Der FC Bayern ist weiter – und bangt um Stürmer-Star Harry Kane

Die Bayern können jubeln. Nach dem 1:1 im Playoff-Rückspiel gegen Celtic Glasgow stehen die Münchner im Achtelfinale der Champions League. Durch den 2:1-Sieg im Hinspiel reichte dem deutschen Rekordmeister das Unentschieden, das erst in letzter Sekunde gelang.

Alphonso Davies staubte in der 94. Minute nach einem Kopfball von Leon Goretzka ab – und brachte die Allianz Arena damit zum Beben. Kurz darauf war das Spiel vorbei, durch das Tor konnte Bayern die Verlängerung gerade noch verhindern.

Dabei sah es lange Zeit danach aus, als würde es in ebenjene Verlängerung gehen. Ex-Bayern-Spieler Nicola Kühn brachte die stark spielenden Schotten mit seinem Tor in der 63. Minute in Führung. Das Tor resultierte aus einer Fehlerkette der Bayern-Abwehr, gleich mehrere Spieler sahen dabei überhaupt nicht gut aus.

"Das ist die Champions League. Wir haben gegen ein starkes Celtic gespielt. Sie spielen mit hoher Intensität. Wir sind glücklich, dass wir weitergekommen sind. Es ist nicht einfach. Wir spielen so viele Spiele", sagte der umjubelte Torschütze Davies nach dem Spiel bei Prime Video und ergänzte mit Blick auf sein goldenes Tor: "Es war instinktiv. Ich bin froh über ein weiteres Tor in der Champions League."

"Wir hätten uns den Abend leichter machen können. Aber mit drei Spielen in sechs Tagen ging es darum, Ergebnisse zu erzielen. Es waren extrem anstrengende Tage, auch mit den Reisen. Das sind aber die wichtigen Momente in einer Saison, wenn man nicht die Sterne vom Himmel spielt und trotzdem Ergebnisse liefert und durchkommt", meinte Leon Goretzka. Eine Anspielung auf das vergangene Wochenende, als die Bayern mit einer Mauer-Taktik ein 0:0 bei Verfolger Bayer Leverkusen holten und damit den Acht-Punkte-Vorsprung auf die Werkself in der Bundesliga wahrten.

Auch Trainer Vincent Kompany wollte das zähe Spiel "im Kontext" sehen. "Wir haben in sechs Tagen viel Energie gelassen. Aber wir sind acht Punkte in der Liga vorne und in der Champions League eine Runde weiter. Natürlich wollen wir immer, dass der Unterschied zum Gegner gross ist. Aber wenn nicht, muss man sich die Ergebnisse eben erarbeiten", betonte er.

Auch Torwart Manuel Neuer ging nach dem Weiterkommen auf die hohe Belastung des Teams ein: "Die letzten sechs Tage mit drei Spielen waren anstrengend, da muss man ehrlich sein. Wir haben zwar nicht die absolute Dominanz gezeigt, aber am Ende zählt, dass wir in den Playoffs weitergekommen sind und unseren Abstand in der Bundesliga halten konnten. Das war eine starke mentale Leistung und wir können stolz darauf sein, wie viel Einsatz wir gezeigt haben. Die Erleichterung über das Weiterkommen überwiegt."

Viel Lob für Torschütze Davies gab es von Kollege Goretzka: "Das ganz grosse Kompliment geht an Phonzy, der nicht abschaltet, der unbedingt noch was bewegen will", sagte der Mittelfeldmann. Nach Goretzkas Kopfball hatte Davies den Ball über die Linie gedrückt. Er sei Davies zu besonderem Dank verpflichtet, denn ohne seinen Abstauber stünde er selbst nicht so gut da, sagte Goretzka bei Prime Video. "So ist es ein halber Assist. Von daher stehe ich da ein Stück weit in seiner Schuld."

"Das ist natürlich beeindruckend", sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany nach dem erzitterten Weiterkommen über Davies. Er bescheinigte dem Linksverteidiger sehr gute Arbeit in der Reha. "Wir haben sofort gesehen, was er der Mannschaft bietet. Das war wichtig für uns." Davies hatte vor vier Wochen beim 0:3 der Münchner gegen Feyenoord Rotterdam einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel erlitten.

Sorgen gibt es indes um Harry Kane, der Stürmer-Star musste zur Halbzeit ausgewechselt werden. Er selbst berichtete nach dem Weiterkommen von "Problemen mit der Wade". Die Blessur hatte sich der Engländer am Wochenende beim Topspiel gegen Leverkusen zugezogen. Ob er am kommenden Sonntag in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt wieder auflaufen könne, konnte Kane am Dienstagabend noch nicht abschätzen. "Ich werde einen Scan machen lassen. Jetzt heisst es Daumen drücken." Ähnlich äusserte sich Trainer Vincent Kompany: "Das werden wir sehen."

Max Eberl spezifizierte die Beschwerden von Kane nach dem Spiel: "Harry hat mit Problemen gespielt", sagte Bayerns Sportvorstand. Er habe schon in der ersten Hälfte nicht richtig sprinten und antreten können. "Hoffentlich reicht es bis Sonntag", sagte Eberl zu einer schnellen Genesung von Kane.

Im Achtelfinale der Champions League geht es jetzt entweder gegen Bayer Leverkusen oder Atlético Madrid. Eberl hat dabei eine klare Präferenz: "Wir werden sehen, was kommt. Wenn man sagt Europapokal, dann würde man gerne international spielen", sagte Eberl. Ein deutsches Duell würde da nicht passen.

"Das sind zwei starke Gegner", sagte Nationalmannschaftskapitän Joshua Kimmich mit Blick auf die möglichen Kontrahenten. Von der Spielweise seien beide Teams unterschiedlich. "Egal, welcher Gegner, wir wollen das auf jeden Fall wieder angehen", sagte Trainer Vincent Kompany. Gewissheit haben die Bayern dann am Freitagmittag, die Auslosung der Achtelfinals findet um 12 Uhr statt.

Ganz zufrieden war Kimmich trotz des Weiterkommens nicht: "Ich fande nicht, dass wir heute einen grossen Kampf hatten. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel schon kontrolliert, in der ersten Halbzeit haben wir sie dann mit Fehlern eingeladen. Ich finde, das müssen wir abstellen, das müssen wir hinbekommen. Dass wir die Spiele auch einfacher gestalten und dass wir den Gegner nicht immer mit Fehlern einladen", sagte der Mittelfeldspieler nach der Partie in der Mixed Zone. Kimmich fordert ein "besseres Game Management", dann sehe es auch nicht mehr so "nach Kampf und Krampf" aus, erklärte er weiter. "Wir haben es in der ersten Halbzeit und dann vor allem direkt nach der Pause verpasst, ein Tor zu machen. Ich glaube, dann hätten wir es etwas ruhiger gestalten können."

Celtic-Trainer Brendan Rodgers stand mit seinem Team kurz vor der Verlängerung. "Wir sind stolz auf unsere Leistung, wir müssen uns klarmachen: Es war Bayern! Es war von vornherein eine grosse Herausforderung, aber wir haben ohne Angst gespielt und mit sehr viel Disziplin verteidigt."

Auch Torschütze Nicolas Kühn, der früher für den FC Bayern spielte, ist stolz auf die Leistung seiner Mannschaft: "Ich glaube, wir haben eine super Leistung gezeigt. Im Hinspiel war es schon sehr gut. Wir haben einen Anschlusstreffer gemacht, haben hier lange geführt und umso bitterer ist es natürlich, so auszuscheiden."