Ein Sieg muss her! So einfach lassen sich die Voraussetzungen für das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid zusammenfassen. Die Statistik spricht allerdings gegen die Münchner.

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Einer unserer liebsten Fussballsprüche steht auf der Kippe: Nein, nicht der von René Rydlewicz, der einst wusste: "Wenn man was im Kopf hätte, wär' man schliesslich kein Fussballer geworden." Es geht natürlich um "Geld schiesst keine Tore". Denn das Geld hat im Halbfinal-Hinspiel harte Konkurrenz vom Ballbesitz bekommen, der offenbar genauso wenig Tore schiesst.

Das muss der FC Bayern München am Dienstagabend (ab 20:45 live bei Sky ,im ZDF und bei uns im Ticker) natürlich ändern. So ganz ohne Tor ausserhalb des Elfmeterschiessens kommt man dann doch nicht ins Champions-League-Finale - es sei denn, man ist Jose Mourinho. Richten sollen das die Offensivkräfte Arjen Robben, Thomas Müller, Franck Ribery, Mario Mandzukic und der teilzeitoffensive Bastian Schweinsteiger, der gefühlt ohnehin die letzten zehn Bayern-Tore geschossen hat.

Für schlaflose Verteidigernächte sorgt derzeit allerdings keiner von ihnen, besonders die Form von Ribery ist in München derzeit ein fast so wichtiges Thema wie der Preis für die Mass beim nächsten Oktoberfest. Der Joker im Vergleich zum Hinspiel könnte aber Müller sein, der ja bekanntlich in seinem eigenen Raum-Zeit-Kontinuum unterwegs ist und immer genau da auftaucht, wo ihn weder Abwehrspieler noch Mitspieler noch er selbst vermuten.

Ein weiteres Problem der Bayern: Nicht nur, dass sie ein Tor schiessen müssen (siehe nächster Abschnitt). Man kann getrost jede Wette eingehen, dass Real mindestens ein Tor schiesst. Wir sagen nur: Cristiano Ronaldo. Gareth Bale. Karim Benzema. Angel di Maria. Und auch wenn man bei Letzterem ständig gegen den Impuls ankämpfen muss, blöde Kalauer zu machen ("di(e) Maria über links - der Josef über rechts") - die Bayern-Verteidiger werden heute Abend nichts zu lachen haben.

Statistik spricht gegen die Bayern

Die Bayern müssen gewinnen. So einfach ist das. Und um direkt weiterzukommen, sogar mit zwei Toren Vorsprung. Bei einem 1:0 geht es immerhin noch in die Verlängerung - aber jedes schlechtere Ergebnis aus Bayern-Sicht bedeutet das Final-Ticket für Real.

Es steht zu hoffen, dass der Blick in die Statistik nicht zur Vorbereitung der Bayern auf das Spiel gehörte. So sehr die Münchner auch ihre Heimstärke beschwören - die Ergebnisse in der heimischen Allianz Arena können nicht der Grund für diesen Optimismus sein. Zwar wurde das Gruppengegner-Kanonenfutter ZSKA Moskau und Viktoria Pilsen mit 3:0 und 5:0 nach Hause geschickt.

Doch schon gegen Manchester City setzte es eine 2:3-Niederlage, gegen Arsenal im Achtelfinale reichte es nur zu einem 1:1. Und auch wenn im Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester United am Ende ein 3:1-Sieg herauskam: Da muss man schon in Bayern-Bettwäsche schlafen, um von dieser Leistung uneingeschränkt beeindruckt zu sein.

Auch die bisherigen Ergebnisse der Bayern gegen Madrid klingen erst mal prima, bringen am Ende aber genauso viel wie der Dominanzfussball der Guardiola-Elf im Hinspiel: nix. Zwar hat Real in zehn Spielen in München noch nie gewonnen - aber das müssen sie ja auch gar nicht. Eine kleine Auswahl der Ergebnisse in den letzten Jahren:

  • 1:2 (CL-Halbfinale 2012)
  • 1:2 (CL-Achtelfinale 2007)
  • 1:2 (CL-Viertelfinale 2002)
  • 1:2 (CL-Halbfinale 2001)
  • 1:2 (CL-Halbfinale 2000)

Man kann von Statistik so viel Ahnung haben wie Uli Hoeness von Kapitalertragssteuer und erkennt erstens: das geht heute Abend vielleicht 2:1 für die Bayern aus. Und zweitens: Das reicht nicht. Der letzte Bayern-Sieg, der zum Weiterkommen gereicht hätte, stammt aus dem Jahr 2000: In der CL-Zwischenrunde hiess es damals 4:1. Wer ein derart deutliches Ergebnis heute Abend für möglich hält, hat auch auf den Klassenerhalt des HSV gewettet.

Spricht auch was für die Bayern?

Aber natürlich. Auch wenn der Autor dieser Zeilen die in der Münchner Redaktion wenig beliebte These "Die Bayern haben das Triple in Augsburg verspielt" vertritt - die Euphorie in der Stadt und auch in der Mannschaft ist riesig. Nicht nur Arjen Robben ist "immer noch hungrig", auch dem Rest des Teams wird in den vergangenen Tagen mal der Gedanke gekommen sein, dass sie noch immer das erste Team sein können, das seinen Champions-League-Titel verteidigt. Und dass sie die spielerisch beste Bayern-Mannschaft sind, die man seit Langem gesehen hat, haben sie in dieser Saison auch häufig genug bewiesen.

Zudem steht Pep Guardiola zwar hauptsächlich für Tiki-Taka. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass er noch andere Schaubilder an sein Taktik-Täfelchen malen kann. Dass das brotlose Umkreisen des Real-Strafraums nicht zum Ziel führt, ist ihm sicherlich auch nicht entgangen. Und Statistik hin oder her: Real hat bislang auch nur ein Tor mehr.

Voraussichtliche Aufstellungen

Bayern München: Neuer - Lahm, J. Boateng, Dante, Alaba - Javi Martinez, Schweinsteiger - Robben, T. Müller, Ribery - Mandzukic

Real Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Fabio Coentrao - Modric, Xabi Alonso, di Maria - Bale, Benzema, Cristiano Ronaldo

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