Borussia Dortmund und Legia Warschau liefern sich in der Champions League einen torreichen Schlagabtausch, über den am Morgen danach ganz Deutschland spricht - und streitet. War das nun spektakuläre Werbung für den Fussball oder doch genau das peinliche Gegenteil? Ein Kommentar.
"Was war das?" - "Ich habe keine Ahnung".
Die Frage von Sky-Reporter Jan Henkel und die Antwort von BVB-Coach
Auch Fussball-Fans tun sich schwer, dieses aberwitzige "Ballerspiel" halbwegs sachlich einzuordnen. Schon vor dem Schlusspfiff gingen die Meinungen in meiner Fussball-Kneipe auseinander, und die Diskussionen setzen sich am Tag danach fort. Auf dem Weg in die Arbeit und am Arbeitsplatz selbst.
"Das war peinliches Kreisliga-Niveau!" - Nö.
"Was für ein geiles Schützenfest!", höre ich in der S-Bahn. "Das war spektakulär peinliches Kreisliga-Niveau!", kommt der Konter. "Hammer-Spiel!", sage ich im Büro. "Das hat doch mit Champions League nix mehr zu tun!", meint der Kollege.
Suchen Sie sich was aus. Ich hatte mich gestern schon nach 30 Minuten festgelegt.
Wenn ein Fussball-Weltmeister in einem WM-Qualifikationsspiel einen Zwergstaat wie San Marino mit 8:0 öffentlich einstampfen darf, dann zweifle auch ich an der Sinnhaftigkeit solcher vorhersehbaren Demütigungen.
Wenn sich aber der BVB und Legia in einer berauschenden Masslosigkeit gegenseitig einschenken, als wären sie Gäste auf einer russischen Hochzeit, dann ist das einfach nur fantastisch!
Über ein erwartbares 2:0 gegen Legia redet man in Westfalen. Über ein 8:4 redet ganz Europa. Ein ungewöhnliches Fussball-Ergebnis, statt gewöhnlichem Ergebnis-Fussball.
Ich finde es grossartig, dass dieser übernormierte Sport überhaupt noch zu solch einer Verrücktheit fähig ist.
Viel zu oft stehen im modernen System-Fussball zwei Mannschaften auf dem Platz, die sich über 90 narkotisierende Minuten hinweg dermassen taktisch belauern und neutralisieren, als hätten ihre Trainer zu viel Magnus Carlsen gegen Sergei Karjakin geguckt.
Also lasst doch bitte diese perfektionistische Nörgelei und zwanghafte Suche nach dem Haar in der Suppe! - Gestern schwammen zwölf darin! Und das Süppchen schmeckte einfach köstlich.
So wie Fussball eben schmecken muss - irgendwas zwischen Haute cuisine und Frittenbude.
Vielen Dank an die Köche!
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.