Der FC Bayern München verliert beim FC Barcelona das Hinspiel im Champions-League-Halbfinale mit 0:3. Ein Ergebnis, das klarer klingt, als es im Spielverlauf der Fall war. Dennoch lassen sich mehrere Gründe für die herbe Pleite der Bayern finden.

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1. Grund: Messi, Messi, Messi

Was soll man dazu noch sagen? Was Lionel Messi in diesem Champions-League-Halbfinale zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern München abgeliefert hat, ist eigentlich nur mit einem Wort zu beschreiben: Weltklasse.

Hatten die Bayern den kleinen Argentinier in Halbzeit eins noch halbwegs im Griff, liess Messi nach der Pause keinen Zweifel daran aufkommen, dass er nicht gewillt ist, den Weltfussballer-Titel noch einmal an Cristiano Ronaldo zu verlieren. Bei seinem ersten Treffer profitierte er noch von der Schlafmützigkeit der Bayern, die sich von Neymars Elfmeterforderungen ablenken liessen. In der 80. Minute zeigte Messi dann, weshalb ihm die Barca-Fans seit Jahren zu Füssen liegen.

Bei diesem 2:0 ist es müssig über einen möglichen Fehler von Jerome Boateng zu diskutieren - auch wenn er sich in bester Bayern-Tradition auf den Hosenboden gesetzt hatte. Messi wollte dieses Dribbling und er wollte dieses Tor. Wie er den deutschen Nationalspieler austanzt, ist unnachahmlich.

Lukas Podolski bringt es auf den Punkt:

Und mehr ist dazu wirklich nicht zu sagen.

2. Grund: Die Ideen fehlen

Auf dem Papier sah das Mittelfeld des FC Bayern München gar nicht so schlecht aus. Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Xabi Alonso, Thomas Müller - allesamt Weltmeister. Dazu Thiago, der derzeit wohl einer der talentiertesten Perspektivspieler der Welt ist.

Trotzdem blieben vor allem Lahm und Thiago blass. Die kreativen Momente fehlten. Schweinsteiger und Alonso ackerten zwar, doch vor allem bei Alonso schimmern immer wieder seine 33 Lebensjahre durch. Und Müller, der zwar stocherte, müllerte und arbeitete, überraschte mit einigen Aktionen eher sich selbst und seine Mitspieler als den Gegner. Mario Götze, der erst spät eingewechselt wurde, konnte an der Ausrechenbarkeit der bayerischen Offensivbemühung auch nichts mehr ändern.

In diesem Spiel merkte man deutlich: Arjen Robben und Franck Ribéry fehlen dem FC Bayern sehr.

3. Grund: die Taktik

Der Kapitän sprach wahre Worte. "Wir haben uns dreimal auskontern lassen. Das ist bitter", sagte Philipp Lahm nach dem Spiel. Tatsächlich ist es überraschend, dass Barcelona nicht bereits in der ersten Viertelstunde des Spiels einen Konter im Tor unterbrachte. Guardiola hatte zu Beginn der Partie eine Ausrichtung gewählt, die auf viele Experten wie ein Himmelfahrtskommando wirkte. Oliver Kahn analysierte zur Halbzeit im ZDF: "Die Dreierkette hat im Grossen und Ganzen gar nicht funktioniert. Hinten Mann gegen Mann zu spielen ist schon äusserst abenteuerlich. Guardiola wird nicht damit gerechnet haben, dass Barcelona so viele lange Bälle spielt."

Nach der Umstellung auf eine klassische Viererkette ohne Manndeckung funktionierte das Bayern-Spiel zwar besser, doch Abstimmungsprobleme gab es nach wie vor. Das zeigte sich bei den Gegentoren deutlich.

Auch die Auswechslung von Thomas Müller wird Guardiola als falsche Entscheidung angekreidet. Franz Beckenbauer sagte bei Sky: "Die Auswechslung ist nicht zu verstehen". Tatsächlich gehörte Müller zu den besseren Spielern auf dem Feld. Auch wenn ihm keine grossartige Aktion gelang, so sorgte er doch immer wieder für Unruhe in der Barca-Abwehr. Der eingewechselte Götze hingegen blieb blass.

4. Grund: die Müdigkeit

Die Bayern kommen in diesen letzten Saisonwochen auf dem Zahnfleisch daher. Sie boten gegen Barcelona zwar eine kämperisch gute Leistung - laut Rummenigge gar "heldenhaft" - doch zum Ende hin schwanden immer mehr die Kräfte. Weltklassespielern wie Lahm und Schweinsteiger merkt man noch an, dass sie lange verletzt waren. Es ist also kein Wunder, dass alle drei Barca-Tore in der Schlussviertelstunde fielen.

Auch im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund hatten sich bereits Verschleisserscheinungen gezeigt. Dabei spielen natürlich auch die vielen Verletzten eine Rolle. Guardiola hat derzeit einfach nicht die Möglichkeit, seinen fitten Spielern eine Pause einzuräumen. Wer laufen kann, spielt.

Und das gilt auch für das Rückspiel in München.

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