Im zweiten Anlauf hat der FC Bayern bei der Auslosung der Champions-League-Achtelfinals Red Bull Salzburg erwischt. Für die Österreicher und ihren deutschen Nachwuchsstar Karim Adeyemi sind die Münchener der grösstmögliche Gegner - und Salzburg für die Bayern pures Losglück.

Eine Analyse
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Es ist nicht überliefert, ob und wo Karim Adeyemi die Champions-League-Auslosung am Montag verfolgt hat. Also beide Auslosungen, so genau muss man schon sein. Die erste so gegen halb eins wies Red Bull Salzburg, das in den internationalen Wettbewerben ja als FC Salzburg firmiert, den grossen FC Liverpool zu.

Die zweite Auslosung - und damit jene, die auch Bestand hat - ergab dann rund drei Stunden und eine grosse Peinlichkeit für die UEFA später den FC Bayern München. Sportlich in etwa auf Augenhöhe mit Liverpool, für Adeyemi aber wohl der schönste aller möglichen Kontrahenten. Beim FC Bayern wollte Adeyemi als kleiner Junge durchstarten, wechselte in der E-Jugend vom TSV Forstenried zum deutschen Rekordmeister.

Aber den Bayern war der agile Charakter Adeyemis offenbar zu viel, nach einigen disziplinarischen Verfehlungen kam es zum Streit und letztlich zur Trennung. Adeyemi fand in Unterhaching einen Platz und in Manni Schwabl einen treu sorgenden, aber auch gestrengen Ziehvater - und wurde vor den Toren der Stadt so gut, dass ihn erst Salzburg mit nur 16 Jahren verpflichtete und der Spieler in den kommenden Tagen wohl seinen Wechsel in eine deutlich grössere Liga - sehr wahrscheinlich in die Bundesliga zu Borussia Dortmund - bekanntgeben wird.

Auch deshalb wird das Aufeinandertreffen von Bayern und Salzburg eine so reizvolle Veranstaltung: Der beste Spieler des kommenden Gegners mit Bayern-Vergangenheit und BVB-Zukunft wird es seinem ehemaligen Klub und baldigen Hauptkonkurrenten um nationale Titel schon zeigen wollen. Ansonsten dürfte die Partie der Serienmeister aus Deutschland und Österreich aber eine ziemlich ungleiche Veranstaltung werden.

Jede Menge interessante Spieler

Salzburg ist nicht zu unterschätzen, im Vergleich zu möglichen anderen Gegnern wie Paris St.-Germain, Inter oder Titelverteidiger FC Chelsea aber nichts weniger als ein Glückslos für die Bayern. Salzburgs Kernthema ist die Ausbildung meist blutjunger Spieler für den internationalen Markt, der Klub ist trotz der vielen Red-Bull-Millionen nach internationalen Massstäben ein Verkäufer-Klub.

Salzburg stellt mit einem Schnitt von 23,1 Jahren die mit Abstand jüngste Mannschaft der Königsklasse, es gibt nur zwei Feldspieler, die über 30 Jahre alt sind: Kapitän Andreas Ulmer (36) und Zlatko Junuzovic (34). Das Gros des Kaders speist sich aus Teenagern und Anfang Zwanzigjährigen. Und wie immer in den letzten zehn Jahren hat Salzburg einige unglaublich interessante Spieler in seinen Reihen.

Neben Adeyemi, dem ein Marktwert von bis zu 40 Millionen Euro nachgesagt wird, dürften Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen (24), Sechser Mohamed Camara (21), der offensive Mittelfeldspieler Brenden Aaronson (21) und der erst 18-jährige Mittelstürmer Benjamin Sesko die auffälligsten Akteure sein. Und jene, die schon bald nicht mehr in Salzburg aktiv sind. Dieses Problem bekommen sie in Österreich einfach nicht gelöst, die Fluktuation im Kader ist kaum zu verhindern - also hat Red Bull aus diesem Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich ein Geschäftsmodell entwickelt.

Den Nachschub an jungen, entwicklungsfähigen Spielern garantiert ein ganzes Netzwerk an Partnerklubs aus dem Red-Bull-Kosmos. Von eigenen Akademien in aller Welt werden den Salzburgern frische Spieler zugeführt, in Österreich selbst bereitet das Farmteam FC Liefering die Spieler auf den Profifussball vor, ehe dann der Sprung nach Salzburg gelingen soll und dort im besten Fall eine Weltkarriere startet.

Die Liste ehemaliger Salzburg-Spieler, die mittlerweile höchste Weihen erhalten haben, ist jedenfalls lang. Dayot Upamecano, Naby Keita, Sadio Mane oder Erling Haaland sind eine kleine Auswahl, RB Leipzig ist dabei die bevorzugte Anlaufstelle. Mehr als 20 Spieler haben schon den Weg von Salzburg nach Leipzig gefunden.

Jaissle führt die Reihe der Salzburg-Trainer logisch fort

Und wie die Mannschaft eine Ausbildungsstätte für junge Spieler ist, verfolgt der Klub auch auf dem Trainerposten einen eher ungewöhnlichen Weg. Die Zeit der grossen Namen ist längst vorbei, vor 15 Jahren versuchte es Salzburg mit Giovani Trapattoni, Huub Stevens oder Lothar Matthäus als Co-Trainer. Die gar nicht mehr so neue Strategie sieht vor, Trainer aus dem eigenen Stall zu bevorzugen und ihnen eine Chance zu geben. Die Deutschen Peter Zeidler und Thomas Letsch gehörten dazu, der Spanier Oscar Garcia, Marco Rose wurde vom A-Jugend- zum Trainer der Profis befördert, Jesse Marsch kam von Red Bull New York. Und nun hat Matthias Jaissle das Sagen.

Jaissle ist ein ehemaliger Spieler des VfB Stuttgart und von 1899 Hoffenheim, hat nahezu seine komplette Sozialisation als Trainer aber bei Red Bull erfahren. Von der U17 über die U18 ging es nach Liefering und von dort zurück zu den Profis nach Salzburg. Jaissle ist Jahrgang 1988 und damit sogar noch knapp ein Jahr jünger als Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Er hat das Kunststück geschafft, seiner Mannschaft in kürzester Zeit einen neuen Schliff zu verpassen.

Die Bayern dürften sich trotz allem klar durchsetzen

In der Liga hat Salzburg nur eines von 18 Spielen verloren, mit zehn Siegen aus den ersten zehn Spielen stellten sie den Klubrekord ein. Und erstmals konnte sich Salzburg unter seiner Leitung für die K.o.-Phase der Champions League qualifizieren. Dabei verfährt Jaissle im Grundsatz so wie alle anderen Salzburg-Trainer der jüngeren Vergangenheit. Die Klub-DNA ist Pflicht, Salzburg setzt mit seinen jungen, schnell regenerierenden Spielern auf Power-Fussball mit aggressiver Balljagd und schnellem Umschaltspiel.

Für die Bayern mit ihren Problemen in der Konterabsicherung und der hohen Verteidigungslinie könnte das in einigen Phasen der Spiele etwas unangenehm werden. Aber über zwei Spiele und angesichts der deutlich besseren Einzelspieler und dem unglaublichen Vorsprung an internationaler Erfahrung dürfte Salzburg nicht mehr als ein Aufwärmprogramm für die Bayern auf dem Weg ins Finale von St. Petersburg sein.

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