Schon jetzt werden die reichen unter den europäischen Fussballklubs immer reicher und die armen immer ärmer. Aufgrund der neuen Verteilung der Champions-League-Gelder könnte die Schere zukünftig noch weiter auseinandergehen.

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Als Präsident der European Club Association (ECA) hat Karl-Heinz Rummenigge das Wohl der europäischen Fussballvereine im Blick. Oder genauer: besonders das Wohl der Topklubs. Verständlich, wenn man Vorstandsboss des Rekordmeisters FC Bayern München ist.

Am heutigen Dienstag tagt die Interessenvertretung der europäischen Fussballvereine in Genf. Das wichtigste Thema: Die Verteilung der Fernseh- und Werbeeinnahmen aus der Champions League ab 2018. Sicher ist: Es gibt reichlich Geld zu verteilen.

Die Vermarktungsgelder durch Champions League und Europa League werden laut dem "Kicker"-Sportmagazin innerhalb von zwei Jahren von 2,35 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro steigen. Die grossen Vereine wie Bayern München, Real Madrid und der FC Barcelona wollen zukünftig ein noch grösseres Stück vom Kuchen haben.

Derzeit werden die Einnahmen aus der Champions League folgendermassen aufgeteilt: 25 Prozent sind Startgelder für die teilnehmenden Vereine, 35 Prozent Erfolgsprämien und 40 Prozent geht über den sogenannten Marktpool an alle Vereine aus einem Land.

Erfolge in der Vergangenheit werden belohnt

Doch der Wert des Marktpools soll von 40 Prozent auf 15 und die Erfolgsprämie von 35 auf 30 Prozent sinken. So blieben 30 Prozent neu zu verteilen. Genau dieser Anteil soll den Topvereinen zugutekommen. Die Erfolge aus den vergangenen fünf Jahren in der Champions League oder sogar Europacup-Titelgewinne in der Vergangenheit sind hier entscheidend.

Die Begründung klingt nicht verkehrt: Sportliche Erfolge sollen stärker honoriert werden. Nur hat das eben zur Folge, dass Vereine wie Bayern München und Real Madrid, die die letzten Jahre in der Champions League immer vorne dabei waren, neue Sphären erreichen. Laut dem "Kicker" würden sich die Champions-League-Einnahmen der Topklubs verdoppeln.

Das UEFA Club Competitions Committee hat berechnet, wie sich die neue Verteilung auswirkt: In der vergangenen Saison hätte Titelgewinner Real Madrid rund 136 Millionen Euro kassiert, Halbfinalist Bayern München knapp 108 Millionen. Borussia Mönchengladbach, in der Vorrunde ausgeschieden, bekäme hingegen nur etwa 34 Millionen, Maccabi Tel Aviv nur noch knapp 20 Millionen.

Rainer Franzke aus der "Kicker"-Chefredaktion schreibt: "Die Reform der Champions League ist ein Todesurteil für alle Klubs, die nicht dem Dutzend angehört, das seit zwei Jahrzehnten den Titel in der Champions League unter sich vergibt."

Die UEFA ist machtlos gegen die reichen Klubs

Ein Aufschrei der kleineren Vereine ist programmiert. Doch laut Sky-Redakteur Max Bielefeld wird das wohl wenig Wirkung haben. "Es gibt ein Vakuum bei der UEFA", erklärte er bei Sky Sport News. "Michel Platini ist nicht mehr Präsident. Er war immer der Anwalt der kleinen Vereine. Den gibt es nicht mehr. Das hat die ECA clever genutzt, um ihren Weg durchzuziehen."

Überhaupt scheint die UEFA nicht mehr die Macht zu haben, um den internationalen Topvereinen die Stirn zu bieten. Stand doch die Drohung im Raum, die Spitzenvereine würden eine selbst organisierte Topliga ins Leben rufen. Franzke schreibt: "Die UEFA schätzt sich glücklich, den Wettbewerb auch in Zukunft organisieren zu dürfen. Aber sie ist nur noch ein Papiertiger in dem Milliardengeschäft Champions League."

Dass Rummenigge ein Fürsprecher des neuen Verteilungsmodells ist, hat nachvollziehbare Gründe. Bereitet es ihm doch bekanntlich grosse Sorgen, dass die englischen Vereine in der Premier League viel mehr Fernsehgelder kassieren als die Bundesligisten. Die Champions League würde die Möglichkeit bieten, das zu kompensieren.

Auch die Bundesliga hat zu leiden

Weniger erfreulich allerdings wären die Auswirkungen auf die Bundesliga. Bereits jetzt sind die Bayern mit einem Jahresumsatz von rund 474 Millionen Euro in Deutschland konkurrenzlos. Zum Vergleich: Borussia Dortmund kam zuletzt auf 376,3 Millionen Euro, der Hamburger SV auf 128,1 Millionen Euro. Der FC Augsburg gab zuletzt einen Umsatz von 59,38 Millionen Euro bekannt.

Leverkusen-Sportchef Rudi Völler sagte bereits im vergangenen Jahr gegenüber dem "Kicker": "Die Lücke zu Bayern ist nicht mehr zu schliessen." Der neue Verteilungsschlüssel würde dazu führen, dass auch Vereine wie Bayer Leverkusen, die zwar regelmässig in der Champions League vertreten sind, aber meist früh ausscheiden, zukünftig weniger vom Kuchen abbekommen.

Noch krasser werden die Unterschiede im internationalen Vergleich ausfallen. Bereits bekannt ist, dass die Ligen in England, Spanien, Deutschland und Italien zukünftig vier Startplätze in der Champions League sicher haben. Dafür haben nur noch zehn nationale Meister einen garantierten Startplatz. Leidtragende wären nach dem aktuellen UEFA-Nationenranking die Schweiz und Tschechien. Dort wäre nicht einmal der Meister sicher qualifiziert.

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