Ganz Frankfurt hat auf das Duell in der Champions League gegen die SSC Napoli gewartet. Zwei verschiedene Systeme prallten aufeinander, auch die Ausnahmekönner standen im Mittelpunkt.

Eine Analyse
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Lange hat Eintracht Frankfurt auf ein K.o.-Spiel in der UEFA Champions League gewartet. Am Dienstagabend erklang die berühmte Hymne vor dem Achtelfinalhinspiel gegen die SSC Napoli und die Stimmung im Stadion war elektrisierend.

Schon vor dem Spiel gab es viele Geschichten, so standen sich zwei der grössten Newcomer im europäischen Fussball auf dem Feld gegenüber: Randal Kolo Muani, Stürmer von Eintracht Frankfurt, und Kvicha Kvaratskhelia, der georgische Aussenbahnspieler der Partenopei, dem in Neapel bereits der Spitzname "Kvaradona" anhaftet - in Anlehnung an den grossen Diego Armando Maradona.

Doch nicht nur die Ausnahmekönner in der Offensive standen im Vorfeld der Partie im Mittelpunkt, auch die beiden Systeme. Eintracht Frankfurt steht für Wucht, Dynamik und ein gutes Umschaltspiel mit Akteuren, die auf den Beinen und im Kopf blitzschnell sind. Neapel hingegen besticht durch Kontrolle, lässt den Ball und den Gegner gut laufen. Die Italiener haben zudem die Fähigkeit, eine gegnerische Mannschaft zu analysieren und Wege zu finden, während das Spiel läuft.

Frankfurts Start sorgt für Probleme bei Neapel

Eintracht Frankfurt startete genau so in dieses Spiel, wie ein Team vor heimischer Kulisse starten muss. Die Hessen gewannen die entscheidenden Zweikämpfe, erarbeiteten sich früh eine gute Torchance. Vor allem Randal Kolo Muani war nur schwer zu greifen, der Franzose schoss aus spitzem Winkel knapp am Tor vorbei. Auf der Gegenseite war von den Offensivkünstlern zunächst wenig zu sehen, Neapel wollte mit Spielkontrolle, einem flachen Aufbau und Geduld zu den Chancen kommen.

Es dauerte nicht lang, bis Napoli einen Weg fand, Kolo Muani besser zu kontrollieren. Min-jae Kim bewachte den Franzosen sehr gut, blockte die Räume, in die der dynamische Angreifer ziehen wollte. Dadurch waren beide in viele direkte Duelle involviert, die der Südkoreaner weitgehend für sich entschied. Dem Offensivspieler der SGE wurde schnell die Luft zum Atmen genommen, dadurch musste er andere Räume finden und diese besetzen.

Neapel: Ruhe, Finesse und natürlich Osimhen

Im Gegenpressing setzten beide Teams Akzente, der Vortrag mit dem Ball war aber grundverschieden. Frankfurt brauchte wenige Stationen, Neapel setzte auf eine klare Raumaufteilung und mehr kurze Pässe. Die Passquote zur Halbzeit verdeutlichte das, bei den Hessen kamen nur rund 73 Prozent der Bälle an, bei Neapel fast 90. Und die Italiener spielten knapp 200 Pässe mehr alleine in den ersten 45 Minuten.

Das ist auch die Überleitung zum zweiten Teil der ersten Halbzeit. Während Frankfurts Anfangseuphorie erlosch, dirigierte Neapel-Coach Luciano Spalletti sein Team und passte vieles an. Punktuell wurde nun seitens der Italiener schnell in die Spitze gespielt, aber aus einer besseren Grundordnung und mit einer besseren Raumbesetzung heraus. Plötzlich gab es dann auch Chancen für Neapel. Ein Pfostenschuss und ein Elfmeter waren die Folge, diesen konnte Kevin Trapp aber parieren.

Insbesondere gegen Victor Osimhen, der nun auftaute, weil die Gäste druckvoller spielten, fand die SGE nur schwer ein Mittel. Es reichte dann auch der eine brillante Moment, um ihn freizuspielen. Neapel legte sich den Gegner zurecht, spielte den Tiefenball, der die Abwehr ins Wanken brachte und Hirving Lozano musste nur noch auf Osimhen querlegen, der beim 1:0 keine Mühe hatte. Das Stürmerduell ging bis dahin an den Nigerianer.

Champions League: Neapel findet endgültig den Rhythmus

Für Eintracht Frankfurt ging es in der zweiten Halbzeit darum, Kolo Muani und dessen Offensivkollegen besser in Szene zu setzen, Neapel musste dies primär verhindern. Viel mehr stand in der Halbzeit auch gar nicht auf der Agenda, denn die Spielkontrolle war vorhanden, die Passsicherheit über weite Strecken ebenfalls. Nach Wiederanpfiff zeigte sich auf dem Feld schnell, dass die Gäste die eigenen Vorsätze für den zweiten Spielabschnitt besser in die Tat umsetzen konnten.

Neapel spielte geradlinig, schnörkellos, war aber gleichzeitig kreativ genug, das Pressing der Hessen ins Leere laufen zu lassen. Die Gäste kamen zu Abschlüssen, Frankfurts Dynamik wich Hektik und Nervosität. Es fehlte zudem das Spielglück, denn der Platzverweis für Kolo Muani wegen offener Sohle war hart, aber nicht durch den VAR zu korrigieren, weil keine klare Fehlentscheidung vorlag.

Das spielte Neapel umso mehr in die Karten. Die Gäste hatten jetzt zusätzlich zu ihren technischen Vorteilen noch einen räumlichen Vorteil. Den nutzten sie auch eiskalt aus. Kvaratskhelia war nicht greifbar für die Hessen, bewegte sich brillant, verstand es gut, Osimhen die typischen Laufwege zu ermöglichen. Und der Georgier hatte den Geistesblitz in Form eines Hackenpasses, der zur Vorlage für das 0:2 und damit spielentscheidend wurde.

Fazit: Neapel zu gut für Eintracht Frankfurt

Die erste Halbzeit des Spiels bot auf beiden Seiten viel Analysematerial. Frankfurt begann mutig, Neapel musste den Gegner zunächst scannen, analysieren und dann die Schlüsse daraus ziehen. Aus einer guten Ordnung heraus gelang das auch und die Italiener erarbeiteten sich Feldvorteile und das 0:1. Während Frankfurt zunehmend Probleme hatte, den eigenen Schlüsselspieler in Szene zu setzen, sorgte das System der Spalletti-Elf dafür, dass die eigenen Stärken immer besser ausgespielt werden konnten.

Kolo Muani begann gut, wurde dann aber deutlich besser kontrolliert, während Neapel die Mittel fand, die Stärken von Kvaratskhelia und Osimhen sukzessive besser in Szene zu setzen. Die höhere Qualität, die Abgezocktheit und das unglaubliche Momentum, das die Italiener in dieser Saison haben, waren am Ende in Kombination entscheidend. Neapel war das bessere Frankfurt, weil es die Schlüsselspieler gewinnbringend einsetzte, technisch auf einem höheren Niveau agierte und weniger Fehler machte. Deswegen war der Sieg am Ende auch hochverdient.

Verwendete Quelle:

  • Uefa: Matchstatistiken Frankfurt vs. Neapel
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