Die 1:4-Niederlage beim FC Barcelona hat die Schwächen des FC Bayern München offengelegt. Die Mannschaft von Vincent Kompany gewann nur eines der letzten fünf Pflichtspiele. Der frühere Bayern-Spieler und heutige TV-Experte Michael Ballack fand klare Worte.
Vincent Kompany ist kein emotionaler Trainer. Ob der FC Bayern München nun gewinnt oder verliert – er bleibt stets sachlich. Daher liess er sich auch nach der 1:4-Pleite beim FC Barcelona nicht anmerken, wie sehr es in ihm möglicherweise rumort.
"Es war eine deutliche Niederlage", gab er lediglich zu. "In der ersten Halbzeit hatte ich eigentlich das Gefühl, dass wir gewinnen können. Und dann hat sich das Spiel mit dem zweiten und dritten Gegentor gedreht." Eine tiefere Analyse wollte er noch nicht von sich geben: "Wir müssen uns das noch einmal in Ruhe anschauen und daraus lernen, damit wir besser werden."
Der FC Bayern hatte zwar 60 Prozent Ballbesitz und gewann 55 Prozent aller Zweikämpfe – aber nicht die entscheidenden. "Barcelona hat mit Lewandowski, Raphinha und Yamal ganz grosse Qualität. Wir haben nicht immer die Lösung gefunden für diese offensiven Drei", sagte
Flick nimmt Bayern in Schutz, Ballack kritisiert
Der frühere Bayern-Trainer
Doch welche Folgen hat diese Niederlage für das Selbstverständnis des deutschen Rekordmeisters? "Das war ein richtiger Gradmesser. Ich dachte, dass die Bayern schon weiter wären", sagte DAZN-Experte
Erkenntnis von Kimmich: Fehler laden zu Konter ein
Der Frust beim FC Bayern war gross. Direkt nach dem Abpfiff äusserten sich die Spieler noch nicht zu der Niederlage. Stattdessen gingen sie zunächst geschlossen in die Kabine, um sich zu sammeln und danach eventuell die richtigen Worte zu finden.
Vor allem der quirlige Raphinha schien für die Abwehr des FC Bayern zu schnell zu sein und erzielte drei Tore. Dem früheren Bayern-Spieler Robert Lewandowski gelang ebenfalls ein Treffer. Grund dafür war vielfach das schwache Defensivverhalten des Gegners. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bayern-Verteidigung rückt in Ballbesitz weit nach vorne auf und lässt sich daher bei Gegenangriffen zu leicht überspielen.
"Sie verteidigen in der Gruppe manchmal einen Tick zu risikoreich, aber auch individuell ist das auf diesem Niveau zu wenig", kritisierte Ballack. Daher ist er der Meinung, "dass Vincent Kompany mit seiner Mannschaft den richtigen Weg finden muss. Der Gradmesser ist die Champions League. Es bleiben drei Punkte nach drei Spielen. Das ist ein Zustand, der kritisch zu bewerten ist, weil das ungenügend ist für den FC Bayern".
In der Champions League zwei Niederlagen hintereinander
Die Zwischenbilanz unter Kompany ist tatsächlich ernüchternd. Elf Pflichtspiele hat der FC Bayern unter seiner Leitung bestritten. Die ersten sechs Partien wurden zwar gewonnen. Allerdings befanden sich darunter Gegner wie Holstein Kiel, Dinamo Zagreb oder der Zweitligist SSV Ulm. In den darauffolgenden fünf Pflichtspielen gelang nur noch ein einziger Sieg. In der Champions League ereigneten sich gegen Aston Villa und FC Barcelona zwei Niederlagen in Folge.
"Er muss sich hinterfragen. Das bleibt weiterhin ein Prozess", sagte Ballack über Kompany. "Er ist jung dabei, er ist ein junger Trainer, das ist eine riesige Aufgabe. Und das sind die Gradmesser – die Champions League. Und nicht ein 5:0 oder 9:0 im Pokal oder gegen Zagreb. Der FC Bayern will auf grosser Bühne performen." Dennoch müsse man Kompany "Zeit geben".
Zumal keinesfalls nur der Trainer schuld sei. Der FC Barcelona hätte aufgedeckt, dass es beim FC Bayern "Schwächen auf der individuellen Seite bei dem einen oder anderen Spieler gibt. Da müssen die Spieler sich hinterfragen, ob sie mental auf der Höhe waren. Viele waren das nicht. Es gab viele einfache Fehler".
Kompany richtet Blick auf den VfL Bochum
Kompany versucht währenddessen, den Blick nach vorne zu richten. "Wir werden zusammenstehen und aus diesem Spiel lernen. Wir haben wieder ein Spiel vor uns und es muss weitergehen", sagte er im Hinblick auf das Auswärtsspiel am Sonntag beim Bundesliga-Schlusslicht VfL Bochum.
Sollte auch das Spiel nicht gewonnen werden, wäre der anfängliche Hype rund um Kompany wohl endgültig verpufft.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.