Der FC Bayern trifft am Dienstag in der Champions League auf den FC Salzburg. Der österreichische Meister ist ein stark polarisierender Klub - der in der heimischen Liga nicht nur sportlich überlegen ist.

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Mit dem FC Salzburg, gemeinhin bekannt als Red Bull Salzburg, trifft der FC Bayern München am Dienstagabend (Anpfiff ist um 21:00 Uhr) in der Gruppenphase der Champions League auf einen besonderen Gegner.

Schliesslich waren die Mozartstädter einst das erste Team innerhalb des Fussball-Imperiums von Brause-Hersteller Red Bull. Im Jahr 2005 besiegelte die Übernahme von Austria Salzburg den Einstieg des Brauseherstellers in den Profifussball. Inzwischen unterstützt das Unternehmen mit Boss Dietrich Mateschitz auch Teams in Deutschland, Brasilien, Ghana und den USA.

Seither sorgen vor allem Salzburg und das später übernommene Leipzig für Kontroversen unter den Fussballfans. Ob es sich weiterhin um ganz normale Klubs handelt oder doch nur um Marketing-Instrumente eines Wirtschaftsunternehmens, ist dabei nur eine Frage, die heiss diskutiert wird.

Mehr als doppelt so viel Umsatz wie Rapid Wien

Salzburg verfügt durch den Einstieg von Red Bull über ein signifikant höheres Budget als die Konkurrenz in Österreich. So haben die Salzburger in der Saison 2018/19 einen Gesamtumsatz von knapp über 119 Millionen Euro erzielt. Als Gewinn wurden 23,7 Millionen Euro ausgewiesen.

Diese Zahlen sind im Weltfussball natürlich Peanuts, aber in Österreich reicht kein anderer Klub an diese Zahlen heran. So weist Rapid Wien für die Saison 2018/19 mit 50,8 Millionen Euro nicht einmal halb so viel Umsatz auf wie die Salzburger. Rapids Gewinn von 180.000 Euro sind 0,7 Prozent der Salzburger Erlöse.

Ein solch massives finanzielles Ungleichgewicht führt natürlich auch in der Liga zu einer Salzburger Dominanz. So gewann RB in den vergangenen 15 Jahren 11-mal den Titel, nachdem Austria Salzburg zuvor nur drei Ligatitel insgesamt eingefahren hatte.

Mehrere Wechsel zwischen Salzburg und Leipzig

Neben der finanziellen und daraus resultierenden sportlichen Dominanz gibt es aber auch Kritik am Transfergebahren der Salzburger. Über 20 Spieler wurden schon von der Mozartstadt zum "Schwesterteam" nach Leipzig oder auf dem umgekehrten Weg transferiert.

Wobei die Wechsel zumeist eher einem Spielertausch gleichen als einem richtigen Transferpoker. Die Spieler werden oftmals auch deutlich unter Marktwert nach Leipzig abgegeben, obwohl vermutlich auch andere Klubs interessiert gewesen wären und möglicherweise auch mehr Ablöse berappt hätten.

Auch manchen Salzburger Fans stösst dieses Vorgehen sauer auf. Schliesslich müssen die Anhänger des österreichischen Topklubs akzeptieren, dass sie inzwischen nur noch die Nummer zwei im Fussball-Kosmos von Red Bull sind und der Fokus klar auf Leipzig und der Bundesliga liegt.

So gab es 2018, beim direkten Duell zwischen beiden RB-Teams in der Europa League, deutlich vernehmbare Kritik am Team aus Leipzig. Vor allem Leipzigs damaliger Sportdirektor Ralf Rangnick, der einst in Salzburg den Kurs für die RB-Klubs entwickelt hatte, stand im Fokus der Kritik der Salzburger Fans.

Talentscouting ist Salzburgs Trumpf

Salzburgs grosser Trumpf liegt in der Ausbildung von hochkarätigen Talenten. Mit dem "Farmteam" Liefering, das in der österreichischen zweiten Liga spielt, sowie einem Nachwuchsinternat, das höchsten europäischen Standards entspricht, ist Salzburg eine gute Adresse für hoffnungsvolle Nachwuchsprofis, die in die RB-Spielweise, bestehend aus Gegenpressing und schnellem Umschalten, passen.

"Unser Erfolgsgeheimnis ist vielleicht, dass wir genau wissen, wonach wir suchen. Wir suchen Spieler zwischen 16 und 19 Jahren, die perfekt zu unserer Spielphilosophie passen", sagte Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund bei "Spox.com".

Dabei fahndet der Klub weltweit: "Wir haben uns in den vergangenen Jahren weltweit ein gutes Netzwerk und viele wichtige internationale Kontakte aufgebaut."

Durch dieses Netzwerk konnte Salzburg unter anderem Sadio Mané, Naby Keita (beide heute Liverpool) oder Erling Haaland (heute BVB) als ganz junge Spieler verpflichten und später mit enormem Gewinn weiterverkaufen, nachdem die Talente ihre Qualität in Österreich und auf internationaler Bühne präsentieren konnten.

Laut Freund achtet man in Salzburg darauf, nur so viele ausländische Talente zu verpflichten, "dass wir uns um alle ganz intensiv und familiär kümmern können".

Auch Trainertalente erhalten ihre Chance

Doch nicht nur bei den Spielern ist der Klub auf der Suche nach den hoffnungsvollsten Talenten, auch auf der Trainerbank bekommen Neulinge ihre Chance. Der aktuelle Trainer Jesse Marsch war zunächst in New York beim dortigen RB-Klub tätig, bevor er ein Jahr als Co-Trainer von Ralf Rangnick bei RB Leipzig arbeitete. Im Anschluss übernahm er den Posten des Cheftrainers in Salzburg, nachdem sein Vorgänger Marco Rose den Klub in Richtung Mönchengladbach verlassen hatte.

Grundvoraussetzung für ein Interesse von Salzburg sei die Spielphilosophie, so Sportdirektor Freund: "Ein entscheidender Punkt ist, wie seine Mannschaft mit speziellen Situationen umgeht. Die Reaktion einer Mannschaft auf ein Gegentor oder Tor sagt beispielsweise viel über die Fähigkeiten ihres Trainers aus. Und auch, wie eine Mannschaft generell auftritt, miteinander umgeht und welche Energie am Platz zu spüren ist."

Weit vor Freunds Zeit war übrigens auch ein gewisser Hansi Flick in Salzburg tätig. Ab Juli 2006 arbeitete er zwei Monate als Co-Trainer von Giovanni Trapattoni, gemeinsam mit Lothar Matthäus, der ursprünglich Cheftrainer in Salzburg werden sollte.

"Lothar rief an und sagte, er wird Cheftrainer bei Salzburg und ob ich sein Co-Trainer werden möchte. Trapattoni sollte Sportdirektor werden", erzählte Bayern-Trainer Flick auf der Pressekonferenz am Montag. Doch für diesen Posten hielt sich der "Mister" offenbar noch zu jung. "Deshalb haben wir beide dann den Co-Trainer gemacht."

Nach zwei Monaten wechselte Flick jedoch zum DFB und übernahm den Co-Trainer-Posten bei Joachim Löw. Trotz seiner kurzen Zeit vor Ort stellte er RB Salzburg das Zeugnis eines "absoluten Topvereins" aus.

Verwendete Quellen:

  • Spox.com: "RB-Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund im Interview: 'Trainerscouting geniesst bei uns eine hohe Priorität'"
  • Skybet.de: "Das Fussball-Imperium Red Bull"
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