Dortmunds Niederlage gegen Real Madrid war eine Blaupause der Pleite gegen die Tottenham Hotspur. Der BVB wird seine Herangehensweise in den Spielen gegen grosse Mannschaften wohl ändern müssen, wenn die Chance auf das Achtelfinale leben soll.

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Man kann ja nicht behaupten, dass bei Spielen mit Dortmunder Beteiligung nichts los wäre. Etwas mehr als 3,5 Tore fallen pro Pflichtspiel in dieser Saison, insofern passt das 1:3 gegen Real Madrid in der Champions League auch voll ins Bild.

BVB-Spiele, das sind Spektakelveranstaltungen, aufregende Exzesse des Fussballs, der in der Bundesliga in dieser Saison ansonsten doch sehr bieder daherkommt.

Miserabler Start in der Königsklasse

Aber nicht erst durch die Niederlage gegen Madrid stellt sich die Frage, wie erfolgreich diese Art der Umsetzung auf höchster Ebene sein kann? Nach dem besten Start aller Zeiten in die Bundesliga legte der BVB nun den schlechtesten aller Zeiten in die Königsklasse hin.

Sechs Punkte beträgt der Rückstand nun schon auf Rang zwei und damit die Aussicht aus das Achtelfinale. Noch ist die K.o.-Runde nicht ganz verloren, mindestens drei Siege und ein paar aus Dortmunder Sicht entsprechende positive Ergebnisse der Tottenham Hotspur und es könnte noch etwas werden mit dem Überwintern in der Champions League.

Das grosse Aber: Spielt der BVB den in der Bundesliga überaus erfolgreichen Fussball auch auf europäischer Bühne in der bisherigen Art weiter, fliegt die Mannschaft hochkant aus dem Wettbewerb.

Beim Start in London gegen die Spurs wurde die Borussia ausgehebelt, das Spiel endete 1:3. Und gegen Real gab es in vielen Bereichen eine Blaupause des Tottenham-Spiels zu sehen.

Defizite werden brutal bestraft

Der Plan von Peter Bosz sieht vor, nach einem Ballverlust sofort ins Gegenpressing zu gehen und das in der grösstmöglichen Aggressivität und Bedingungslosigkeit. Die Chancen auf eine zügige Ballrückeroberung steigen dadurch und damit auch die Chance, schnell wieder vor das gegnerische Tor zu kommen und den Gegner in ungeordneten Momenten schwer zu bestrafen.

In der Bundesliga hat sich diese Herangehensweise schon ein paar Mal als Vabanquespiel entpuppt, die bisher aber überschaubare Qualität der Gegner verhinderte mehr als dieses bisher eine Gegentor.

In der Champions League wurde der BVB für sein offensives Nach-vorne-Verteidigen mit schlechter Absicherung jetzt in zwei Spielen schon sechs Mal bestraft. Und war damit noch mehr als gut bedient.

Natürlich hätte auch die Partie gegen Real eine andere Wendung nehmen können, wenn Dortmund das erste Tor erzielt oder der Schiedsrichter auf Handspiel von Sergio Ramos entscheidet. In London wurde Dortmund bereits ein reguläres Tor zum vermeintlichen Ausgleich aberkannt.

Die unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen dürfen aber nicht über die defensiven Defizite hinwegtäuschen, die gegen Gegner mit einem guten Plan und der nötigen individuellen Klasse, also gegen Champions-League-Gegner, brutal zum Tragen kommt.

Schlechte Defensivleistung

"Wir waren im Defensivverhalten heute sehr schlecht, das war nicht das Dortmund-Niveau“, motzte Bosz nach dem Spiel. "Klar, wir haben gegen einen sehr guten Gegner gespielt, aber das müssen wir besser machen.

Wir waren nicht im Spiel, haben keinen Druck auf den Ball bekommen und waren jedes Mal einen Schritt zu spät. Das müssen wir analysieren und in der Zukunft besser machen.“

15 Abschlüsse im eigenen Strafraum liess Dortmund gegen Real Madrid zu, neben den drei Gegentoren gab es auch vier weitere hundertprozentige Chancen für die Königlichen.

Ein 4:6 wäre absolut möglich gewesen. Immer wieder wurden die Gastgeber im Umschaltspiel von Real erwischt. Im Mittelfeld gab es keinen Druck auf den Ball, in der Folge konnten sich Reals Spieler immer wieder problemlos drehen und mit ihren Pässen die Tiefe hinter Dortmunds Viererkette ansteuern.

Kroos: "Probleme im Umschalten“

"Wir haben uns Dortmund vorher gut angeschaut und analysiert. Da war zu sehen, dass sie den Ball haben wollen, im Umschalten aber auch Probleme haben“, sagte Toni Kroos. Auch der Weltmeister war wohl etwas überrascht darüber, dass es bereits nach einer Viertelstunde gut und gerne hätte 1:3 stehen können. "Wir waren da schon zweimal ganz frei durch, sind schnell in die Spitze gekommen und wurden gefährlich.“

Unheimlich grosse Räume hätte seine Mannschaft gehabt und viel Platz, so Kroos weiter. "Wenn wir heute fünf oder sechs Tore machen, dann haben wir immer noch nicht alle Chancen genutzt.“

Dortmunds Pressingfussball kann einen Gegner förmlich erdrücken, er ist in der Bundesliga für 19 Tore in sechs Spielen gut und für noch deutlich mehr hochkarätige Torchancen für den BVB.

Für die Königsklasse erscheint der Dortmunder Ansatz noch zu grün. Real lieferte nach den Spurs den zweiten Anschauungsunterricht, wie man der Borussia trotz der massiven Offensivwucht beikommen kann.

Vielleicht muss der Trainer seinen rigorosen Plan für die grossen Aufgaben in den Rückspielen gegen die beiden Führenden in der Tabelle etwas anpassen. Nur aus Fehlern kann man schliesslich lernen. Das sollte dann aber auch der Fall sein.

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