Der FC Bayern München ist in den Champions-League-Playoffs zwar der grosse Favorit. Doch speziell das Hinspiel am Mittwochabend (21 Uhr/DAZN) könnte zu einem Stolperstein werden – und zwar wegen des Stadions.

Mehr News zur Champions League

Es ist nicht unbedingt die Mannschaft von Celtic Glasgow, die dem FC Bayern München Respekt abverlangt. Es ist vielmehr deren Stadion: der Celtic Park. Rund 60.000 Zuschauer sorgen dort für Furore – lautstark und emotional. Bayern-Trainer Vincent Kompany sagt mit Rückblick auf seine eigene Karriere: "Glasgow war eines der lautesten Auswärtsspiele, das ich in meiner Karriere hatte."

Hinkel über den Celtic Park: "Die Wucht ist nicht normal"

Der frühere deutsche Nationalspieler Andreas Hinkel hat von 2008 bis 2011 für Glasgow gespielt und kennt die spezielle Atmosphäre. "Es können Situationen kommen, in denen du nichts mehr hörst, alles aus den Fugen zu geraten droht, und du trotzdem die richtigen Entscheidungen treffen, ruhig bleiben musst", sagte er laut "fcbayern.com" einmal.

Dies könnte auch für gestandene Top-Stars eine Herausforderung sein. "Man kann so erfahren sein, wie man will - die Lautstärke, eine Stimmung, die auch mal aus dem Nichts kommt, kann einen übermannen. Ein Einwurf, ein Freistoss, eine Ecke, ein Konter können reichen – und schon kommt Hektik rein", sagte Hinkel. "Ich kann sagen: Die Wucht ist nicht normal. Damit muss man zurechtkommen, und das ist nicht so einfach."

Der Blick in die jüngere Vergangenheit beweist dies: Celtic hat in dieser Saison noch kein einziges Heimspiel verloren.

Ex-Profi McInally warnt: "Celtic hat nichts zu verlieren"

Alan McInally, der in seiner aktiven Zeit sowohl für Bayern als auch für Glasgow aktiv gewesen ist, sieht in dem Stadion ebenfalls einen entscheidenden Faktor. "Die Atmosphäre ist einzigartig, die Europapokal-Nächte im Celtic Park sind etwas ganz Besonderes", wird er auf "fcbayern.com" zitiert und sagt über die leidenschaftlichen Fans: "Sie wollen mithelfen, dass Celtic dieses Spiel gewinnt."

Bayern hätte zwar mehr Qualität im Kader, doch darin könnte auch ein Risiko liegen. "Celtic hat nichts zu verlieren", sagt McInally. "In den letzten zehn Jahren wurde Celtic neunmal Meister, hat sechsmal den Pokal gewonnen. An die nationalen Erfolge haben sich die Schotten gewöhnt. Es geht nun darum, auch in Europa etwas zu erreichen."

Niederlage in Rotterdam ist Warnung genug

Nun besteht der Kader des FC Bayern zwar aus erfahrenen Profis, die bereits in sämtlichen lautstarken Stadien von Europa gespielt haben. Und doch zeigt die jüngere Vergangenheit, dass das Drumherum ein Faktor sein kann. Im Januar verloren sie mit 0:3 bei Feyenoord Rotterdam, die ebenfalls euphorische Fans haben.

Sport-Vorstand Max Eberl stellte danach fest: "Die Atmosphäre war unfassbar. Ich fand, dass wir in der ersten Viertelstunde davon echt beeindruckt waren." Bereits zur Halbzeit lag Bayern mit zwei Toren zurück. Dieses Szenario sollte sich nicht wiederholen.

Eberl erwartet in Glasgow ein ähnlich schwieriges Spiel. "Es wird sehr emotional, sehr laut werden, mit einer riesigen Unterstützung für Celtic", sagt er. "Es ist eine Mannschaft, die von der Emotion und Euphorie kommt, die sich in alles reinschmeisst, was gegen das Tor geht und mit aller Inbrunst nach vorne spielt."

Lesen Sie auch

Glasgow verlor gegen Dortmund, besiegte aber Leipzig

In der schottischen Liga ist Glasgow mit 13 Punkten Vorsprung Tabellenführer. International ist die Mannschaft von Trainer Brendan Rodgers schwer einzuschätzen. Anfang Oktober verloren sie zwar mit 1:7 bei Borussia Dortmund. Dafür aber gewannen sie einen Monat später mit 3:1 gegen RB Leipzig.

"Ich glaube, Celtic spielt gut zusammen, hat ein aggressives und gutes Team", warnt Torwart Manuel Neuer. "Wir müssen das Pressing durchbrechen, müssen versuchen, unseren Angriffsfussball zu spielen. Das fängt beim Aufbauspiel an, dass wir hellwach sind, das kann bei dieser Atmosphäre für ein bisschen Nervosität sorgen. Darauf sind wir vorbereitet."

Der treffsicherste Stürmer von Glasgow ist Daizen Maeda, der bereits 21 Pflichtspiel-Tore in dieser Saison erzielte. Auch ein ehemaliger Spieler des FC Bayern könnte eine tragende Rolle spielen. Der Stürmer Nicolas Kühn, der von 2019 bis 2021 für die 2. Mannschaft des FC Bayern in der 3. Liga aktiv war, wechselte Anfang 2024 für eine Ablöse von rund 3,5 Millionen Euro von Rapid Wien nach Glasgow. Starke 17 Pflichtspieltreffer gelangen ihm in der laufenden Spielzeit.

Torwart weckt Erinnerungen an Bayern-Trauma

In Kasper Schmeichel verfügt Glasgow zudem über einen herausragenden Torwart, der bereits 111 Länderspiele für die Nationalmannschaft von Dänemark absolvierte.

Dessen Vater Peter Schmeichel weckt beim FC Bayern böse Erinnerungen. Er stand nämlich im Champions-League-Finale 1999 für Manchester United im Tor, als der FC Bayern in der Nachspielzeit noch zwei Gegentore kassierte und dadurch mit 1:2 verlor.

Er gibt also viele Gründe für den FC Bayern, die Aufgabe in Glasgow nicht zu unterschätzen.

Verwendete Quellen

"Inbrunst" und "Euphorie": Eberl warnt vor Celtic

Der FC Bayern muss auf der Jagd nach dem "Titel dahoam" der hitzigen Atmosphäre bei Celtic Glasgow standhalten. Sportvorstand Max Eberl äussert sich zum schottischen Gegner und erklärt, worauf es für die Bayern ankommt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © IMAGO/Focus Images/Jamie Johnston