- Die Frauen des FC Bayern München schlagen den FC Barcelona in der Champions League mit 3:1 und erreichen damit, was nur wenigen zuvor gelang.
- Vor allem aber gehen sie damit weitere wichtige Schritte auf ihrem Weg an Europas Spitze.
"Alles ist möglich" – es sind drei Worte, die vor der Partie nahezu unbemerkt fallen, die aber die Richtung des weiteren Verlaufs des Abends irgendwie doch bestimmen. In der Allianz Arena gibt es ein Museum und in diesem Museum sprach unter anderem Hanna Glas über recht allgemeine Themen. Eine Frage an die Schwedin, die derzeit mit einer schweren Knieverletzung fehlt: Können die Bayern in Zukunft auch die komplette Arena füllen? Ihre selbstbewusste Antwort: "Alles ist möglich."
Damit gab die Schwedin, ohne es zu ahnen, die Richtung für eine furiose Anfangsphase ihrer Kolleginnen vor. Mutig, aggressiv, spielstark – die Münchnerinnen setzten um, was Alexander Straus von ihnen verlangte. Diesmal noch vor 24.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Aber eines ist sicher: Viele von ihnen werden wiederkommen.
Furiose Anfangsminuten der Bayern
Keine zehn Minuten waren gespielt, da stand es bereits 2:0 für die Bayern. Der Tenor im Stadion war vor der Partie eigentlich einstimmig: Hoffentlich wird es kein allzu deutlicher Sieg für den FC Barcelona. Auch die spanischen Journalistinnen und Journalisten auf der Pressetribüne konnten kaum fassen, wie eindeutig die ersten Minuten an das Heimteam gingen. Anders als im Hinspiel machte Bayern Druck, eroberte viele Bälle im Mittelfeld und spielte sie präzise bis ins letzte Drittel. Geburtstagskind
15 Minuten lang konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Zukunft schauen. Ein FC Bayern, der der weltbesten Elf nicht nur auf Augenhöhe begegnete, sondern sie für einen Moment herspielte. Dazu eine Kulisse, die dem Spektakel auf dem Rasen würdig war. Beides soll möglichst bald zum Normalzustand werden, wenn man die Verantwortlichen fragt. In München träumen sie gross.
FC Bayern: Sydney Lohmann und ihr grenzenloses Potenzial
Bayerns Mittelfeld liess diese Träume von Beginn an leben. Das Zentrum machte wie schon gegen Hoffenheim vor wenigen Tagen den Unterschied über weite Strecken der ersten Halbzeit. Georgia Stanway und Sarah Zadrazil liefen viele Löcher zu und eroberten Ball um Ball. Davor spielten
Bayern spulte ein grosses Pensum ab. Dass es gegen Ende der ersten Halbzeit mehrfach eng wurde, zeigt, dass sie sich noch sehr strecken müssen, um mit den grössten Klubs mithalten zu können. Dass sie so furios begannen, zeigt aber auch ein neu gewachsenes Selbstvertrauen.
FC Bayern: Alexander Straus erklärt seinen Defensivplan
Alexander Straus will sein Team in der Offensive sehen. Wohl wissend, dass das gerade auf diesem Niveau ein schwieriges Unterfangen ist. "Das war die beste Version von uns in dieser Saison", sagte Straus noch nach dem Spiel gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende. Gegen Barça bestätigte sein Team diese gute Form. Straus selbst verzichtete aber darauf, den Spielstil übermässig zu loben.
Beide Spiele wären nur schwer miteinander vergleichen, wie der Norweger hinterher erklärte. Die Spielweise gegen Barcelona sei nicht die, die er sich für die Zukunft vorstelle. Für den Moment aber sei sie notwendig gewesen. Seine Spielerinnen passten sich an und verteidigten klug. "Wir wollten Barcelona auf die Aussenbahnen lenken und ihnen im Zentrum keinen Platz geben", erklärte Straus seinen Matchplan. "Wir hatten einen Plan und haben den sehr gut umgesetzt", sagte auch Vizekapitänin Sarah Zadrazil.
