"Thiago oder nix." Mit diesen Worten hatte Pep Guardiola 2013 Thiago Alcantara nach München beordert, für 25 Millionen Euro. Seither hat der Spanier gerade einmal 24 Pflichtspiele für den FC Bayern München absolviert. Sein Comeback nach 371 Tagen kommt für den Rekordmeister gerade zur richtigen Zeit. Im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Porto hängt viel von Thiago ab. Doch kann er die Rolle des Heilsbringers schon jetzt ausfüllen?

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Ergriffen genoss Thiago sein "Adrenalin-Comeback" zum Start der titelweisenden Bayern-Wochen. "Mein Leben startet neu, mein Leben als Fussballer", schwärmte der 23-Jährige nach dem 1:0-Sieg des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund. "Endlich muss ich nicht mehr daran denken, verletzt zu sein."

Endlich. Das findet auch sein Arbeitgeber. Der FC Bayern wird derzeit von üblen Verletzungssorgen geplagt. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Porto fehlen unter anderem Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger, Arjen Robben, David Alaba und Medhi Benatia. Dass Thiago wieder auf dem Platz stehen kann, kommt also genau zur richtigen Zeit. Nach seinem fulminanten Auftritt gegen Eintracht Frankfurt am Wochenende gilt der Spanier als der Heilsbringer in den Reihen des Rekordmeisters, dem entscheidende Wochen ins Haus stehen. Immerhin hat Bayern neben den CL-Spielen gegen Porto auch noch das DFB-Pokal-Halbfinalspiel gegen Borussia Dortmund vor der Brust.

Thiago tritt auf die Bremse

Besonders der Ausfall von Bastian Schweinsteiger käme unter anderen Umständen wohl einer Katastrophe gleich. Doch nun ist ja Thiago wieder da - mitsamt seiner Ballverliebtheit, seinem klugen Stellungsspiel, seinen genialen Pässen, seinen Dribblings und seinem Offensivdrang. Gegen Porto wird ihn Guardiola vermutlich neben Xabi Alonso und Philipp Lahm im Mittelfeld aufstellen. Wichtigste Aufgabe: der Aufbau der Offensive aus dem Mittelfeld heraus. Er soll Ballverteiler und Flankengeber sein und möglichst gleichzeitig Torgefahr ausstrahlen. Die Erwartungen an ihn sind riesig, auch wenn Thiago selbst kurz nach seinem Comeback auf die Bremse tritt.

"Ich habe ein Jahr nicht gespielt und wir dürfen es nicht übertreiben", sagt er und klingt wie das Echo eines Physiotherapeuten. Tatsächlich liegt die grösste Gefahr für Thiago wohl darin, zu früh zu viel zu wollen. Nach 371 Tagen Verletzungszeit kann es schnell passieren, dass sich die Muskeln weigern, gleich wieder so zu funktionieren, wie sie das vor der Verletzung getan haben.

Deshalb werden wohl auch von Seiten seines Vereins vor dem Spiel in Porto keine Erwartungen an Thiago formuliert. Lieber wird der Teamgeist beschworen. "Es geht darum, mit den Spielern, die da sind, eine Einheit zu bilden. Wir haben Vertrauen in die Gruppe", verkündete Thomas Müller. Auch Karl-Heinz Rummenigge lobt: "Die Mannschaft macht das grossartig. Sie holt sich zum Teil unglaublich viel Kraft, in dem sie sich mit diesem Teamgeist, mit diesem Spirit hochzieht".

Solche Aussagen nehmen den Druck von Rückkehrer Thiago, für den die Heilsbringer-Rolle gegen Porto vielleicht noch etwas früh kommt. Doch ein Überraschungsmoment, der entscheidende tödliche Pass kann ihm dennoch allemal gelingen.

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