Die Pleite des FC Bayern in London ist vor allem eine taktische Niederlage Pep Guardiolas gegen Arsené Wenger. Doch wie stach der Franzose den Katalanen aus? Was muss sich der Starcoach vorwerfen? Aus diesen Gründen sind die Bayern eben doch nicht unschlagbar.
Das vermeintlich Unmögliche trat ein.
Sprach’s, liess aber offen, was er damit meinte. Konkreter wurde TV-Experte
Bayern-DNA funktioniert nicht
Der Sieg der Londoner war in der Tat ein Erfolg Wengers über Guardiola. Der Franzose liess seine Mannschaft extrem tief in zwei dicht gestaffelten Viererketten stehen. Die Eigeninitiative beschränkte sich offensiv fast ausschliesslich auf Konter. Zusätzlich verschob das Mittelfeld in diesen Ketten laufintensiv. Eine weitere Massnahme: Francis Coquelin und Santi Cazorla gingen aus der Zentrale immer wieder nach Aussen, um dort die extrem defensiv eingestellten Aussenverteidiger zu unterstützen.
Umgekehrt halfen die Aussenverteidiger dabei, die Mitte zuzumachen. Das Ergebnis: Die gefürchteten Diagonalbälle auf Douglas Costa hatten keinerlei Wirkung. Der Brasilianer vermochte trotz des viel langsameren Gegenspielers Hector Bellerin nicht an die Grundlinie vorzustossen und seine gefährlichen Querpässe vor den Fünfmeterraum auf Robert Lewandowski und Thomas Müller zu schlagen. Es ist eine Angriffsvariante, die in dieser Saison wegen der Qualitäten Costas unwiderruflich Teil der Bayern-DNA wurde.
Guardiola reagierte nicht
Warum aber stellte Guardiola nicht um?
Es mangelte an Präzision, Entschlossenheit, gepaart mit Zielstrebigkeit und Cleverness. Eine Kombination, auf die Robben und
Alonso ist zu langsam
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der 33-jährige Spanier zu langsam ist, um alleine Räume zu schliessen und Konter zu unterbinden. Arsenals Regisseur Cazorla nutzte das geschickt aus, setzte wiederholt Tempodribbler Alexis Sanchez und den schnellen Theo Walcott in Szene.
Da Jerome Boateng seinen Job als Abwehrchef oft in der Hälfte der Londoner interpretierte, waren die Bayern völlig blank für Gegenstösse. Linksaussen war David Alaba derweil mit unendlichen Passstafetten und Ballbesitzphasen beschäftigt, so dass er Walcott leichtsinnig gewähren liess. Doch Guardiola reagierte nicht. Was aber helfen dem Katalanen 70:30 Prozent Ballbesitz, wenn ein Chancen-Plus für den Gegner (acht zu sechs Torschüsse) bleibt?
Sturheit Guardiolas ist Schuld an der Pleite
Die taktische Sturheit des Katalanen ist neben dem Fehlen der Flügelzange "Robbery" die massgebliche Ursache für die Pleite bei Arsenal. Trainer antworten auf die Frage, wie sie dem Gegner beikommen wollen, oft mit: Wir versuchen ihm unser Spiel aufzuzwingen. Diese Eigenschaft hat der Bayern-Coach quasi gepachtet. Meist mit Erfolg, gegen die Elite Europas aber eben nicht immer. Es ist die grosse Gefahr seines Selbstverständnisses.
Das 1:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse beim FC Porto in der vergangenen Saison war ein Beleg dafür. Und auch die Halbfinal-Pleiten gegen Real Madrid (2013/14) und den FC Barcelona (2014/15). Ein logischer Schluss wäre gewesen, umzustellen, selbst tief zu stehen, Arsenal kommen zu lassen, die Londoner dazu anzustiften, die Initiative zu übernehmen. Es wirkt aber, als ob die Bayern bei all ihrem Dominanzstreben dazu nicht bereit sind. Die Niederlage in London strafte dieses Verständnis ab. Guardiola dürfte dies nachhaltig zu denken geben.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.