Noch immer ist fraglich, ob Robert Lewandowski in der Champions-League-Partie beim FC Barcelona spielen kann. Auch ohne den Polen würde der FC Bayern München im Hinspiel des Halbfinals eine überragend besetzte Elf aufs Feld bringen. Probleme gibt es aber im Zentrum des Spiels.

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Es gibt jetzt dieses eine Bild von Robert Lewandowski, das ihn in einer sehr dunklen Aufnahme mit Spezialmaske im Gesicht zeigt, den Blick auf den Boden gesenkt, dafür beide Daumen zum Zeichen des Sieges in die Höhe gereckt. Der Slogan des Sponsors gibt dazu die Richtung vor, auf Lewandowskis Shirt steht "Just do it.".

Bayern Münchens gefährlichster Angreifer ist das grösste von vielen grossen Themen vor dem Halbfinal-Hinspiel des Rekordmeisters in der Champions League gegen den FC Barcelona (Mittwoch, 20:45 Uhr, LIVE im ZDF, bei Sky und bei uns im Ticker). Der Pole ist deshalb die meist diskutierte Personalie, weil sich mit seinem Mitwirken die Statik des gesamten Bayern-Spiels im Camp Nou elementar verändern würde.

Die Ausfälle von Franck Ribéry, Arjen Robben, Holger Badstuber und David Alaba schmerzen die Bayern ohnehin schon sehr. Mit dem Fehlen ihrer Flügelzange Robben/Ribéry haben sich die Bayern in den vergangenen Wochen einigermassen arrangiert. Badstubers Verletzung wird im Abwehrzentrum durch die Rückkehr von Medhi Benatia und vielleicht sogar Javi Martinez milde abgefedert und Juan Bernats Dynamik und Offensivwucht erinnert immer mehr an die von David Alaba.

Praktisch keine Alternative für Robert Lewandowski

Im Angriff sind die Bayern aber geradezu spärlich besetzt, eine Alternative zum Stossstürmer Lewandowski gibt es nicht. Claudio Pizarro hat in dieser Saison lediglich fünf Mal von Beginn an gespielt und wurde dazwischen immer wieder durch Muskelverletzungen ausser Gefecht gesetzt. Thomas Müller und Mario Götze sind Optionen für die Position ganz vorne, aber nicht die optimale Besetzung für ein 4-3-2-1-System.

Pep Guardiola wird in seiner Heimat auf die derzeit beste Mannschaft Europas treffen, Bayerns Trainer wird diesem Umstand Rechnung tragen müssen, wenn er sich die passende taktische Ausrichtung seiner Elf zurecht legt. Natürlich ist sein Team taktisch unglaublich flexibel, Guardiolas Spieler beherrschen vier, fünf Spielsysteme im Schlaf und sind auch während einer Partie in der Lage, die Übergänge fliessend und variabel zu gestalten.

Aber auch das schlauste Spielsystem ist nur so gut wie die Spieler, die es mit Leben füllen. Und spätestens hier fangen die Probleme an. Die zu erwartende Abwehrkette ist mit Rafinha, Jerome Boateng, Medhi Benatia und Juan Bernat über jeden Zweifel erhaben, ebenso wie Torhüter Manuel Neuer dahinter. Das Gerüst ist voll im Rhythmus und jeder Einzelne in der entscheidenden Phase der Saison zumindest nah dran an seiner Bestform.

Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger noch nicht in Topform

Das kann man von den Mitstreitern im Mittelfeld nur bedingt behaupten. Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sind erst ein paar Wochen nach längeren Verletzungspausen wieder zurück. Sie sind gesund - aber sind sie auch körperlich und geistig fit genug für zwei Spiele auf diesem Niveau? Ähnlich ist die Lage bei Thiago.

Der hatte mehr als ein Jahr nicht gespielt, ist aber wie eine Drohung an seine Gegner aus seiner Leidenszeit zurückgekehrt. Gegen Bayer Leverkusen, FC Porto und Borussia Dortmund hat er enge, wichtige Spiele bestritten und überzeugt. Aber auch für den Spanier wird sein ehemaliger Klub nochmal eine ganz andere Dimension der Herausforderung.

Xabi Alonso ist die grosse Unbekannte. Er bringt mit Abstand die grösste Erfahrung mit (102 CL-Spiele), kann mit Ruhe am Ball der Spielgestalter sein, der Barcelonas Kompaktheit aufbrechen kann. Nur gilt Alonso auch als "Pressingopfer", Barca dürfte ihm nicht zu viel Zeit lassen, sobald er den Ball am Fuss hat. Dazu offenbarte Alonso in den engen Spielen dieser Saison gegen starke (Konter-)Mannschaften auch Geschwindigkeitsdefizite.

Zwischen ihm und Schweinsteiger wird sich Guardiola wohl entscheiden - und im Sinne der stabilen Absicherung auf einen voll fokussierten Lahm hoffen müssen. Für Martinez kommt eine so gewichtige Partie wohl noch zu früh. Ein Einsatz von Sebastian Rode - in der Liga mit starken Leistungen - an Stelle von Alonso und/oder Schweinsteiger wäre ein enorm gewagter Schritt. Gianluca Gaudino oder Mitchell Weiser, die zuletzt in der Liga immer mal wieder ran durften, sind gegen Barca keine Startoption.

Mario Götze bleibt eine Wundertüte

Eine Linie davor dürften sich Müller und Götze die Arbeit auf den Flügeln teilen. Auf Müller ist defensiv wie offensiv Verlass, allein seine Anwesenheit dürfte Barcas Jordi Alba in dessen Offensivdrang einbremsen. Götze ist dagegen eine Wundertüte: Er ist in solchen spielen zu allem, aber auch manchmal zu nichts fähig. In den vergangenen Wochen fiel er im Vergleich zu den Mitspielern eher ab.

Lewandowski hat am Montag mit der Mannschaft trainiert. Das macht Hoffnung auf einen Einsatz. Die Nachwehen der Gehirnerschütterung vom vergangenen Dienstag scheinen überwunden. Lewandowski als Anspielstation und dauernde Gefahr für Pässe in die Tiefe wären enorm wichtig für die Bayern. Allerdings: Das Stilmittel, den Polen mit hohen Bällen zu versorgen, dürfte im Hinspiel kaum angebracht sein.

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