Leidensfähigkeit gehörte an diesem Abend dazu, um die Überraschung zu schaffen. Auch im zweiten Durchgang sah es zunächst so aus, als würden die Katalaninnen in ihren Flow kommen, als würden sie jeden Augenblick den Anschlusstreffer erzielen und die grosse Bayern-Party crashen. Selbst die zuvor noch stimmungsvolle Arena wurde kurzzeitig ruhiger.
Doch die Münchnerinnen verteidigten das Ergebnis mit allem, was sie hatten. In einem Moment der Entlastung war es dann eine Bilderbuchflanke von Lina Magull, die den Kopf von
FC Bayern: Das kurze Zittern um den Sieg
Torhüterin Maria Luisa Grohs riss den FC Bayern jedoch kurzzeitig wieder aus der Traumwelt. Ausgerechnet Grohs, die viele Chancen der Gäste auf spektakuläre Art und Weise vereitelt hatte. Ihr Fehler führte zum 1:3-Anschlusstreffer des FC Barcelona und die Phase des Leidens war schneller wieder da, als es den deutschen Vizemeisterinnen lieb sein konnte.
"Sie ist so unfassbar ruhig", lobte Straus seine Torwärtin anschliessend dennoch: "Ja, sie macht diesen Fehler, aber sie hält anschliessend viele wichtige Bälle." Wie schon gegen Benfica, als Grohs patzte und kurz vor dem Ende einen Elfmeter parierte. Im Fussball, wo es meist die Offensive ist, die im Fokus steht, kommen besondere Leistungen wie ihre oder auch jene der beiden Innenverteidigerinnen Tainara und Glodis Perla Viggosdottir zu kurz.
Barça rannte unermüdlich an, übte einen riesigen Druck auf die Defensive der Bayern aus. Zwischenzeitlich schafften sie es immer wieder, Eins-gegen-eins-Situatuonen gegen Carolin Simon zu erzeugen und zu gewinnen. "Da hat uns die Unterstützung für Caro gefehlt", analysierte auch Straus. Doch die ganz grossen Chancen blieben für Barça weitestgehend aus. Bayern passte sich während des Spiels mehrfach an, führte leidenschaftlich Zweikämpfe und war mit enormer Laufarbeit darum bemüht, Überzahlsituationen herzustellen. Barcelona wirkte genervt, teilweise verzweifelt.
FC Bayern: Mehr als "nur" ein Traum
Mit dem 3:1-Sieg setzen die Bayern ein klares Statement. Ihnen ist gelungen, was in den letzten Jahren nur dem VfL Wolfsburg und Olympique Lyon gelang: ein Sieg gegen den FC Barcelona. Auch wenn es das Quäntchen Glück in den entscheidenden Situationen brauchte, so war dieser Erfolg keinesfalls zufällig.
Es ist offensichtlich, dass Bayern noch einiges fehlt, um mit einem Top-Team wie Barça mitzuhalten. Aber sie haben nicht nur eine enorme individuelle Qualität in ihrem Kader, sondern auch eine beeindruckende Teamdynamik. Jeder gelaufene Meter in diesem Spiel, jeder gewonnene Zweikampf wird den Zusammenhalt weiter stärken.
Straus wird nicht müde zu betonen, dass der Entwicklungsprozess noch andauern wird. Für den Moment aber kann er sehr stolz sein. Gerade die ersten 15 Minuten, dieser kurze Blick in die Zukunft des FC Bayern, dürften auch ihn besonders erfüllt haben – trotz eines Spielstils, der eigentlich nicht im Sinne seiner Philosophie ist. Straus hat es in nur wenigen Monaten geschafft, eine echte Aufbruchstimmung in München zu erzeugen. Der FC Bayern träumt nicht nur gross, er arbeitet sehr konkret und systematisch an seinen Zielen.
Und nicht nur Hanna Glas weiss, dass am Ende dieses Entwicklungsprozesses noch viel mehr möglich ist, als dieser 3:1-Sieg gegen den FC Barcelona.
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