In der Champions League der Frauen setzt sich der FC Bayern München mit 1:0 gegen den FC Arsenal durch. Auf eine gute erste Halbzeit folgt eine schwächere zweite der Münchnerinnen – und ein Stimmungsdämpfer von Herbert Hainer, der sich zu zukünftigen Spielen in der Allianz Arena äusserte.
Mit 1:0 gewinnt der FC Bayern München das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal. Eine gute erste Halbzeit reicht dem Team von Alexander Straus gegen starke Gäste, die in der zweiten Halbzeit vom Pech verfolgt wurden.
Aussennetz, Pfosten, zweimal schaffte es der Ball sogar bis auf die Torlinie des FC Bayern München – doch ein Gegentor kassierte Maria Luisa Grohs nicht. "Es war stressig zwischendrin", erklärte die 21-Jährige anschliessend in der Mixed Zone. Stressig vor allem deshalb, weil sich die Münchnerinnen zu sehr stressen liessen.
Der FC Arsenal präsentierte sich in der Allianz Arena in einer guten Verfassung. Obwohl in Beth Mead und Vivianne MIedema zwei der besten Offensivspielerinnen langfristig ausfallen, zeigten die Engländerinnen, dass sie zu den Top-Teams zählen. Vor allem im zweiten Durchgang übernahmen sie vor rund 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern die Kontrolle, drückten den FC Bayern tief in die eigene Hälfte.
Bayern-Coach Straus: "Arsenal hat uns wehgetan"
"Über weite Strecken der zweiten Halbzeit hat Arsenal uns wehgetan", analysierte Alexander Straus: "Wir haben tiefer verteidigt, als wir wollten." Der Trainer zeigte sich dementsprechend unzufrieden mit diesem Teil des Spiels. "Wir haben den Ball zu leicht hergeschenkt und ihn nicht so gehalten, wie wir das normalerweise tun", so der Norweger.
Tatsächlich gab es bis in die Schlussphase hinein nur wenige Momente der Entlastung. Gewann sein Team den Ball, war er schnell wieder weg. In der zweiten Halbzeit hatten die Gäste 56 Prozent Ballbesitz. 19 Abschlüsse unterstreichen die Dominanz – insbesondere im Vergleich zu den fünf der Bayern.
FC Arsenal dominiert den FC Bayern in der zweiten Halbzeit
Auf der einen Seite zeigte Arsenal in den zweiten 45 Minuten eine starke Leistung gegen den Ball. Nachdem sie im 4-3-3 keinen Zugriff auf den Spielaufbau der Bayern gefunden hatten, stellten sie auf ein 4-4-2 um. Nach etwas Eingewöhnungszeit fiel es den Engländerinnen damit einfacher, die Zuordnung zu finden. Das Mittelfeld werde das Spiel entscheiden, hatte Straus noch vor der Partie angekündigt – und beinahe wäre es so gekommen. Denn hier waren die Gäste besser.
Arsenal stellte die Spielfeldmitte gut zu und schnürte Bayern so in der eigenen Hälfte ein. Mit dem Ball machten sie das Spiel breit, verlagerten die Seite mehrfach klug und schickten so vor allem Caitlin Foord auf dem linken Flügel immer wieder in Eins-gegen-eins-Duelle mit der hin und wieder überforderten Maximiliane Rall. Nur drei ihrer neun Bodenzweikämpfe gewann die Rechtsverteidigerin, fünfmal liess sie sich ausdribbeln. Foord hingegen verbuchte sieben erfolgreiche Dribblings und blieb nur einmal hängen.
Straus versuchte, auf die besorgniserregende Entwicklung des Spiels zu reagieren. Zunächst stellte er im Mittelfeld etwas um. Georgia Stanway und
"Wir haben wenige Anspielstationen gehabt, wir haben den Ball schnell wieder verloren", sagte Lohmann. Man habe kaum Zugriff gehabt und sei nicht ausreichend nachgerückt. Straus reagierte erneut, stellte für die Schlussphase auf eine Fünferkette um, damit vor allem Rall auf dem Flügel mehr Unterstützung erhält. Diesmal mit Erfolg. Arsenal kam nicht mehr besonders gefährlich vor das Tor der Bayern.
Alexander Straus zufrieden: "Waren das bessere Team in der ersten Halbzeit"
Am Ende war er trotz einer wenig überzeugenden zweiten Halbzeit seines Teams zufrieden. Das lag vor allem an stärkeren ersten 45 Minuten, in denen die Bayern mehr vom Spiel hatten. 59 Prozent Ballbesitz, 11:6 Abschlüsse und eine Passquote von 85 Prozent im Vergleich zu 77 Prozent in der zweiten Halbzeit.
