Sind Sie auch schon heiss auf das Finale der Champions League heute Abend? Nicht?! Okay, wir irgendwie auch nicht. Damit sich das ab sofort ändert, widmen wir dem Endspiel zwischen Juventus Turin und dem FC Barcelona seine ganz eigene kuriose Vorschau, die es sonst nur zur Bundesliga gibt. Ab dafür!

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Italiener spielen leider italienisch

Stell dir vor, es ist Champions-League-Finale in Berlin und fast niemanden interessiert's. Und wer ist schuld daran? Natürlich der FC Bayern München! Denn der verbaselte es im Halbfinale gegen den FC Barcelona doch recht deutlich. Ein Finale mit dem deutschen Rekordmeister in der deutschen Hauptstadt, das wäre doch mal eine richtig feine Geschichte gewesen. Stattdessen haben es Barca und Juventus Turin ins Endspiel (20:45 Uhr, LIVE im ZDF, bei Sky und bei uns im Ticker) geschafft. Es geht gewiss schlechter, aber so richtig haut einen das nicht vom Hocker.

Auch wenn es uns leid tut, liebe Juve-Fans, es liegt vornehmlich an der Finalteilnahme der "Alten Dame", dass die grosse Vorfreude auf den eigentlichen Höhepunkt dieser Fussball-Saison nicht aufkommen will. Die Italiener versprühen halt dieses gewisse Nichts. Und zwar deshalb, weil sie Italiener sind und Italiener meist ziemlich italienisch spielen. Das mag auch mal erfolgreich sein, schaut aber meist nicht so spektakulär aus. Vor allem wir neutrale Beobachter haben auf solch einen Fussball heute Abend keine Lust. Denn bei einem Finale ohne deutsche Beteiligung (von Marc-André ter Stegen im Barca-Tor mal abgesehen) möchten wir kein von der Taktik geprägtes Spiel sehen, sondern schlicht einen geilen Kick mit vielen Toren.

"El Tridente" ist viermal so gut wie der Hamburger SV

Doch keine Sorge, liebe Fussballfans: Dass der Ball heute Abend des Häufigeren im Tor zappelt, ist alles andere als unwahrscheinlich. Schliesslich reist der FC Barcelona mit seinem "Tridente" ("Dreizack"), bestehend aus Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez an. Diese drei Stürmer-Stars haben in dieser Saison zusammen 120 Pflichtspieltore erzielt. Das ist knapp vier Mal so viel wie das gesamte Team des Hamburger SV (31 Tore inklusive Relegation) geschossen hat. Da kann Juventus so italienisch sein wie es will - dieses Top-Trio ist eigentlich nicht zu stoppen.

Sucht sich Luis Suarez ein neues Appetit-Häppchen?

Zu allem Überfluss fehlt Juve im Finale Innenverteidiger Giorgio Chiellini wegen einer Wadenverletzung. Der 30-Jährige bildet mit Leonardo Bonucci ein ganz starkes Duo. In der Serie A kassierte Turin lediglich 24 Tore und in der Champions League auch nur sieben Treffer. Chiellini wird voraussichtlich von Andrea Barzagli ersetzt werden. Ja genau, Andrea Barzagli! Eben jener Andrea Barzagli, der zwischen Juli 2008 und Januar 2011 für den VfL Wolfsburg auflief und in 90 Prozent seiner absolvierten Spiele nicht unter Beweis stellte, herausragende Defensivkünste zu besitzen. Trotz seiner italienischen Italienerhaftigkeit, die ihn dazu prädestinieren müsste.

Doch das eigentlich dramatische an Chiellinis Verletzung ist: Es wird nicht zum Aufeinandertreffen des italienischen Nationalspielers mit Barcelonas Suarez kommen. Sie erinnern sich sicherlich: Gruppenspiel bei der WM 2014, Italien gegen Uruguay, zehn Minuten vor Schluss, Zweikampf zwischen Suarez und Chiellini, plötzlich beisst der Stürmer dem Verteidiger in die Schulter. In Berlin wird es eine solche Beiss-Attacke also nicht nochmal geben. Obwohl ... Vielleicht hat Suarez erneut Hunger auf etwas Italienisches. Mit Bonucci und Barzagli böten sich zwei leckere Appetit-Häppchen für den uruguayischen Feinschmecker an.

Adiós, Passmaschine!

Wenn Sie diese Zeilen durchlesen, empfehlen wir Ihnen, im Hintergrund Andrea Bocellis "Time to say Goodbye" laufen zu lassen. Oder wahlweise irgendwas anderes Schnulziges. Denn nur dann kommt das Ganze so gefühlsduselig, wie es sein muss. Denn heute Nacht müssen all diejenigen, die Fussball in seiner edelsten Form lieben, ganz stark sein. Barcelonas Stratege Xavi sagt dem europäischen Fussball "Adiós". Der 35 Jahre alte Mittelfeldspieler wird Barcelona nach 20 Jahren verlassen und in der kommenden Saison beim katarischen Klub Al-Sadd auflaufen.

Zwar hat Ivan Rakitic dem Spanier mittlerweile den Rang abgelaufen, dennoch gehört Passmaschine Xavi auch heute noch zu den besten Technikern dieses Sports. Genauso wie Juves Andrea Pirlo, der mit 36 Jahren möglicherweise sein letztes grosses Finale bestreiten wird. Bei einem Endspiel-Sieg zieht es den Spielmacher wahrscheinlich in die USA. Europa droht also gleich zwei unfassbar geniale Kicker zu verlieren.

Pirlo kennt das Berliner Olympiastadion übrigens bestens. Beim WM-Finale 2006 siegte er mit der "Squadra Azzurra" im Elfmeterschiessen gegen Frankreich. Zuvor hatte Zinedine Zidane sein Gegenüber Marco Materazzi per Kopfstoss niedergestreckt. So brutal muss es heute Abend nicht werden (verstanden, Herr Suarez?!). Doch gegen einen erneuten Elferkrimi hätten wir nichts einzuwenden. Denn dann wird's mit Sicherheit ein geiler Kick.

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