• Borussia Dortmund scheitert in der Champions League an Manchester City und offenbart dabei vier Probleme.
  • Erling Haaland scheinen die Gerüchte um seine Person zu beschäftigen, während Emre Can seinen Ansprüchen nicht gerecht wird.
  • Im Tor kann keiner der beiden Torhüter restlos überzeugen und die Kaderplanung offenbart ihre Schwächen.
Eine Analyse

Mehr aktuelle News zur Champions League finden Sie hier

Mehr News zur Champions League

Manchester City gilt aktuell als beste Mannschaft in Europa, daher ist das Aus von Borussia Dortmund im Viertelfinale der Champions League keine Überraschung.

Doch die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola offenbarte schonungslos die Probleme der Dortmunder in dieser Saison. So fielen alle vier Treffer der Engländer nach individuellen Fehlern der Borussia-Spieler. Wir benennen und analysieren die Schwachpunkte des BVB.

Erling Haaland trifft nicht mehr

Seit nunmehr sieben Spielen wartet das norwegische Ausnahmetalent Erling Haaland auf einen Treffer, gleichzeitig konnten die Dortmunder nur zwei von acht Partien zuletzt für sich entscheiden. Dortmunds Erfolg hängt in diesem Jahr eng mit Haaland zusammen.

Als der 20-Jährige, der trotz aktueller Tor-Flaute bei 33 Toren in 35 Pflichtspielen steht, in der Hinrunde verletzt ausfiel, stürzten die Dortmunder in die Krise. Aktuell ist Haaland zwar fit, trifft aber nicht und stoppt damit den zwischenzeitlichen BVB-Aufschwung.

Es scheint, als würden ihn die andauernden Diskussionen über seine Zukunft - gepaart mit den Reisen seines Vaters Alf-Inge Haaland und seines Beraters Mino Raiola zu Europas Topklubs - schwer beschäftigen. Während ihm zuvor alles leicht von der Hand ging, muss Haaland plötzlich richtig arbeiten. Gleichzeitig gehen Automatismen ein Stück weit verloren.

Mit aktuell sieben Punkten Rückstand auf die Champions-League-Plätze droht der BVB eben jene Königsklasse zu verspielen und Haaland müsste in der Europa League spielen. Denn die viel zitierte Ausstiegsklausel greift beim Norweger erst 2022.

Ein Treuebekenntnis von Haaland würde dem Klub, aber auch ihm selbst wohl zu mehr Ruhe verhelfen und könnte zur Rückkehr der "Tormaschine" führen. Andernfalls könnte eine anhaltende Haaland-Flaute die Dortmunder Teilnahme in der finanziell und sportlich ungeliebten Europa League besiegeln.

Emre Can patzt zu oft

"Ich will nicht in der Europa League spielen", sagte Can unlängst und machte damit einmal mehr deutlich, dass er sich als Führungsspieler im BVB-Kader sieht. Im Gegensatz dazu stehen zahlreiche Patzer. Sein Handspiel, das zu einem Elfmeter führte, brachte die Dortmunder im Viertelfinal-Rückspiel aus dem Tritt. In beiden Achtelfinalduellen gegen Sevilla und auch in Manchester patzte Can ebenfalls.

Nicht nur die reine Anzahl der Fehler ist zu viel für einen Spieler, der sich selbst als Führungspersönlichkeit sieht. Die Patzer wären zumeist auch absolut vermeidbar gewesen und sind zu einfach geschehen.

Dadurch untergräbt Can einerseits seinen selbstgewählten Status als Führungsspieler, andererseits sucht er nach eineinhalb Jahren noch immer nach einem festen Platz in der BVB-Stammelf.

Der BVB hat ein Torhüterproblem

Die eigentliche Nummer 1 Roman Bürki wurde auf die Bank verbannt, doch auch Marwin Hitz konnte das Torhüterproblem bei der Dortmunder Borussia nicht beheben. Gegen ManCity patzte der Schweizer beim Schuss von Phil Foden. Bereits gegen Stuttgart schätzte er den Kopfball von Sasa Kalajdzic falsch ein.

So sind aktuell beide Schweizer Keeper nicht frei von Zweifeln und es manifestiert sich weiter der Eindruck, dass der BVB ein veritables Torhüter-Problem hat. Denn weder Bürki noch Hitz schaffen es, konstant über eine komplette Saison zu agieren. Es erscheint also immer realistischer, dass sich der BVB im Sommer auf Torhüter-Suche begibt und Hitz oder Bürki Dortmund den Rücken kehren wird.

Die verfehlte Dortmunder Kaderplanung

Ansgar Knauff gilt als grosses Talent im Dortmunder Nachwuchs und hat in dieser Saison bislang 198 Minuten Profifussball in den Knochen, 131 davon allerdings im Viertelfinale gegen Manchester. Bei allem Talent und enormem Tempo von Flügelspieler Knauff sollte die Hoffnung aber nicht auf den Schultern eines 19-Jährigen mit wenig Erfahrung liegen.

Gleiches gilt für Steffen Tigges, der aus dem Nichts kam, weil mit dem gerade einmal 16-jährigen Youssoufa Moukoko der einzige Backup von Erling Haaland verletzungsbedingt den Rest der Saison ausfallen wird. Dabei wurde aber klar, dass ihm noch die Qualität fehlt, um unter normalen Umständen beim BVB eine Rolle zu spielen.

Die Einsätze von Knauff und Tigges in der entscheidenden Saisonphase sind eine schallende Ohrfeige für Spieler wie Julian Brandt oder Thorgan Hazard, die für zusammen 50 Millionen Euro Ablöse nach Dortmund geholt wurden und die Erwartungen in dieser Saison nicht erfüllen konnten.

Aber vor allem muss Dortmunds Kaderplanung infrage gestellt werden, wenn es bis November keinen nominellen Ersatz für Haaland gab und dies nun von Moukoko beziehungsweise Tigges übernommen werden muss. Und Knauff an der Seite von Marco Reus und Haaland in einem Viertelfinale der Champions League für offensive Glanzmomente sorgen muss.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sieht die Dortmunder unter den "zehn, zwölf besten Klubs Europas" in den kommenden Jahren, doch mit einer solchen Kaderzusammenstellung wird dies nicht gelingen. Die Dortmunder müssen im Sommer ihre Kaderstruktur verändern, gleichzeitig aber wohl ohne die üppigen Champions-League-Millionen auskommen.

Die kommenden Wochen und Monate haben entscheidenden Charakter für die langfristige Zukunft von Borussia Dortmund. Nur wenn ein Grossteil der Probleme behoben werden kann, wird Watzkes Vision in Erfüllung gehen können, andernfalls könnte der BVB plötzlich nur noch Mittelmass sein.

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung Sky BVB-Manchester City am 14.4.2021
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.