Das Warten hat ein Ende: Die Champions League startet in ihre 28. Saison. Aus deutscher Sicht ragt am ersten Spieltag der Gruppenphase das Dortmunder Heimspiel gegen den FC Barcelona heraus. Wir schätzen aber auch die Chancen der Bayern, der Leipziger und der Leverkusener ein.

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Der Sehnsuchtsort heisst Istanbul. Am 30. Mai kommenden Jahres schaut die Fussballwelt gebannt auf die Stadt am Bosporus. 32 Mannschaften machen sich auf, um das Finale der Champions League zu erreichen. Darunter sind vier Teams aus der deutschen Bundesliga.

Die Bayern und Leipzig erwischten auf dem Papier eher machbare Gruppen, Dortmund und Bayer Leverkusen bekommen es dagegen teilweise mit richtigen Krachern zu tun.

BVB: Platz eins oder Europa League?

Nach 21 Jahren und zwei Duellen um den europäischen Supercup kommt es endlich zum Wiedersehen Borussia Dortmunds mit dem FC Barcelona.

Für die Fans ist das erste Aufeinandertreffen beider Klubs in der Champions League ein Traum - für die Mannschaft dagegen die grösstmögliche Herausforderung.

"Wir haben die schwerste Gruppe erwischt", sagte Sportdirektor Michael Zorc nach der Auslosung bei bvb.de. "Barcelona gehört jedes Jahr zu den Favoriten auf den Titel in der Königsklasse. Inter Mailand hat in diesem Sommer extremst aufgerüstet."

Die Katalanen stellen mit Frenkie de Jong den besten Mittelfeldspieler und mit Leo Messi den besten Angreifer der abgelaufenen Champions-League-Saison. Dazu gesellen sich noch andere Weltstars wie Luis Suarez, Antoine Griezmann, Sergio Busquets oder Gerard Pique.

Nicht zu vergessen der frühere BVB-Liebling Ousmane Dembélé. Der Franzose aber hinterliess in Dortmund nach nur einer Saison im Sommer 2017 verbrannte Erde, als er den Dienst einstellte, um nach Barcelona wechseln zu können.

Angesichts des exquisiten Personals der Katalanen könnte der Berg für den BVB kaum höher sein. Doch im Hinspiel am Dienstagabend (21:00 Uhr) wirkt Dembélé aufgrund einer Muskelverletzung ganz sicher nicht mit. Auch Messis Mitwirken steht wegen einer Wadenverletzung stark in Frage, immerhin steht der Argentinier im Kader.

Zweitstärkster Widersacher des BVB in der Gruppenphase dürfte Inter Mailand werden. Internazionale war in den letzten Jahren zwar von der ganz grossen Bildfläche verschwunden, hat im Transfersommer aber brutal aufgerüstet und will endlich die grosse Lücke zu Napoli und Juventus in der heimischen Serie A schliessen.

Mit Romelu Lukaku und Alexis Sanchez hat Mailand einen brandneuen Angriff und in Trainer Antonio Conte seit ein paar Wochen auch das entsprechende Grosskaliber an der Seitenlinie stehen. Die Nerazzurri waren aus Topf drei das denkbar schwerste Los für den BVB.

Dazu gesellt sich noch Slavia Prag. Für die Tschechen dürfte die Gruppenphase eine grosse Erlebnisreise in ein paar der schönsten Stadien des Kontinents werden. Mehr aber auch nicht. Slavia ist der 1:100-Aussenseiter, jeder Punktgewinn in der Gruppe wäre ein Riesenerfolg für die Mannschaft, die bis auf wenige Ausnahmen nur mit Tschechen bestückt ist.

Für den BVB sind die beiden Partien gegen Slavia nichts weiteres als Pflichtaufgaben, den Rest entscheidet die Tagesform. Das Erreichen der K.o.-Phase wird schwer genug - Lucien Favres Team ist aber auch Platz eins in der Gruppe zuzutrauen.

RB Leipzig mit der Europa-League-Gruppe

Die auf dem Papier einfachste Gruppe neben der von Manchester City (Donezk, Zagreb, Atalanta) hat ganz sicher RB Leipzig erwischt. In zweiten Jahr in der Königsklasse hätte es statt mit Zenit, Benfica und Lyon als Gegner auch ganz anders kommen können.

