Der Sieg für den FC Bayern München war zum Greifen nahe. Bis zur 83. Minute führte der deutsche Rekordmeister mit 2:1 gegen Real Madrid, ehe Vinicius Junior das Spiel per Foulelfmeter ausglich. "Das erste Gefühl nach einer Führung ist natürlich erstmal Enttäuschung", sagte Bayern-Stürmer Harry Kane danach.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Auch Rechtsverteidiger Joshua Kimmich war mit dem Endstand nicht zufrieden: "Ich denke schon, dass wir die bessere Mannschaft waren und die besseren Chancen hatten. Es ist natürlich ärgerlich, dass wir noch durch einen Elfmeter den Ausgleich bekommen."

Mehr News zur Champions League

Das Champions-League-Halbfinal-Hinspiel in München hatte einen kuriosen Spielverlauf. Toni Kroos von Real Madrid stellte völlig zu Recht fest: "Komischerweise sind die Tore gefallen, wenn die andere Mannschaft gerade besser war."

Thomas Tuchel
Bayern-Trainer Thomas Tuchel waren die Emotionen im Spiel gegen Real deutlich anzusehen. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Matthias Schrader

Der FC Bayern dominierte zunächst das Spiel, geriet aber dennoch in der 24. Minute durch einen Gegentreffer von Vinicius Junior in Rückstand. Zu Beginn der 2. Halbzeit, als Real die Partie eigentlich im Griff hatte, drehte der FC Bayern mit einem Doppelpack das Spiel.

In der 53. Minute erzielte Leroy Sane das 1:1, vier Minuten später verwandelte Kane den Foulelfmeter zum 2:1, nachdem Jamal Musiala gefoult wurde. Die Stimmung in der Allianz-Arena war euphorisch, bis der späte Ausgleich fiel.

Bayern-Mittelfeldspieler Konrad Laimer sagte später: "Das ist Real Madrid. Die machen gefühlt aus drei Chancen zwei Tore." Trainer Thomas Tuchel setzte noch einen drauf und war der Meinung: "Madrid macht aus zwei Chancen zwei Tore."

Min-jae Kim war der Unglücksrabe des Spiels

Der grosse Unglücksrabe des FC Bayern ist Innenverteidiger Min-jae Kim gewesen. Der Südkoreaner rückte in die Startelf, weil Matthijs de Ligt nicht rechtzeitig fit wurde – und verursachte beide Gegentore.

Beim 0:1 rückte er unnötigerweise vor, sodass Kroos den tödlichen Pass auf Vinicius Junior spielen konnte. Tuchel kritisierte: "Er hat zu aggressiv auf die Balleroberung spekuliert. Dadurch wurde er in der Konterbewegung erwischt. Das ist zu gierig, einfach zu gierig."

Später verursachte der Südkoreaner den Elfmeter, der zum 2:2 führte. Tuchel fand auch dazu klare Worte: "Er hat die ganze Zeit die innere Bahn und gibt diese dann plötzlich ohne Not für Rodrygo frei. Dann reisst er ihn um und bringt ihn zu Fall. Er will zu viel, ist in diesen Aktionen zu gierig gewesen und wurde leider von der Qualität bestraft."

Matthias Sammer, der früher selbst ein Weltklasse-Defensivspieler gewesen ist und nun als Experte von "Prime Video" das Spiel analysierte, hatte Mitgefühl: "Mir tut er leid, weil ich es respektiere, wenn einer vor Ehrgeiz immer hervorkommen und attackieren möchte. Aber manchmal ist es besser, die Ruhe zu bewahren."

Lob für Laimer, durchwachsene Bewertung für Sane

Für die positiven Akzente im Spiel des FC Bayern sorgten dafür Laimer und Sane. Laimer erwies sich im Mittelfeld als unermüdlicher Arbeiter, hatte 90 Ballkontakte und schmiss sich in jeden Zweikampf. "Konni war sehr stark im zentralen Mittelfeld und hat sich durchgebissen", lobte Tuchel. Der Mittelfeldspieler selbst sagte über seine kämpferische Leistung: "Das ist meine Spielweise, mit Einstecken und auch Austeilen."

Auch Sane war ein belebendes Element. Der Flügelspieler, der aufgrund seiner Schambein-Probleme in den vergangenen vier Bundesligaspielen nicht zum Einsatz kam und für die Champions-League-Spiele geschont wurde, hatte alleine in den ersten sieben Minuten zwei Torchancen und erzielte später mit einer schönen Einzelaktion das zwischenzeitliche 1:1.

Dennoch fiel die Bewertung von Tuchel durchwachsen aus: "Ich hätte mir von Leroy ein bisschen mehr Körpersprache und Spannung gewünscht, habe aber volles Verständnis, da wir ihn ohne Trainings- und Spielrhythmus reinschickten. In der 2. Halbzeit hatte er dann seine entscheidende Aktion."

Tuchel will "einen Sieg in Madrid und dann nach Wembley"

Was bedeutet das 2:2 nun für das Rückspiel in Madrid, welches am 8. Mai stattfindet? "Die Ausgangslage ist glasklar", sagte Tuchel. „Ob nun 90 Minuten, 120 Minuten oder Elfmeterschiessen – wir brauchen einen Sieg in Madrid und dann geht es weiter nach Wembley (zum Finale, Anm.d.Red.)."

Lesen Sie auch

Die Chancen schätzt Tuchel "50:50" ein. Ähnlich lautete die Einschätzung von Sportvorstand Max Eberl: "Zur Halbzeit steht es unentschieden. Wenn wir in Madrid so spielen wie heute und in der Defensive vielleicht nicht die zwei, drei Fehler machen - warum sollten wir dann nicht dort gewinnen können?"

Und auch Kimmich zieht viel Positives aus dem Hinspiel: "Wir haben gesehen, dass wir mehr als mithalten können, dass wir Phasen haben, wo wir das Spiel kontrollieren und zu Chancen kommen. Das wird uns auch nächste Woche gelingen. Es ist alles offen, der Gewinner kriegt den Kuchen."

Verwendete Quelle

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Matthias Schrader