• Der FC Bayern dominiert Paris Saint-Germain und steht im Viertelfinale der Champions League.
  • Die Leistung nährt Hoffnungen in München, dass es in der Königsklasse ganz weit gehen kann.
  • Und Trainer Julian Nagelsmann gelingt ein Befreiungsschlag.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Patrick Mayer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Joshua Kimmich lief mit einem breiten Grinsen durch die Mixed Zone der Münchner Allianz Arena. "Heute nicht", flüsterte der Schwabe den versammelten Journalisten lächelnd zu. Der 28-jährige Mittelfeldstratege hatte beim 2:0 (0:0) seines FC Bayern gegen PSG mit einer überragenden Leistung zuvor lieber Taten sprechen lassen.

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FC Bayern: Münchner stehen im Viertelfinale der Champions League

Der Sieg im Rückspiel gegen die Pariser bedeutete für den deutschen Rekordmeister den Einzug ins Viertelfinale der Champions League (11./12. und 18./19. April). Knüpfen die Münchner an die Gala aus der zweiten Halbzeit an, dürfte in der Königsklasse in dieser Saison noch viel mehr drin sein. Vieles sprach an diesem spannenden Abend in Fröttmaning dafür.

Allen voran die Körpersprache der Bayern, die sich in der Defensive immer wieder abklatschten und gegenseitig pushten. Bestes Beispiel: Abwehrchef Matthijs de Ligt wusste nach seiner herausragenden Grätsche nach 38 Minuten gar nicht, wohin mit seinen ganzen Emotionen. Der Niederländer hatte mit grossem Willen den Ball vor der Linie weggekratzt und damit einen Lapsus von Torwart Yann Sommer ausgebügelt. Der Schweizer Goalie hatte sich den Ball im Spielaufbau in der Box von Achraf Hakimi abluchsen lassen.

FC Bayern: Matthijs de Ligt zeigt gegen PSG überragende Grätsche

Das anschliessende Schüsschen von Vitinha auf das bajuwarische Tor roch de Ligt förmlich. Sommer versprach dem 23-jährigen Innenverteidiger hinterher im ZDF einen "LKW voll Schweizer Schokolade". Darauf angesprochen meinte de Ligt in der Mixed Zone lachend: "Ich liebe das, aber nicht zu viel." Er gewann zwar nur 50 Prozent seiner Zweikämpfe, aber stets die wichtigen.

"Wenn du in zwei Spielen gegen Stürmer wie Neymar, Messi und Mbappé zweimal zu Null spielst, ist das natürlich für einen Verteidiger sehr, sehr gut", sagte er und machte in der zweiten Halbzeit "mehr Intensität und Aggressivität" aus. Sinnbildlich für das gesamte Team: Noch im ersten Durchgang hatte sich de Ligt den einen oder anderen nervösen Fehlpass geleistet. Doch er arbeitete sich sichtlich ins Spiel - gekrönt durch seine Rettungsaktion. "Mein Motto ist 'never give up'. Ich glaube, dass ich ein Verteidiger bin, der immer alles gibt", erklärte er seinen besonderen Torverhinderungsriecher und lobte "die Chemie in unserer Verteidigung. Stani hat überragend gespielt, Upa war der Wahnsinn. Phonzie hatte auch zwei sehr wichtige Blocks".

FC Bayern: Julian Nagelsmann vertraut auf eine Viererkette

Mit Josip Stanisic, Dayot Upamecano und Alphonso "Phonzie" Davies hatte der Holländer erneut eine Viererkette gebildet. Dieser taktische Zug von Trainer Julian Nagelsmann zahlte sich voll aus. Die beiden Superstürmer Lionel Messi und Kylian Mbappé (nur 32 Ballkontakte und kein gewonnener Zweikampf) fanden quasi gar nicht statt. Bis auf eine Grosschance Messis (25. Minute), die de Ligt und Sommer gemeinschaftlich vereitelten. "Das Feiern zwischen dem Torwart und der Abwehr ist wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl", meinte de Ligt zum ständigen gegenseitigen Abklatschen. Sommer befand: "Wir hatten sehr viel Energie und viele positive Emotionen. Wir haben unglaublich gut verteidigt, waren sehr kompakt, sehr aggressiv und haben offensiv nach vorne verteidigt."

Bayern tat dies mit sehr viel Disziplin und Geduld. So liessen sich die Münchner durch die Abseitsentscheidung beim vermeintlichen Tor durch Eric Maxim-Choupo-Moting in der 52. Minute nicht aus der Ruhe bringen. Neun Minuten später jubelte "Choupo" dann doch über den Führungstreffer (61.), begünstigt durch einen kapitalen Schnitzer des italienischen Europameisters Marco Verratti, dem Thomas Müller und Leon Goretzka gemeinschaftlich den Ball klauten. Angreifer Kingsley Coman hob als Erfolgsfaktor hervor, dass die Bayern nach der Führung "tief standen". Sportvorstand Hasan Salihamidzic lobte, dass seine Mannschaft "abgewartet" habe, und "nicht immer nach vorne gepresst habe". So boten sich gleich mehrere lukrative Konterchancen.

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Champions League: PSG-Superstar Messi wirkt in München ratlos

Eine vollendete Serge Gnabry zum 2:0 (89.) - nach Balleroberung des unbändig anlaufenden Kimmich. Ein dritter möglicher Treffer durch Sadio Mané (90.+4) wurde erneut wegen Abseits aberkannt. Auch das Comeback des senegalesischen Stürmers nach viermonatiger Verletzungspause war eine dieser positiven Begleiterscheinungen an einem gelungenen Abend, während der blasse Weltmeister Messi auf der Gegenseite beispielsweise nach 88 Minuten an der Mittellinie völlig ratlos eine Anspielstation suchte.

Die wichtigste Erkenntnis aus bayerischer Sicht war indes vielleicht die, dass sich Coach Nagelsmann ("ein wichtiger Erfolg für mich") Luft verschafft hat. In den Münchner Medien war in den vergangenen Wochen immer wieder diskutiert worden, ob der 35-Jährige wirklich reif für die Bayern sei. Der Achtelfinal-Triumph gegen PSG dürfte als Reifeprüfung durchgehen. Taktisch ging der Plan mit der Viererkette und der mutigen Personalentscheidung für den jungen Stanisic auf.

FC Bayern: Trainer Julian Nagelsmann verschafft sich Luft

Aber auch emotional war der Oberbayer voll dabei, der vor lauter Enthusiasmus immer wieder vom Vierten Offiziellen in die Coaching Zone zurück zitiert werden musste. Vor dem Spiel hatte er "die Tribüne" bei Social Media zur Unterstützung animiert. Das erlösende 2:0 feierte er mit dem ausgewechselten Müller, indem beide vor der Ersatzbank mit den Brustkörben gegeneinander sprangen. Es wirkte geradezu, als entstünde da etwas in München im Frühjahr. Bei der Jahreshauptversammlung 2022 im November hatte Vorstandsboss Oliver Kahn noch bekräftigt, dass er sich den 10. Juni 2023 rot im Kalender markiert habe. Es ist der Tag des Champions-League-Finales in Istanbul.

Verwendete Quellen:

  • Live-Spiel in München
  • Stimmen aus der Mixed Zone
  • "kicker.de": Live-Daten zu FC Bayern gegen PSG
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