Gerade zu Beginn des Spiels spielten die Münchnerinnen druckvoll nach vorn. Vertikal, direkt und mit viel Tempo – eine frühe Führung lag in der Luft. "Wir waren das bessere Team in der ersten Halbzeit", fasste Straus zusammen. Auch seine Spielerinnen sprachen durchgängig von einer guten ersten Halbzeit.
Doch ganz so eindeutig war es auch da nicht. Zwischen einem starken Beginn und einer kontrollierten Schlussphase lag eine Phase, in der Arsenal erstmals andeuten konnte, wozu sie in der Lage sind – weil Bayern sie mehrfach dazu einlud. Im Spielaufbau liessen sie den Ball meist so lange durch die eigene Viererkette pendeln, bis die Gäste alle relevanten Räume im Zentrum zugestellt hatten.
Besonders eklatant fiel das im Zusammenspiel zwischen Saki Kumagai und Tuva Hansen auf. Die Japanerin hielt den Ball oft zu lange, traf zu spät die Entscheidung für oder gegen ein riskantes Zuspiel in das Mittelfeldzentrum und verlor so das eine oder andere Mal den Ballbesitz. Ihre Pässe auf Hansen konnte Arsenal zu leicht antizipieren und die Aussenverteidigerin stand dadurch meist sofort unter Druck. Anspielstationen gab es von dort selten. Die Pressingfallen von Arsenal funktionierten – zumindest teilweise.
FC Bayern München: Das 1:0 als Blaupause für das Rückspiel?
Denn Bayern fand durchaus hin und wieder den Weg in die Zwischenräume, drehte dort aber fast nie auf. Besonders bei Zadrazil, Lohmann und Bühl fiel auf, dass sie eher dazu tendierten, den Ball wieder klatschen zu lassen. Dadurch wurde die überspielte Pressinglinie von Arsenal aber wieder ins Spiel geholt. Bayern blieb unter Druck, statt sich offensiv zu befreien.
Lediglich über Georgia Stanway und die sich fallenlassende
Es war die beste Spieleröffnung der Bayern im gesamten Spiel. Ralls Flanke fand schliesslich den Kopf von Schüller und es stand 1:0. Mit Tempo, Mut und Spielfreude, das zeigte diese Szene, können die Bayern das Halbfinale der Champions League erreichen. Doch über weite Strecken blieb all das aus.
Auf der Suche nach Ursachen nannte Straus auch die grosse Bühne: "Hier herzukommen und in der Arena zu spielen, während das Publikum dich anfeuert: Ich denke, die Spielerinnen waren etwas aufgeregt", sagte der Trainer. Man werde in Zukunft aber häufiger solche Spiele spielen und müsse sich dementsprechend daran gewöhnen und ruhiger werden.
FC Bayern München: Präsident Herbert Hainer sorgt für Stimmungsdämpfer
Wie oft der FC Bayern allerdings in Zukunft in der Allianz Arena spielen wird, ist unklar.
Für die Zukunft schloss er ein Arena-Duell mit dem VfL Wolfsburg zwar nicht aus, doch mit seinen Aussagen erklärte er eindeutig seinen Standpunkt. So eindeutig, dass fast schon der Eindruck entstand, Hainer fürchte sich davor, dass es mal mehr als zwei Spiele pro Saison in der Arena geben könnte. Hainers Wortwahl, aber auch seine Tonalität hatten etwas Gönnerhaftes. Ob bewusst oder unbewusst: Sie repräsentierten die nach wie vor stiefmütterliche Behandlung des Fussballs der Frauen.
Es war ein kleiner Stimmungsdämpfer an einem ansonsten launigen Fussballabend, bei dem auch einige Fans der Londoner den Weg ins Stadion fanden und in einem kleinen Gästeblock gut gelaunt feierten. In der Südkurve beschäftigten sich indes einige Bayern-Fans immer wieder damit, Borussia Dortmund zu beleidigen, statt sich dem Geschehen auf dem Platz zu widmen. Sie blieben aber die Minderheit.
Der Rest liess sich wie schon bei den ersten beiden Auftritten der Frauen in der Allianz Arena von der Leidenschaft der Münchnerinnen mitreissen. Aussennetz, Pfosten, zweimal Torlinie – über ein 1:1, das gab auch Straus anschliessend zu, hätte sich der FC Bayern nicht beschweren können. Mit dieser Portion Glück und einer engagierten Verteidigungsleistung blieb es aber beim 1:0. Vor dem wichtigen Ligaspiel gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende und dem anschliessenden Rückspiel beim FC Arsenal dürfte das Rückenwind geben. Klar ist aber auch: Es wird in beiden Partien eine bessere Leistung brauchen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.