Er ist Weltmeister. Eigentlich ist er sogar DER Weltmeister. Immerhin hat Mario Götze das entscheidende Tor zum Titel geschossen. Doch beim FC Bayern München scheint es für den 22-Jährigen nicht richtig zu laufen. Im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona dürfte Götze nun die Möglichkeit bekommen, sich endgültig zu beweisen.

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"Zeig den Leuten, dass du besser bist als Messi" - mit diesen Worten hat Bundestrainer Jogi Löw Mario Götze im WM-Finale gegen Argentinien auf den Platz geschickt. Der 22-Jährige trifft in der Verlängerung und macht Deutschland zum Weltmeister. Das ist noch nicht einmal ein Jahr her und doch - in Fussballzeiten - eine Ewigkeit.

Beim FC Bayern München und vor allem bei Pep Guardiola macht ein Tor noch keinen Superstar. Immer öfter - vor allem in Topspielen - lässt der Spanier Götze auf der Bank schmoren. Doch im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona könnte nun - zum zweiten Mal nach Rio - die grosse Stunde des Mario Götze schlagen.

Mario Götze ist beim FC Bayern noch immer nicht angekommen bzw. er war immer mal wieder für kurze Zeit angekommen und ist wieder abgefahren. Denn in der Hinrunde der laufenden Saison spielte das "Wunderkind" (Jogi Löw) zeitweise mit der Leichtigkeit eines WM-Torschützen. Sieben seiner aktuell neun Treffer hat Götze in den ersten Saisonhälfte erzielt.

Es läuft nicht rund für Mario Götze

Seither läuft es nicht mehr rund. Götze ist der Zug zum Tor abhanden gekommen - und wenn er denn mal eine Chance hat wie gegen Bayer 04 Leverkusen, rutscht er freistehend vor dem Tor aus. Aber das scheint derzeit ja eine Bayern-Krankheit zu sein.

Dennoch bleibt der Eindruck: Götze fehlt der unbedingte Drang, ein Tor schiessen zu wollen. Lieber legt er noch einmal ab. Auch wenn da niemand steht.

Stattdessen will Götze in seinen Dribblings immer wieder mit dem Kopf durch die Wand. Teilweise erinnert er in seiner glücklosen Verbissenheit an einen jungen Arjen Robben, den einstigen Egoisten. Der zwar auch immer geniale Moment hatte, dem aber die Konstanz abging. Arjen Robben haben sie beim FC Bayern Zeit gegeben, sich zu entwickeln. Auch Mario Götze wird diese Zeit eingeräumt werden. Denn, was man nicht vergessen darf: Götze ist erst 22 Jahre alt. Die Bayern haben in vollem Bewusstsein 37 Millionen Euro für einen Perspektivspieler ausgegeben. Die Bayern-Bosse wissen: Götze hat grossartige Anlagen. Er kann ein grosser Spieler werden. Aber er ist noch nicht fertig. Er muss sich noch entwickeln.

Der Trainer will "mehr"

Pep Guardiolas Erwartungen an Götze sind dennoch enorm. Bereits im Oktober, als es für den Offensivkünstler noch gut lief, sagte der Trainer: "Er ist stark. Aber ich will mehr".

Im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona (Mittwoch, 20:45 Uhr live bei Sky und bei uns im Ticker) muss Götze nun beweisen, dass er in der Lage ist, dieses "mehr" zu liefern. In den wichtigen Spielen. Und nichts könnte für den FCB wichtiger sein als die beiden Spiele gegen Barca. Angesichts der Verletzungsmisere der Bayern wird Götze spielen - ob von Anfang an oder als Einwechselspieler, muss sich noch zeigen. Aber in beiden Szenarien sind die Bayern - wie noch nie - abhängig von einem genialen Moment des WM-Torschützen. Weil Arjen Robben und Franck Ribéry fehlen, ist er die letzte Kreativkraft im Spiel des FC Bayern. Der einzige, der mit einer überraschenden Aktion eine Lücke reissen kann. Und der einzige, den Barcelona vielleicht nicht so richtig auf dem Zettel hat.

Das weiss auch Götze selbst - und verhält sich angesichts des Drucks, der auf ihm lastet, erstaunlich ruhig. Seit dem verlorenen Pokalspiel gegen Borussia Dortmund hat Götze keinen Tweet mehr abgesetzt und seine Facebook-Seite nicht aktualisiert. Kein Kommentar zum Gerücht, die Bayern könnten Götze gegen Ilkay Gündogan tauschen. "Das lebende Selfie", wie ihn die "Zeit" taufte, wirkt im Training voll fokussiert. Er will eine Stütze für die Mannschaft sein. Und er braucht unbedingt mal wieder einen genialen Moment - für sein Selbstbewusstsein und für sein eigenes Selbstverständnis.

Noch ist Götze zwar nicht besser als Messi, aber er hat dem Argentinier schon einmal weh getan. Ein bis zwei geniale Momente gegen Barca und er wäre wieder im Fussballhimmel angekommen.

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