Rein sportlich war das Auswärtsspiel in Belgrad für den VfB Stuttgart ein Abend zum Vergessen. Aber auch abseits des Feldes lief die Reise nach Belgrad für viele VfB-Anhänger alles andere als reibungslos.

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Mit einer deutlichen 1:5-Niederlage hat sich der VfB Stuttgart bei Roter Stern Belgrad in der Champions League von seiner bislang schlechtesten Seite gezeigt. Die Serben verpassten den Schwaben einen deutlichen Rückschlag im Kampf um die Playoff-Plätze. Aber nicht nur auf dem Platz erlebten die mitgereisten Fans der Stuttgarter einen gebrauchten Tag, auch in der Stadt und bei der Anreise kam es – wie zuvor bereits befürchtet – zu einigen unschönen Szenen.

Die aktive Fanszene des VfB Stuttgart kam zum Grossteil gar nicht ins Stadion. Der Grund: Mehrere Fanbusse der Ultras wurden an der serbischen Grenze wohl mit unverhältnismässig scharfen Kontrollen überzogen. Die organisierten Fans entschlossen sich daraufhin, auf einen Stadionbesuch zu verzichten und die Rückreise anzutreten. Betroffen waren zehn Busse mit rund 500 Anhängern.

Es sei "ein Thema, das uns Sorge bereitet", erklärte VfB-Vorstand Fabian Wohlgemuth zu den Vorfällen bei der Fan-Anreise. Man habe erst kurz vorher davon erfahren.

Ausschreitungen auch in Belgrad

Einige VfB-Anhänger, die mit anderen Verkehrsmitteln oder auch schon früher angereist waren, schafften es dennoch nach Belgrad. Während es im Stadion selbst eher ruhig blieb, kam es im Laufe des Tages aber leider auch in der serbischen Hauptstadt zu Ausschreitungen.

In den sozialen Medien kursieren mehrere Videos, die zeigen sollen, wie serbische Hooligans VfB-Anhänger attackieren und niederschlagen. In einem Video liegt ein Mann nach einem Angriff bereits auf der Strasse, als eine Gruppe von serbischen Fans ihm beim Vorbeilaufen erneut Tritte verpasst.

Laut mehreren Medienberichten soll es sich dabei um echte Aufnahmen handeln. Die serbische Polizei bestätigte zudem, dass es in der Innenstadt von Belgrad zu mehreren Vorfällen gekommen sei.

Laut "Stuttgarter Zeitung" waren dabei im Anschluss auch ein Dutzend Personen aus dem VfB-Umfeld eine Weile auf dem Belgrader Polizeirevier. Serbische Medien hatten am Vormittag gemeldet, dass insgesamt 15 Personen festgenommen wurden, darunter zehn aus dem Umfeld der Stuttgarter. Offen ist, ob es dabei auch zu Anzeigenaufnahmen kam und wann sie wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen wurden.

VfB Stuttgart reagiert mit deutlichen Worten auf die Vorkommnisse

Der Verein hat mit Empörung auf die Vorfälle rund um die Anreise seiner Fans reagiert. "Solche Zustände sind nicht hinnehmbar", wurde der Stuttgarter Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle in einer Mitteilung des Vereins zitiert: "Wir wollen den Fussball in einem freizügigen Europa erleben. Stattdessen sehen wir uns immer häufiger mit unverhältnismässigen Massnahmen gegen Fans, Vorverurteilungen, Schikanen und nun offenbar sogar mit Gewaltanwendung und Erniedrigungen konfrontiert."

Bei den Grenzkontrollen sei es "nach vielfacher Darstellung von VfB-Fans" zu "unverhältnismässigen und auch menschlich entwürdigenden" Kontrollen gekommen, teilte der Vizemeister mit. Auch vom Einsatz körperlicher Gewalt gegen die Fans sei berichtet worden.

Zudem bestätigte der VfB Stuttgart, dass es in der Innenstadt von Belgrad zu "mehreren gewalttätigen Übergriffen auf VfB-Fans" gekommen sei.

VfB Stuttgart warnte seine Fans

Im Vorfeld hatte der VfB Stuttgart seine Fans bereits vor einem "hohen Gefahrenpotenzial" beim Spiel gegen Roter Stern Belgrad gewarnt, genauso wie RB Leipzig beim eigenen Auswärtsspiel im Jahr 2023. VfB-Vereinsbeirat André Bühler sprach dabei sogar von "Lebensgefahr", sollten VfB-Fans ausserhalb des Gästebereichs Karten kaufen. "Macht keine dummen Sachen und seid vorsichtig, liebe Leute", warnte Bühler auf seinem privaten X-Account.

Der serbische Meister Roter Stern ist für seine leidenschaftlichen, aber auch zu Gewalt neigenden Fans bekannt. Die Uefa hat den Klub bereits mehrmals für das Vergehen seiner Fans bestraft.

Der VfB Stuttgart kündigte an, bei der Uefa Protest einzulegen, sollte sich der Verdacht auf unverhältnismässige Massnahmen und die Duldung von Gewalt erhärten. Schon jetzt sei seitens der Uefa eine Prüfung der Vorkommnisse eingeleitet worden. "Die Politik, die Uefa und die Klubs müssen ihre Verantwortung ernst nehmen, damit solchen Vorkommnissen wie gestern in Belgrad nicht allein mit gut gemeinten Kommunikations-Kampagnen und Lippenbekenntnissen begegnet wird", sagte Wehrle. (jum)

Verwendete Quellen

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