Titelverteidiger Bayern München trifft zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison auf Atlético Madrid. Das Team von Diego Simeone besticht durch seine aggressive Spielweise. Ein Neuzugang passt nahezu perfekt ins System und macht die Mannschaft noch gefährlicher.

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"Es ist eine starke und auch unangenehme Mannschaft. Sie waren zu Recht in der letzten Saison in den K.-o.-Spielen noch mit dabei." Diese respektvollen Worte von Bayern-Kapitän Manuel Neuer auf der Vereinswebsite der Münchner gelten: Atlético Madrid.

Die Mannschaft aus Spaniens Hauptstadt ist am Mittwochabend der Auftaktgegner des amtierenden Champions-League-Siegers - sofern die Partie nach dem positiven Corona-Test von Serge Gnabry nicht noch abgesagt wird. Damit wartet auf die Bayern gleich zum Start in die neue Königsklassen-Saison die grösste Herausforderung der Gruppenphase. Neben Atlético sind RB Salzburg und Lokomotive Moskau die Kontrahenten.

Diego Simeone: Einpeitscher an der Seitenlinie

Aber warum ist Atlético eine derart "unangenehme" Mannschaft? Trainer Diego Simeone hat seinem Team über Jahre eine aggressive und damit auch erfolgreiche Spielweise eingeimpft.

Erster Antreiber ist dabei der Coach selbst, der an der Seitenlinie seine Mannschaft unermüdlich nach vorne peitscht. Dabei scheut Simeone, immer bewacht von seinem "Leibwächter", Co-Trainer Germán Burgos, auch nicht die Auseinandersetzung mit gegnerischen Trainern. Dies musste auch Julian Nagelsmann erfahren.

Leipzigs Trainer geriet mit dem argentinischen Heisssporn am Rande des Champions-League-Viertelfinales der Vorsaison im Kabinengang aneinander. "Vor dem Spiel habe ich ihn nicht gesehen, dann wollte ich ihn in der Pause begrüssen", erzählte Nagelsmann bei "Sky" am Tag nach dem Vorfall.

Stattdessen seien "dann ein paar andere Dinge passiert, die mich ehrlich gesagt ein bisschen traurig gemacht haben". Trotz dieses Vorfalls sei Simeone aber weiterhin ein "Weltklasse-Trainer" für ihn, meinte Nagelsmann. "Ich finde das geil, dass er wahrscheinlich auch im Schnick-Schnack-Schnuck unbedingt gewinnen will."

Genau diesen unbedingten Siegeswillen überträgt Simeone auch auf sein Team, das sich, trotz aller offensiven Klasse, vor allem über die Defensive definiert. Davon kann auch der FC Bayern ein Lied singen. Im Champions-League-Halbfinale 2015/16 reichten den "Rojiblancos" zwei Tore zum Weiterkommen gegen die Münchner, die sich damals immer wieder am Atlético-Bollwerk die Zähne ausbissen.

"Weihnachten nur einmal im Jahr": Luis Suárez wechselt ablösefrei zu Atlético

Eine gute Nachricht aus Münchner Sicht: Antoine Griezmann, der damals in München den Bayern-K.o. besiegelte, spielt inzwischen beim FC Barcelona. Dafür kam im Sommer mit Luis Suárez ein Angreifer nach Madrid, der bereits auf allen internationalen Bühnen seine Klasse bewiesen hat. "Wir dachten, Weihnachten ist nur einmal im Jahr", schrieb Atlético nach der Verpflichtung des Uruguayers bei Twitter.

Sein ablösefreier Abgang schlug bei Barca hohe Wellen. Suárez sei ganz sicher "einer der wichtigsten Spieler in der Geschichte des Klubs", schrieb etwa Lionel Messi bei Instagram. Und wenn man sich schon entscheide, einen solchen Spieler gehen zu lassen, dann doch wenigstens mit Stil. Aus den Medien soll der 33 Jahre alte Suárez von seinem Aus erfahren haben.

Dass er dann bei Atlético landete, ist auch einem nicht bestandenen Sprachtest in Italien zu verdanken. Juventus Turin wollte den Uruguayer unbedingt verpflichten, hätte ihn dafür aber einbürgern müssen, um nicht gegen die Nicht-EU-Ausländer-Regelungen in der Serie A zu verstossen.

Den damit einhergehenden zweistündigen Sprachtest absolvierte Suárez in einer halben Stunde, doch kurze Zeit später kam heraus, dass er wohl schon im Vorfeld die Fragen und Antworten kannte. Die Polizei ermittelte. Zudem platzte der Transfer, weil Suárez' Pass wohl nicht rechtzeitig zum Start der Champions League eingetroffen wäre.

Dann also doch Atlético Madrid. Dort hat Suárez von Beginn an seine Klasse unter Beweis gestellt. In vier Spielen erzielte er drei Tore und bereitete einen weiteren Treffer vor.

Neben seiner Torgefährlichkeit verkörpert er zudem beinahe den Idealtypus eines Simeone-Spielers. Suárez führt gerne Zweikämpfe und scheut sich auch nicht vor Nickligkeiten. Für immer im Gedächtnis aller Fussballfans dürfte sein Schulterbiss gegen Italiens Giorgio Chiellini bei der WM 2014 sein.

Doch seine Karriere litt nicht nachhaltig unter diesem Mega-Aussetzer, stattdessen wird Suárez vor allem für seinen Torriecher gefeiert. 308 Scorerpunkte in 283 Pflichtspieleinsätzen gelangen ihm in Barcelona, das macht 1,09 Torbeteiligungen pro Partie.

Simeone: Costa-Ausfall "stört uns schon"

Das "Defensiv-Monster" Atlético wurde also mit einer Tormaschine ergänzt, die auch noch von ihrem Typus her nahezu perfekt ins Simeone-Team passt. Das gilt auch für seinen Sturmpartner Diego Costa. Der spanische Nationalspieler wurde unter Simeone zum Star, wechselte 2014 zu Chelsea und kehrte 2018 wieder zu den Rojiblancos und seinem Lehrmeister zurück.

Zwar hat der 32-Jährige seinen Torriecher etwas verloren, doch sein bulliger Körper sowie seine aggressive Spielweise können noch immer Abwehrspieler entnerven. In München fehlt Costa aber mit einer Muskelverletzung. Nicht die schlechteste Nachricht aus Bayern-Sicht, wenn der "Aggressive Leader" des Gegners fehlt. "Das stört uns schon", meinte auch Coach Simeone.

Trotz Costas Ausfall äusserte sich der Atlético-Trainer vor dem Spiel angriffslustig gegenüber dem Champions-League-Sieger der Vorsaison: "Wir werden versuchen, ihnen weh zu tun." Dass dies nicht unbedingt nur bildlich gemeint war, dürften wohl alle Beteiligten wissen.

Verwendete Quellen:

  • Sportschau.de: "Luis Suarez bei Atlético – mit der Lizenz zum Toreschiessen"
  • Fcbayern.com: "Regeneration und Vorbereitung: Bayern nehmen nächste Aufgabe gegen Atlético ins Visier"
  • Skysport.de: "Nagelsmann über Simeone: 'Bin nicht sechs Monate beleidigt'"
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