Nach der 1:2-Pleite gegen Real Madrid steht der FC Bayern in der Champions League vor dem Aus. Ausgerechnet im bislang wichtigsten Saisonspiel fehlt der wichtigste Spieler: Robert Lewandowski. Auch Stammspieler Mats Hummels wurde schmerzlich vermisst. Das offenbarte erneut die Probleme des Rekordmeisters - und macht deutlich, dass Thomas Müller zum Problem wird.

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Es war ein Ausfall zur Unzeit: Ausgerechnet im Champions-League-Kracher gegen Real Madrid fehlte Robert Lewandowski, der sich nach einem Zusammenstoss mit Marc Bartra am Samstag die Schulter prellte.

Zum ersten Mal seit September 2015 fiel der Pole verletzungsbedingt aus. Ausgerechnet gegen den Titelverteidiger der Königsklasse.

Kaum jemand ahnte, wie hart das Fehlen des Torgaranten den FC Bayern treffen würde. Oder: Man hatte es befürchtet, wollte es aber nicht glauben. "Sein Ausfall wird an unserer Strategie und an unserem Selbstvertrauen nichts ändern. Wir wissen, wie stark er ist, aber wir können auch ohne ihn stark sein", hatte Trainer Carlo Ancelotti vor dem Gigantenduell gesagt.

Der Italiener bekam das Gegenteil zu sehen: 1:2 lautete das Ergebnis, das Team kann sich glücklich schätzen, nicht höher verloren zu haben. Ohne Lewandowski fehlte die Offensivpower.

Nach Arturo Vidals Treffer und seinem verschossenen Elfmeter versäumten es die Münchner, das entscheidende zweite Tor zu schiessen. Zudem musste der Gastgeber auf Abwehrsäule Mats Hummels verzichten, was sich besonders in der zweiten Halbzeit bemerkbar machte.

Ohne die beiden Stützen – Hummels in der Innenverteidigung und Lewandowski im Sturm – passte Ancelottis System nicht. Trotz einer Hochkaräter-Mannschaft, die in der Bundesliga kaum bis keinen Gegner auf Augenhöhe hat.

Thomas Müller passt nicht in Ancelottis System

Ancelottis Plan, Thomas Müller für Robert Lewandowski in die Sturmspitze zu stellen, ging nicht auf: Der 27-Jährige, vielseitig in der Offensive einsetzbar, strahlte kaum Spielpräsenz und Torgefahr aus.

Mehrfach war Müller technisches Ungeschick anzumerken, etwa als er nach Zuspiel von Philipp Lahm mit dem Rücken zum Tor stand. Oder als er es nicht schaffte, den Ball vor dem Tor sauber zu verwerten. Auch als sicherer Elfmetertorschütze wurde "Lewy" vermisst. Arturo Vidal ballerte einige Meter über den Kasten.

Der erfahrene Trainer veränderte das auf Lewandowski ausgelegte Offensivspiel nicht, doch mit Müller in der Spitze hakte es im Zusammenspiel von Mittelfeld und Angriff.

Vergangenen Sommer entschied sich der FC Bayern dafür, keinen zweiten Mittelstürmer zu verpflichten – erhält der Klub nun die Quittung?

Ein Angreifer mit Präsenz und Versiertheit im Strafraum hätte das Bayern-Spiel gegen Real Madrid sicher angriffslustiger machen können. Das verdeutlicht Thomas Müllers Kommentar nach dem Spiel. "Es lag daran, dass wir nicht mit der letzten, hundertprozentigen Überzeugung gespielt haben, dass wir die bessere Mannschaft sind. Wir haben den Sicherheitspass vorgezogen", sagte er bei "Sky".

Manuel Neuer bewahrt sein Team vor mehr Gegentoren

Selbst der Sicherheitspass gelang den Bayern in der zweiten Halbzeit oft nicht: Durch zahlreiche Fehlpässe kamen die Madrilenen schnell vor Manuel Neuers Tor – eine sichere Abwehr? Fehlanzeige.

Ohne den zweiten Stammspieler Mats Hummels spielte die Innenverteidigung um Jerome Boateng und Javi Martinez häufig ängstlich und unkonzentriert. Letzteres zeigte sich durch Martinez‘ Platzverweis.

Der sonst stets souveräne Boateng wirkte angeschlagen, Stabilisator Mats Hummels wurde schmerzlich vermisst.

Die Notabwehr um den in die Innenverteidigung aufgerückten David Alaba und Juan Bernat auf der Aussenbahn konnte froh sein, Manuel Neuer hinter sich zu haben: Noch nie musste der Keeper zehn Schüsse auf sein Tor in einem Champions-League-Spiel abwehren.
Allein in den letzten 30 Spielminuten ballerten Ronaldo, Benzema und Kollegen 13 Mal in Tornähe, sieben Mal auf den Kasten.

Ein Ersatzmann für die Spitzenspiele fehlt

Nach 16 siegreichen Heimspielen in Folge nun die Ernüchterung. Kapitän Philipp Lahm schaut düster auf das Rückspiel: "Klar ist es schwierig, weil Mats Hummels voraussichtlich nicht spielen kann, Javi Martinez gesperrt ist. Sicher kein Vorteil für uns."

Gegner auf Augenhöhe zeigen, dass der FC Bayern in der Abwehr wie im Sturm eine doppelte Besetzung gut gebrauchen kann. Während das Mittelfeld hochkarätig besetzt ist und die Innenverteidigung ab kommender Saison mit Niklas Süle verstärkt wird, fehlt seit Claudio Pizarros Abgang ein zweiter Mittelstürmer, der Lewandowski im Ernstfall vertritt.

Ein Ernstfall wie das Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid. Der FC Bayern kann nur hoffen, dass er für das Rückspiel wieder fit ist. Denn Thomas Müller kann, vor allem nicht in der Form der aktuellen Saison, einen Robert Lewandowski einfach nicht ersetzen.

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