Shankly, Paisley - Klopp? Der derzeit wohl beste deutsche Trainer hat die Fans des FC Liverpool mit seinem Fussball verzaubert und steht auf dem Sprung, in den Kreis der Heroen des Klubs aufzusteigen.

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Es gibt drei internationale Sprachen, so sagt man: Die Liebe, die Musik und den Fussball. Und in Liverpool gibt es von all dem eine ganze Menge.

Liverpool ist die Stadt der Musik und die Stadt des Fussballs und beidem wird so viel Liebe und Zuneigung zuteil wie in wenigen anderen Städten.

Die Beatles haben Liverpool weltberühmt gemacht. Zwar war der FC Liverpool schon ein paar Jahrzehnte vor den Pilzköpfen da, mit dem Aufstieg der Beatles begann aber auch erst der Durchmarsch der Reds zu einer Weltmarke. Damals wurde nichts weniger als ein Mythos geboren.

Es ist mehr als ein Job, Trainer des FC Liverpool zu sein. Es ist eine Lebensaufgabe, zumindest wenn man so perfektionistisch ist wie Jürgen Klopp.

Grosse Manager haben die Reds zu dem gemacht, was sie heute sind. Bill Shankly und Bob Paisley sind Ikonen, oft kopiert und doch nie erreicht.

Rafa Benitez hat einst den wildesten Sieg der Vereinsgeschichte eingefahren, das "Wunder von Istanbul" gegen den AC Milan. Und doch blieben Shankly und Paisley für den nüchternen und sehr reservierten Spanier unerreichbar.

Fans liegen Jürgen Klopp zu Füssen

Jürgen Klopp verfolgt seit seiner Amtsübernahme eine andere Strategie. Wobei gar nicht so recht klar ist, ob Klopp dabei aus Kalkül handelt oder ob er einfach nur seinem Instinkt folgt.

Klopp hat jedenfalls recht schnell bemerkt, dass der Zugang zu diesem Klub nur über die Fans erfolgen kann. Und die liegen dem Deutschen längst zu Füssen.

Es gibt Bücher und zahllose Essays über den Trainer und natürlich jede Menge Songs und Hymnen. Fussball-Philosophen zermartern sich den Kopf darüber, wie ausgerechnet ein Deutscher einen der brodelndsten Klubs der Premier League noch mehr emotionalisieren konnte.

Seit Jahrzehnten werden die Top-Klubs in der besten Liga der Welt von ausländischen Trainern angeleitet. Auf Trainer aus Deutschland konnte oder wollte die Premier League bis vor wenigen Jahren aber geflissentlich verzichten.

Klopp wurde zum ersten, der einen der Big Four übernahm. Und die Konstellation Liverpool und Klopp könnte passender kaum sein.

Perfekt für diese Stadt

Die Umstellung auf die Premier League und ihre Anforderungen gelang Klopp und seinem Trainerteam beinahe im Handumdrehen.

Was in Deutschland immer gerne vergessen wird: In England ist der Trainer gleichzeitig auch Manager in Personalunion und damit nicht nur zuständig für die Mannschaft, sondern auch für Transfers und Budgetplanungen, und sogar für einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit und ein wenig Marketing.

Das ist eine enorme Aufgabe. Aber Klopp jammert nicht, er beklagt sich nicht darüber - sondern geht mit nicht enden wollendem Elan an die Dinge ran.

Das mögen die Menschen in der Arbeiterstadt, die einst den Kürzeren gezogen hat gegen Manchester, als es um den Ausbau des Hafens ging und die damit ihren grössten Industriezweig fast komplett verloren hat. Im Fussball fanden und finden die Manschen die nötige Bestätigung.

Klopp macht seine Spieler besser

"Ich weiss, dass Liverpool immer den etwas schwereren Weg nehmen muss. So ist es jetzt wieder. Am Ende hatte Liverpool meistens Erfolg", sagte Klopp nach dem Halbfinal-Hinspiel gegen die Roma.

Er trifft mit Sätzen wie diesen voll den Nerv der Fans, die doch immer das Gefühl haben, besonders hart für alles arbeiten zu müssen.

Der wilde Überfallfussball seiner Mannschaft passt zum Puls der Stadt, er ist archaisch, ungestüm und manchmal auch erfolglos. Nichts von der Stange, kein kalkulierter Zynismus wie beim grossen Rivalen Manchester United unter Jose Mourinho.

Klopp hat eine Mannschaft nach seinem Gusto gebastelt, mit Spielern aus der 1B-Kategorie des Weltfussballs. Der FC Liverpool ist keine arme Kirchenmaus, er steht - Investor, horrende Ablösesummen - auch für vieles Schlechte des modernen Fussballs.

Aber Klopp hat mal wieder das geschafft, was er schon in Dortmund in Perfektion geschafft hat: Er bringt das Beste aus seinen Spielern hervor und macht fast alle von ihnen besser.

Ein Aushängeschild des deutschen Fussballs

Für die aufstrebenden Generation deutscher Trainer hätte nichts Besseres passieren können als das Engagement von Klopp in Liverpool. Klopps Trauzeuge David Wagner sorgt mit Huddersfield FC für Furore, er ist ein kleiner Kronprinz im Schatten des omnipräsenten Klopp.

"Es ist sehr, sehr wichtig für den deutschen Fussball, so einen grossen Trainer wie es Jürgen ist, im Ausland bei solch einem grossen Klub präsentieren zu können", sagte Matthias Sammer bei Eurosport neulich. "Die Premier League ist aktuell das Nonplusultra auf der Welt. Und in dieser Liga jemanden zu haben, der erfolgreich arbeitet, im Champions-League-Finale steht, ist ein Aushängeschild für Deutschland. Für ihn persönlich, für Deutschland und für alle deutschen Trainer."

Sammer und Klopp hatten in der Vergangenheit durchaus das eine oder andere Scharmützel, aber dem künftigen Berater von Borussia Dortmund imponiert die Arbeit des einstigen Rivalen offenbar so sehr, dass Sammer sogar noch einen Schritt weitergeht.

"Jürgen ist ein prädestiniertes Beispiel für die Faktoren Entwicklung und Zeit. Er steht für eine absolut gelungene Integration zwischen Mannschaft und Trainer. Er war immer unumstritten. In diesem Jahr ist mein Respekt vor ihm und seiner Arbeit bei einem grossen Klub im Ausland nur noch grösser geworden."

Auf dem Weg zur Liverpool-Legende fehlt Klopp jetzt eigentlich nur noch ein wichtiger Titel. Seit 28 Jahren warten die Scousers auf die englische Meisterschaft, inklusive Klopp haben sich acht verschiedene Trainer daran versucht.

Etwas einfacher dürfte es in einem der Pokalwettbewerbe sein, die grösste aller Chancen bietet sich nun am Samstag gegen Real Madrid.

Der spektakulärste Klub der Welt, Real Madrid, im Finale des wichtigsten Vereinswettbewerbs der Welt: Grösser könnte die Aufgabe nicht sein - aber eben auch die Chance, sich unsterblich zu machen in Liverpool.

Zuletzt hat Klopp alle wichtigen Endspiele als Trainer verloren, im DFB-Pokal, in der Champions League und in der Europa League.

Wenn er das nun ändert, wird er für immer unvergessen bleiben in Liverpool.

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