Der Torjäger fällt durch Undiszipliniertheiten auf, der Torwart leistet sich einen Patzer nach dem anderen, der Trainer ist unbelehrbar, und ein Weltmeister steckt im Dauer-Formtief. Die Krise von Borussia Dortmund hat vor den wichtigen Spielen gegen Tottenham Hotspur und den FC Schalke 04 viele Gesichter.

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Es ist eine richtungsweisende Woche für den BVB - insbesondere für Trainer Peter Bosz. In den Spielen gegen die Tottenham Hotspur in der Champions League sowie den Erzrivalen FC Schalke 04 aus der Bundesliga geht es womöglich auch um seine Zukunft.

Doch Bosz ist nur eines der Gesichter der Dortmunder Krise:

Pierre-Emerick Aubameyang: Eskapaden statt Tore

Seine Eskapaden schaden der gesamten Mannschaft. Pierre-Emerick Aubameyang kam vergangene Woche mehr als 30 Minuten zu spät zum Abschlusstraining.

Damit nicht genug: Der Stürmer lud ohne Genehmigung ein zehnköpfiges Video-Team in den Profitrakt ein - ein absoluter Tabubruch.

Zur Strafe wurde er für das Spiel beim VfB Stuttgart aus dem Kader geschmissen.

Im Champions-League-Gruppenspiel gegen Tottenham Hotspur (heute 20:45 Uhr bei Sky und bei uns im Live-Ticker) darf er wieder spielen.

Der Top-Stürmer sorgt regelmässig für negative Schlagzeilen: Er sprach offen über seine Wechselwünsche, kam im November 2016 zu spät von einem Kurztrip zurück und präsentierte in Pflichtspielen mehrmals seinen Privatsponsor Nike - sehr zum Missfallen seines Vereins, der von Puma gesponsert wird.

Nun steckt er auch noch in einer Formkrise: Seit 476 Minuten wartet der Gabuner auf einen Treffer. Sein letztes Tor datiert vom 14. Oktober.

Erschwerend kommt hinzu, dass Aubameyang die Defensivarbeit vernachlässigt. Dabei gilt in Zeiten des modernen Pressing doch das Motto: Der Stürmer ist der erste Verteidiger.

Roman Bürki: Der Patzer-König

Dem Torwart unterlaufen in dieser Saison zahlreiche krassen Fehler. Selbst Trainer Peter Bosz bezeichnete es als lächerlich, was sich gegen Stuttgart am eigenen Tor abspielte.

Bürki verschuldete das erste Gegentor mit, indem er vogelwild aus dem Kasten rannte und den Rückpass von Marc Barta verstolperte.

Beim zweiten Gegentor wurde er getunnelt - für jeden Torwart eine Höchststrafe.

Die Liste seiner Patzer war ohnehin schon lang: Gegen Tottenham sah er bei beiden Gegentreffern schlecht aus, gegen Nikosia leitete er mit einem katastrophalen Fehlpass das Gegentor ein, gegen Eintracht Frankfurt und Hannover 96 verursachte er jeweils einen Elfmeter.

In den vergangenen sieben Spielen kassierte er 16 Gegentore und wehrte nur 59 Prozent der Torschüsse ab - ein miserabler Wert.

"Er hat jetzt eine nicht so gute Phase", sagte Vereinsboss Hans-Joachim Watzke, sprach aber trotzdem Bürki das Vertrauen aus.

Doch wie lange noch? Längst wird darüber spekuliert, dass Ersatztorhüter Roman Weidenfeller oder nach der Winterpause Kevin Trapp von Paris Saint-Germain seinen Platz einnehmen könnten.

André Schürrle: Weltmeister im Dauer-Formtief

Vier Vereinswechsel für eine Ablöse von insgesamt 92,5 Millionen Euro hat André Schürrle bereits hinter sich. Auf dem Platz spiegelt sich davon wenig wieder.

In Stuttgart absolvierte er nach überstandener Verletzung seinen ersten Startelf-Einsatz der laufenden Bundesligasaison - und fand als Ersatz für Aubameyang überhaupt nicht statt.

Er fiel lediglich auf, als er einen Elfmeter verschoss. Die katastrophale Bilanz: Schürrle hat drei seiner vergangenen fünf Elfmeter versemmelt.

Zwar ist dem 27-Jährigen zugute zu halten, dass er aus einer langwierigen Verletzung kommt.

Tatsache ist aber auch: Sein Formtief begann bereits nach der Weltmeisterschaft 2014. Ein Ende ist nicht absehbar.

Peter Bosz: Der Unbelehrbare

Die Lobenshymnen waren gross, als Borussia Dortmund furios in die Saison startete.

Die ersten 515 Minuten der Saison kassierte die Mannschaft kein Gegentor - Vereinsrekord.

Trainer Peter Bosz wurde für sein Pressing-Stil mit den hoch stehenden Verteidigern in den Himmel gelobt. Doch das ist längst Vergangenheit.

Mittlerweile hat jeder Gegner verstanden, dass die BVB-Verteidigung mit langen Bällen problemlos zu überspielen ist.

Die Folge: Der BVB ist seit fünf Bundesligaspielen sieglos und hat in dieser Zeit 14 Gegentore kassiert. Auch das ist ein Vereinsrekord - aber eben einer von der schlechten Sorte.

Bosz liebt den offensiven Fussball. Daher bleibt er stur bei seinem 4-3-3-System mit hoch stehenden Aussenverteidigern und nur einem defensiven Mittelfeldspieler.

Bislang liess er sich von den Ergebnissen nicht eines Besseren belehren. Dabei könnte ihm der Rauswurf drohen. Laut der "Bild"-Zeitung sind die Spiele gegen Tottenham und dem FC Schalke 04 bereits Endspiele um seinen Job.

Bartra & Co: Eine Abwehr steht neben sich

Im Kader von Borussia Dortmund ist kaum ein Abwehrspieler zu finden, der momentan keine Probleme hat.

Marc Bartra leistet sich Aussetzer wie den verhängnisvollen Rückpass gegen Stuttgart.

Ömer Toprak konnte an seine starken Jahre in Leverkusen bislang nicht anknüpfen.

Kapitän Marcel Schmelzer wird immer wieder von Verletzungsproblemen zurückgeworfen und steht völlig neben sich.

Jeremy Toljan findet sich in Dortmund nur langsam ein. Nun hat sich auch noch Sokratis die Rippe gebrochen und fällt gegen Tottenham aus.

Laut dem langjährigen Bundesliga-Trainer Armin Veh wirken sich die Probleme in der Verteidigung auch auf den Angriff aus.

"Dortmund hat eine richtig gute Offensive", sagte er im "Sport1-Doppelpass". "Aber wenn du schon vorne weisst, dass ein langer Pass des Gegners genügt, um hinten wieder ausgehebelt zu werden, hast du vorne keine Sicherheit. Die Gesamtheit der Mannschaft ist verunsichert."

Es bleibt nicht viel Zeit, um wieder auf die Erfolgsspur zu finden - vor allem für Peter Bosz.

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