Die Bayern und Frischling RB Leipzig haben in der Champions League interessante Lose erwischt - ihre Gruppen als solche sollten aber machbar sein. Dortmund muss sich dagegen richtig ins Zeug legen.
Eigentlich war alles wie immer - die bekannten Gesichter im Saal, das verschmitzte Lächeln hier und das Kopfschütteln dort, Cristiano Ronaldo bekommt irgendeinen Preis überreicht und am Ende sollten alle schlaue Sätze über die anstehenden Gegner sagen, die meist versetzt sind mit den Worten "reizvoll", "gefährlich", "schwierig" oder "Respekt".
Die üblichen Verdächtigen fanden sich mal wieder ein, garniert mit ein paar Exoten. Und am Ende, wer hätte es ahnen können, gab es wieder machbare Gruppen und Hammerlose zu verkünden.
Leichte Gruppe für die Bayern
Die Bayern haben vielleicht nicht den stärksten, aber irgendwie zumindest den schillerndsten Gegner zugelost bekommen. In den letzten Tagen gab es aus Richtung München für die neureichen aus Paris ja ein paar deftige Verbalattacken, in ein paar Wochen können die Bayern und Paris Saint-Germain dann endlich auch auf dem Rasen mal schauen, wer der Bessere ist.
Die Franzosen dürften mit
Paris hat es auf die Königsklasse abgesehen, die katarischen Geldgeber geben sich mit ein paar nationalen Titeln längst nicht mehr zufrieden.
Und dann gilt es da ja auch noch die Schmach von Camp Nou zu tilgen, als Paris gegen Barcelona so spektakulär wie noch kein anderes Team mit 1:6 und drei Gegentoren in den letzten sechs Minuten aus dem Wettbewerb geflogen war - übrigens auch "dank" eines Doppelpacks von Neymar.
Top Chancen weiter zu kommen
Die Bayern und PSG werden sich in der Gruppe durchsetzen, der RSC Anderlecht und Celtic dürfen ein bisschen Nostalgie und Fan-Flair versprühen und sich um Platz drei und den Trostpreis Europa League balgen. "Insgesamt haben wir gute Chancen, um weiterzukommen", lieferte Bayerns Marketingchef Andreas Jung die Untertreibung des Abends.
Aber: Den Bayern steht ein heisser Herbst bevor: Nicht nur die Gegner in der Königsklasse dürften dem Rekordmeister einheizen - sondern auch der Spielplan. Gleich fünfmal müssen die Bayern nach einem Champions-League-Spiel in der Liga auswärts ran, unter anderem in Dortmund. Dazu gibt es beide Vergleiche (Liga und DFB-Pokal) mit RB Leipzig mitten in der Gruppenphase.
Vorsicht, BVB!
Borussia Dortmund wird ein paar dickere Bretter zu bohren haben in seiner Gruppe H. Mal wieder verschlägt es den BVB ins Santiago Bernabeu, Real Madrid und die Borussia könnten langsam eine internationale Freundschaftsrunde beantragen, so oft wie sich beide Klubs in der Königsklasse über den Weg laufen.
Real ist als Titelverteidiger und derzeit wohl beste Mannschaft der Welt einigermassen klarer Favorit der Gruppe, der BVB wird sich also sehr wahrscheinlich um den zweiten Platz streiten müssen. Und hier bekommt es Peter Bosz‘ Truppe mit den Tottenham Hotspur zu tun.
Die Spurs sind kein europäisches Schwergewicht und wurden vom BVB in der Europa League zuletzt böse verhauen. Allerdings schenkten die Londoner damals auch ab. Und sie haben, knapp anderthalb Jahre später, eine ganz andere Mannschaft und Mentalität am Start.
Das Team von Coach Maurizio Pochettino ist wohl die spielstärkste Mannschaft der Premier League, ein Geheimfavorit auf den nationalen Titel und für den BVB durchaus gefährlich. Dortmund wird zwei konzentrierte Leistungen benötigen, um gegen die Spurs zu bestehen.
"Das ist natürlich die schwerste Gruppe. Keine Frage. Wir hatten das aber auch schon 2012 mit Real Madrid und Manchester City - und da haben wir es geschafft", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
APOEL Nikosia komplettiert die Gruppe und dürfte allenfalls Aussenseiterchancen auf das eine oder andere Pünktchen haben. Zyperns Meister wird mit den grossen Drei in der Gruppe nicht mithalten können.
Leipzig hat alle Chancen
RB Leipzig wird in seiner Gruppe G ziemlich sicher mithalten können. Vielleicht hat der Neuling auf den einen oder anderen ganz dicken Fisch spekuliert, Real, Barca, PSG oder ManUnited. Mit dem AS Monaco, dem FC Porto und Besiktas wird jetzt nicht eben die Oberschicht des europäischen Klubfussballs vorstellig - dafür sind die Gegner aber einigermassen auf Augenhöhe und das Achtelfinale absolut realistisch.
Monaco hat einen schweren Aderlass an Spitzenkräften zu verzeichnen, unter Umständen geht den Monegassen sogar noch Supertalent Kylian Mbappe von Bord. Dazu wird Monaco anders als noch in der letzten Saison garantiert nicht mehr unterschätzt werden. Monaco ist ein klangvoller Name, dahinter verbirgt sich aber ein Team, das auch für die Debütanten aus Leipzig schlagbar ist.
Porto ist eine erfahrene Truppe und ein Dauergast in der Königsklasse. Aber auch bei den Portugiesen sind die besten Tage vorbei. Porto ist mittlerweile ein Vorzeige-Ausbildungsklub, aber kein Schwergewicht mehr.
Und Besiktas? Hört sich nicht nach Champions, sondern eher nach Europa League an. Wie Monaco und Porto auch ein 50:50-Los.
"Gewünscht haben wir uns diese Namen nicht", sagte RB-Vorstandsboss Oliver Mintzlaff. "Aber wir sind nicht unglücklich mit der Gruppe."
Leipzig mag im Vergleich zu allen Gegnern keinerlei internationale Erfahrung mitbringen. Aber deshalb sind die Bullen auch so schwer einzuordnen für den Rest. Und das kann ein recht grosser Vorteil werden.
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