Leipzig wird aus den Erfahrungen seiner verkorksten letzten CL-Saison mit einer ähnlich machbar erscheinenden Gruppe gelernt haben und dürfte sich in jedem der sechs Spiele mindestens auf Augenhöhe mit dem jeweiligen Gegner sehen.

Der erste heisst Benfica (Anpfiff Dienstag 21:00 Uhr) und war im vergangenen Jahr im Viertelfinale der Europa League Eintracht Frankfurt nicht gewachsen. Zudem hat der fünfmalige Gewinner des Europapokals der Landesmeister seine grosse Hoffnung Joao Felix in diesem Sommer an Atlético Madrid verloren, dazu noch Legende Raul Jimenez. Positiver Nebeneffekt: Kein Klub europaweit erzielte einen höheren Transferüberschuss.

Trainer Bruno Lage bastelt an einer neuen Mannschaft, die in der Champions League zwar Erfahrung hat, sich in den entscheidenden Wochen im Frühjahr aber fast immer wieder früh verabschiedet.

Zenit war zwar in Topf eins mit den absoluten Hochkarätern gelistet, die ganz grossen Jahre der Russen im Europapokal liegen aber schon eine Weile zurück. 2008 gewann der Verein den Vorgänger-Wettbewerb der Europa League, den UEFA-Cup.

Die Mannschaft von Trainer Sergej Semak stellt biederen europäischen Durchschnitt dar, Stars sind die Angreifer Artem Dzjuba und Malcolm. Der teuerste Zugang der Klubgeschichte ist derzeit aber verletzt. Der Iraner Sardar Azmoun ist ein anderer interessanter Spieler.

Wie bei St. Petersburg und Lissabon ist auch für Olympique Lyon die ganz grosse Zeit vorbei. Die Franzosen gehörten einst zum Establishment der Königsklasse, nach einem Neustart vor zwei Jahren kämpft sich OL gerade wieder langsam zurück.

Die Stars der Mannschaft sind der Niederländer Memphis Depay und Moussa Dembelé, im zentralen Mittelfeld gilt der erst 21-jährige Houssem Aouar als kommender Superstar.

Lyon bringt neben Leipzig das beste Gesamtpaket mit und dürfte sich mit Julian Nagelsmanns Mannschaft um den Gruppensieg balgen. Alles andere als der Einzug in die K.-o.-Runde wäre angesichts dieser Gruppe eine Enttäuschung aus Leipziger Sicht.

FC Bayern mit grossem Losglück

Die Bayern starten mit einem Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad (Mittwoch, 21:00 Uhr). Die Serben sind alte Bekannte der Bayern.

Im Halbfinale des damaligen Europapokals der Landesmeister scheiterte der deutsche Rekordmeister im April 1991 in der Schlussminute des Rückspiels wegen eines Eigentors von Klaus Augenthaler mit einem 2:2 in der Hölle von Belgrad. Roter Stern hatte das Hinspiel in München mit 2:1 gewonnen und sicherte sich im Elfmeterschiessen des Endspiels gegen Olympique Marseille die begehrteste Trophäe im europäischen Vereinsfussball.

Aktuell ist Roter Stern allenfalls noch eine Art Ausbildungsklub für die zahlungskräftigen Klubs aus der oberen europäischen Riege. Geld ist kaum vorhanden, die besten Spieler machen regelmässig den Abflug, das ehrwürdige Marakana fällt im Vergleich zu den Hochglanzarenen Europas völlig aus dem Rahmen und aus der Zeit.

Kapitän der Belgrader ist Marko Marin, der in Serbien seinen gefühlt fünften Frühling erlebt. Roter Stern ist ein interessantes Los, aber für die Bayern in beiden Spielen kein Problem.

Vorjahresfinalist Tottenham dürfte für die Münchner den schwersten Brocken darstellen. Die Spurs scheiterten in der Vorsaison nach einer fast schon märchenhaften Reise erst am späteren Gewinner FC Liverpool.

Auf dem Weg dorthin überstanden die Londoner allerdings die "Todesgruppe" mit Barcelona, Inter und PSV Eindhoven, schalteten danach Dortmund, Manchester City und die Überflieger aus Amsterdam in der K.-o.-Phase aus.

