Der FC Bayern München hat mit 2:1 das Hinspiel gegen Celtic Glasgow gewonnen. Experte Michael Ballack lobt die Leistung des deutschen Rekordmeisters. Joshua Kimmich hingegen war selbstkritisch.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die erste Pflichtaufgabe ist erfüllt: Der FC Bayern hat das Champions-League-Playoff-Hinspiel bei Celtic Glasgow mit 2:1 gewonnen und sich somit eine gute Ausgangssituation verschafft. "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und haben dominiert", sagte ein zufriedener Manuel Neuer. Defensivspieler Konrad Laimer ergänzte: "Es macht Spass, hier zu spielen. Es war auf jeden Fall ein richtiger Schritt."

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Bayern traf auf einen Gegner, der vor allem eines tat: verteidigen, verteidigen und nochmals verteidigen. Glasgow agierte gegen den Ball normalerweise mit einer 4-4-2-Formation. Hatte der FC Bayern allerdings längere Ballbesitzphasen, liessen sie sich noch weiter zurückdrängen und agierten teilweise mit sechs oder sieben Spielern in der hintersten Abwehrreihe.

Verteidiger Upamecano fand die Lösung

Der FC Bayern liess den Ball viel laufen, spielte dadurch alleine in der ersten Hälfte 405 Pässe bei einer Passquote von 94 Prozent. Doch selbst die technisch starken Individualisten wie Jamal Musiala und Leroy Sané fanden kaum eine Lösung, um das Abwehr-Bollwerk zu durchbrechen. Stattdessen war es der Innenverteidiger Dayot Upamecano, der die Defensive von Glasgow überlistete.

Der Abwehrspieler schlug in der 45. Minute von der Mittellinie einen langen und tiefen Ball auf Michael Olise. Die Abwehr von Celtic war noch nicht tief genug positioniert, sodass Olise gegen Verteidiger Greg Taylor ins Eins-gegen-Eins gehen, sich durchsetzen und zum 1:0 treffen konnte. Nicht zuletzt aufgrund dieser Vorlage wurde Upamecano nach dem Spiel zum "Man of the Match" gekürt.

Ballack lobte Olise: "Er ist am stabilsten"

Auch Torschütze Olise zählte zu den auffälligsten Spielern. In der ersten Champions-League-Saison seiner Karriere hat der Flügelspieler nun bereits fünf Tore erzielt. DAZN-Experte Michael Ballack lobte den Franzosen: "Er macht das gut, hat schnell beim FC Bayern Fuss gefasst und das Vertrauen bekommen. Er hat eine grosse Konkurrenz auf seiner Position, aber ist am stabilsten. Kingsley Coman ist verletzungsanfällig, Leroy Sané hat die bekannten Probleme, Serge Gnabry ist ebenfalls noch zu unbeständig. Er [Olise, Anm.d.Red.] war einer der Beständigsten."

In der 49. Minute erhöhte Harry Kane auf 2:0, indem er einen Eckball von Joshua Kimmich per Volleyschuss verwertete. Der Stürmer war in dieser Situation völlig ungedeckt – und zwar nicht zum ersten Mal. "Harry sagte in der Halbzeit zu mir, ich soll den Ball immer auf die Zwei [den zweiten Pfosten, Anm.d.Red.] schlagen, weil er dort relativ alleine ist", verriet Kimmich später. "Sie haben das zum Glück nicht geändert. Dadurch kamen wir zum Torerfolg."

In der Schlussphase ging die Kontrolle verloren

Ab der 65. Minute, als Olise und Leroy Sané für Kingsley Coman und Serge Gnabry aus dem Spiel genommen wurden, nahm die Dominanz des FC Bayern stückweise ab. "Nach einer Stunde haben wir ein bisschen die Kontrolle verloren. Dann hat man gemerkt, dass auch die Fans da sind", erklärte Kimmich.

Als die Abwehr des FC Bayern nach einem Eckball ungeordnet war, gelang Daizen Maeda in der 79. Minute der Anschlusstreffer. Plötzlich war die Stabilität des FC Bayern verschwunden. Manuel Neuer irrte einmal durch den Strafraum und verfehlte eine Flanke. Leon Goretzka und Gnabry mussten jeweils einen Schuss abblocken. Die grösste Chance auf den Ausgleich hatte Alistair Johnston in der Nachspielzeit. Doch Neuer bewies starke Reflexe und konnte den Schuss aus kurzer Distanz klären.

Warum der verdiente Sieg des FC Bayern noch einmal in Gefahr geriet? "Generell ist es schwierig, jedes Spiel über 95 Minuten zu kontrollieren", erklärte Kimmich. "Natürlich ist das unser Anspruch. Trotzdem wissen wir, dass das nicht so einfach ist. Vor allem, wenn der Gegner ein bisschen das Momentum hat. Das 2:1 war unnötig. Dadurch haben wir sie ins Spiel geholt. Danach hatten sie ihre Möglichkeiten. Wichtig war, dass wir bis zum Schluss gut verteidigen. Das haben wir gemacht, auch Manu hat noch ein, zwei Bälle gut gehalten."

Neuer: "Wir können es noch etwas cooler machen"

Neuer selbst sagte über die Schlussphase: "Wir sind nicht eingebrochen. Wir können es manchmal noch etwas cooler machen, aber wir haben über lange Strecken einen klaren Kopf behalten, sehr überlegt gespielt. Es war sehr wichtig, dass wir hier nicht noch eins fangen und dann mit einem Unentschieden nach Hause fahren."

Schlussendlich überwog somit das Positive. Ballack bezeichnete die Leistung des FC Bayern als "sehr gut, weil das kein einfaches Auswärtsspiel ist, wenn mal als vermeintlich klarer Favorit hier in den Celtic Park fährt und ein gutes Ergebnis mit heimnimmt. Das haben sie von Anfang an verstanden."

Was Ballack am FC Bayern besonders gefiel: "Sie haben die richtige Einstellung und Körpersprache gefunden. Sie haben das klar und sauber gespielt, waren beweglich und frisch, waren wach und haben die Zweikämpfe angenommen. Sie haben alles erledigt, was man hier mitbringen muss."

Auch Kompany war zufrieden. "Celtic verliert in Europa sehr wenig zu Hause. Das ist ein guter Sieg, den wir mitnehmen", sagte er. Tatsächlich war es für die Schotten die erste Heim-Niederlage dieser Saison. "Wir sind zu Hause auch stark und freuen uns auf nächsten Dienstag", sagte Kompany. An diesem Tag nämlich wird das Rückspiel in München stattfinden.

Dann gilt es, die Pflichtaufgabe zu vollenden.

Verwendete Quellen

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