beiden Spielen Pflicht sein. Und natürlich das Überstehen der Gruppenphase. Oder, wie es Neu-Kapitän Mats Hummels formuliert: "Wir erwarten von uns das Weiterkommen!"
Schalke will den zweiten Platz
"Platz zwei" heisst das erklärte Ziel von Schalke 04. Genau wie in der vergangenen Saison. Und ganz in dieser Tradition treffen die "Knappen" natürlich auch wieder auf den FC Chelsea. "Die sind in unserer Gruppe klarer Favorit. Für uns geht es darum, hinter Chelsea einzulaufen und ins Achtelfinale einzuziehen", hisst Manager Horst Heldt bereits im Vorfeld die weisse Flagge im Vergleich mit den "Blues".
In der Tat dürfte der grosse Schalker Gegner Sporting aus Portugal werden. Die Lissaboner sind im Vergleich zum FC Porto oder Lokalrivale Benfica nur der kleine Bruder. Aber immerhin haben die Grün-Weissen zuletzt nur drei von 30 Ligaspielen verloren und Abonnements-CL-Teilnehmer Porto um sechs Punkte hinter sich gelassen. Zudem ist der verlorene Sohn Nani nach sieben Jahren bei Manchester United zurück.
NK Maribor ist einer der Exoten unter den 32 Mannschaften der Königsklasse. Der slowenische Meister ist zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder in der Gruppenphase vertreten. Die Mannschaft ist ein Team der Namenlosen, das Stadion genügt mit nur knapp 13.000 Plätzen eigentlich gar nicht den gängigen UEFA-Standards. Mehr Aussenseiter geht nicht.
Schalke muss die hausgemachten Probleme in den Griff bekommen, dann sollte Platz zwei machbar sein. Lissabon und schon gar nicht Maribor dürften den "Königsblauen" nach sechs Spielen ernsthafte Probleme bereiten.
"Todesgruppe" für Bayer Leverkusen?
Bayer Leverkusen hat von allen deutschen Vertretern die wohl unangenehmste Gruppe erwischt. Zwar fehlt in Bayers Staffel der ganz grosse Name, dafür scheinen gleich alle drei Gegner auf Augenhöhe - oder sogar einen Tick darüber.
Benfica Lissabon kam aus Topf eins, nach den vielen erfolglosen Versuchen in der Königsklasse nimmt Portugals Rekordmeister einen erneuten Anlauf. Benfica kann an einem guten Tag fast jeden Gegner schlagen, ist international extrem erfahren und nach den vielen Enttäuschungen der letzten Jahre und Jahrzehnte ungemein hungrig.
Zenit St. Petersburg hat nicht mehr die Qualität wie vor fünf, sechs Jahren. Trotzdem bleiben die Russen mit den Neuzugängen Ezequiel Garay und Javi García eine unbequem zu spielende Mannschaft und ein Auswärtsspiel im November ist zudem eine recht ungemütliche Angelegenheit. Auf dem Papier erscheint Zenit trotzdem als einfachster der drei Leverkusener Gegner.
Ganz anders der AS Monaco. Oder doch nicht? Die neureichen Monegassen haben tatsächlich Probleme, ihren sündteuren Kader zusammenzuhalten. In James Rodriguez ist der eine Top-Star bereits weg, Radamel Falcao könnte bis zum Ende der Transferperiode ebenfalls noch wechseln.
Ohne die Tore des Kolumbianers ist Monaco nur die Hälfte wert, zumal das Team unter Neu-Trainer Leonardo Jardim noch nicht zusammengefunden hat. Bleibt Falcao aber und findet Monaco in den kommenden Wochen doch noch zu einer Einheit, sind die Franzosen ein schwergewichtiger Kontrahent für Bayer.
Die Werkself wird sich enorm strecken müssen und vor allen Dingen in jedem einzelnen Spiel an die Grenze gehen. Leichte Partien gibt es in dieser Gruppe definitiv nicht. Dennoch ist das Achtelfinale ein realistisches Ziel.
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