Die Spurs bestechen als Kollektiv, rund um den einzigen "echten" Star Harry Kane haben die Londoner eine sehr homogen besetzte Mannschaft beisammen, die keine grossen Schwachpunkte offenbart und ihren grössten Trumpf auf der Bank sitzen hat: Trainer Mauricio Pochettino war pikanterweise auch immer mal wieder als Trainer bei den Bayern im Gespräch und gilt als eines der verheissungsvollsten Talente seiner Zunft.

Olympiakos Piräus ist zwar kein unbeschriebenes Blatt im europäischen Fussball, in der Königsklasse aber geradezu ein Leichtgewicht. Die Griechen haben im Vergleich zu den Bayern oder Tottenham eine No-Name-Truppe beisammen, in der Neuzugang Mathieu Valbuena noch der spektakulärste Spieler sein dürfte.

Zwar sind Auswärtsspiele im Stadion Georgios Karaiskakis alles andere als ein grosses Vergnügen, ein Stolperstein dürfte Olympiakos für die Bayern aber trotzdem kaum werden - ebenso wenig wie Roter Stern.

Die Münchner sollten als Gruppensieger in die K.-o.-Runde einziehen.

Hammergruppe für Bayer Leverkusen

Ganz anders sieht die Lage für und bei Bayer Leverkusen aus. Mit Juventus und Atlético haben sich zwei Schwergewichte in die Gruppe D verirrt, dazu kommt mit Lok Moskau ein zumindest unbequemer erster Gegner (Anpfiff Mittwoch 21:00 Uhr).

Die Russen könnten das Zünglein an der Waage spielen, wenn es ums Weiterkommen geht. Der dreimalige Landesmeister überstand nur 2003 und 2004 die Gruppenphase der Champions League und ist die mit Abstand schwächste Mannschaft der Gruppe. Jeder Punktverlust gegen Benedikt Höwedes' Team wiegt deshalb doppelt schwer.

In der vergangenen Saison kassierte Höwedes mit Lok gegen seinen Ex-Klub Schalke in der Champions League zwei Niederlagen. In seiner Historie verlor Lokomotive von bisher zehn Duellen mit Bundesliga-Klubs neun.

Moskau wird mit der Vergabe der beiden ersten Plätze nichts zu tun haben, dafür reicht die Qualität der Mannschaft schlicht nicht aus. Leverkusen dagegen benötigt einige absolute Sahne-Abende, wenn sich der Traum von der K.o.-Runde erfüllen soll.

Juventus mit seinen Superstars und seinem verzweifelten Kampf um Europas Thron dürfte eine kaum zu überwindende Hürde darstellen für die Mannschaft von Peter Bosz.

Die alten Veteranen Gigi Buffon, Leo Bonucci, Giorgio Chiellini, Blaise Matuidi, Mario Mandzukic und natürlich Cristiano Ronaldo sind ganz besonders hungrig, unterstützt werden sie von herausragenden Verpflichtungen wie Matthijs de Ligt, Adrien Rabiot oder Aaron Ramsey.

Die Alte Dame stellt im Prinzip zwei wettbewerbsfähige Kader, hat mit die beste Tiefe und Leistungsdichte innerhalb der Mannschaft, bringt unglaublich viel Erfahrung mit und den Ehrgeiz, nach 24 Jahren und zuletzt drei verlorenen Endspielen endlich mal wieder den Henkelpott zu holen.

Atlético hat zwar Diego Godin, Luis Felipe, Antoine Griezmann, Rodri und Lucas Hernandez verloren und damit das Rückgrat der überaus erfolgreichen Mannschaft der letzten Jahre. Aber Trainer Diego Simeone ist ja immer noch da und damit das Gehirn und der Fixpunkt des gesamten Klubs.

Atlético hat sich überragend verstärkt, unter anderem mit dem bereits erwähnten Wunderkind Joao Felix, und hat überraschend schnell eine neue Struktur und Hierarchie innerhalb der Mannschaft gebildet. Die Spanier dürften der grosse Kontrahent werden in Leverkusens Kampf um Platz zwei in der Gruppe.

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