Die Welt beim FC Bayern München ist seit dem Dienstagabend wieder in Ordnung. Der deutsche Rekordmeister schoss sich mit dem 6:1 gegen den FC Porto im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League aus einer Minikrise, das katastrophale Hinspiel und die Querelen um den zurückgetretenen Vereinsarzt Heinz-Wilhelm Müller Wohlfahrt sind praktisch vergessen. Doch was bleibt vom grossen Spiel? Die wichtigsten Thesen zur Partie im Check.
1. These: Robert Lewandowski profitiert vom Ausfall Arjen Robbens und Franck Ribérys
Es war ein seltenes Bild für Fans des FC Bayern München am Dienstagabend in der Champions League: Die ersten drei Tore der Münchner wurden per Kopf erzielt, Thiago Alcantara, Jerome Boateng und Robert Lewandowski hiessen die Schützen. Was in früheren Zeiten zum Standardrepertoire der Münchner gehörte, ist seit der Dominanz der Flügelzange Arjen Robben/Franck Ribéry Mangelware. Beide ziehen den Weg in die Mitte und schnelle flache Kombinationen vor. Flanken sind nur B-, wenn nicht sogar C-Lösung.
Seit einiger Zeit fehlen aber die beiden Superstars, und vor allem
Allerdings davon zu sprechen, dass der Ausfall der Supertechniker einen positiven Effekt auf das Münchner Spiel haben könnte, ist Humbug. Denn wie immer gilt: Wer die Tore macht, ist egal. Und Lewandowski hat die Klasse, seine Spielweise an seine Mitspieler anzupassen.
Fazit: These stimmt teilweise.
2. These: Philipp Lahm ist auf der Aussenbahn wertvoller
Es war die wohl überraschendste Personalie im Spiel gegen den FC Porto:
Lediglich die traumhafte Volleykombination zum 3:0 durch Lewandowski wurde von Lahm eingeleitet. Eigentlich zu wenig, um wieder über eine dauerhafte Versetzung des Urgesteins an die Aussenlinie nachzudenken. Im zentralen Mittelfeld ist Lahm trotz der starken Konkurrenz durch
Da Portos Mittelfeld wenig aggressives Pressing betrieb, konnte
Fazit: These stimmt nicht.
3. These: Holger Badstuber und Jérome Boateng bauen das Spiel besser auf als Xabi Alonso
Die Szene sorgte für ungläubiges Staunen im Hinspiel. Xabi Alonso, seines Zeichens Edel-Spielmacher und -Abräumer im Bayern-Mittelfeld, verstolperte den Ball nach wenigen Sekunden und leitete so die Niederlage beim FC Porto ein. Pep Guardiola reagierte auf die schwache Vorstellung des Spaniers und den konsequenten Druck, den die Portugiesen auf ihn ausübten, mit einem taktischen Kniff.
Statt Alonso zum Spielaufbau zwischen die Innenverteidiger abkippen zu lassen, positionierte Guardiola ihn wesentlich offensiver. Die Folgen: Portos Mittelstürmer Jackson
Das Duo löste diese Aufgabe brillant. Ein langer Diagonalball nach dem anderen segelte in Richtung der Flügelspieler. Selbst wenn diese Pässe von Porto abgewehrt wurden, herrschte durch Alonsos offensivere Ausrichtung sofort Überzahl. Der zweite Ball blieb somit meist in bayerischem Besitz. Ständiger Druck und eine Vielzahl herausgespielter Chancen ergaben sich zwangsläufig.
Fazit: These stimmt - vorausgesetzt, der Gegner spielt mit.
4. These: Juan Bernat wird unterschätzt
Als Aussenverteidiger hat man es nicht leicht in München. Auf der einen Seite erdrückt die Ahnengalerie von Weltklassespielern wie Lahm,
Und dann kommt ein Juan Bernat in die Allianz Arena. Ein 22 Jahre alter Spanier vom FC Valencia. Zwar Juniorennationalspieler, aber über die Stadtgrenzen Valencias weitgehend unbekannt. Das scheint ihn selbst aber nicht im Geringsten zu stören. Unbekümmert und voller Elan spult Bernat in fast jedem Spiel sein Kreativprogramm auf der linken Seite ab. Defensiv weitgehend sicher und offensiv wirbelnd hat sich der Spanier einen Stammplatz erobert. Und das haben ihm vor der Saison mit Sicherheit die wenigsten zugetraut.
Trotzdem bleiben Lobeshymnen auf Bernat bislang aus. Medien und Fans konzentrieren sich auf die alten Bekannten, also
Fazit: These stimmt.
5. These: Auch bei einem 6:1-Erfolg gibt es Verlierer
Verantwortliche, Fans und Medien überschlugen sich nach dem Spiel vor Lob. Gigantische Bayern, perfekte Bayern, unschlagbare Bayern - das war der Tenor nach dem Schlusspfiff am Dienstagabend. Die Spieler sind allesamt Helden, allen voran Thiago und Doppeltorschütze Lewandowski.
Doch was ist mit den Verletzten und den Ergänzungsspielern? Die schauen in die Röhre. Zum Beispiel Dante. Der Brasilianer, seit der Heim-WM im Formtief, galt als einer der Hauptschuldigen für die Hinspiel-Pleite beim FC Porto. Zwar wurde er im Rückspiel eingewechselt, allerdings erst in der 90. Minute. Wiedergutmachung nicht möglich - und am Sieg nicht beteiligt.
Auch Bastian Schweinsteiger kann nicht gerade als Gewinner des Spiels gesehen werden. Nach seiner Verletzung noch angeschlagen auf die Auswechselbank verbannt, verfolgte er Thiagos Gala-Vorstellung von draussen. Im Mittelfeld wird es damit wieder eng und der Spanier geht durch seine Topform mit gehörigem Vorsprung ins Rennen um die wenigen Plätze.
Ähnliches wie für Schweinsteiger gilt auch für Javi Martinez. Das Comeback des langzeitverletzten Abräumers steht unmittelbar bevor. Im Mittelfeld bietet sich aber kaum Platz. Und die gute Verfassung Boatengs und Badstubers erhöht auch seine Einsatzchancen in der Abwehr nicht.
Fazit: These stimmt, Verlierer gibt es genug.
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