"Jetzt wollen wir das Ding auch holen!" Mit einer klaren Ansage an Paris Saint-Germain gehen die Bayern ins Champions-League-Finale. Beim Personal wird von den beiden deutschen Trainern gepokert. Endspielexperte Müller gibt seinen Kollegen einen Tipp.

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Ein sonnengebräunter und auch kurz vorm grossen Finale immer noch entspannt auftretender Hansi Flick will die Krönung mit dem FC Bayern - und damit auch die eigene. Keine zehn Monate nach dem Aufstieg vom Assistenten zum Chefcoach will der 55-Jährige gleich sein erstes Champions-League-Endspiel am Sonntag (21.00 Uhr/ZDF, Sky, DAZN) gegen Paris Saint-Germain gewinnen und das zweite Triple in der ruhmreichen Geschichte des deutschen Fussball-Rekordmeisters bejubeln.

"Morgen ist ein besonderes Spiel. Man kann sich die Krone aufsetzen", sagte Flick am Samstag bei der virtuellen Pressekonferenz, die er mit einem erstaunlichen Ruhepuls abhielt - jedenfalls war ihm keinerlei Herzrasen anzumerken. Nationalspieler Joshua Kimmich (25) wirkte vor seinem ersten Königsklassen-Finale schon ein wenig aufgeregter, aber nicht weniger entschlossen: "Jetzt wollen wir das Ding auch holen!"

Rat von "Finalexperte" Müller

Finalexperte Thomas Müller gab vor seinem schon vierten Endspiel um Europas Fussball-Vereinskrone den weniger erfahrenen Teamkollegen einen Rat: "Die Chance, die man jetzt hat, muss man nutzen. Deshalb müssen wir voll da sein. Wir dürfen nicht zögern und dürfen die Wichtigkeit dieses Spiels gar nicht zu sehr in unseren Kopf lassen."

Experten, Fans und auch die Bayern-Profis stellen sich auf ein Offensivspektakel im Stadion von Benfica Lissabon ein, in dem die Bayern das Viertelfinale gegen den FC Barcelona 8:2 gewannen. "In den Offensivreihen haben beide tolle Spieler, namhafte Spieler. In den Spielen, die beide Mannschaften gespielt haben, sind immer viele Tore gefallen", sagte Kapitän und Nationaltorhüter Manuel Neuer. Der 34-Jährige ist eine der Schlüsselfiguren, sozusagen das letzte Stoppschild gegen den brandgefährlichen und extrem schnellen PSG-Angriff um Neymar und Kylian Mbappé. Beim Halbfinalerfolg gegen Olympique Lyon vereitelte er in seiner bislang grössten Szene in Portugal gegen Toko Ekambi das Anschlusstor. "Das macht den Weltklassetorwart aus, dass er dann da ist, dass er in solchen Eins-gegen-eins-Situationen die Ruhe hat", lobte Oliver Kahn.

Keylor Navas angeblich wieder fit

Die besondere Bedeutung einer verlässlichen Nummer 1 gerade in einem Endspiel ist auch PSG-Coach Thomas Tuchel bewusst. Keylor Navas will nach seinem verletzungsbedingten Fehlen beim Halbfinalerfolg gegen RB Leipzig unbedingt wieder auflaufen. Er sei fit, meldete die meist gut informierte Sportzeitung "L'Equipe". Der 33-Jährige aus Costa Rica hat dreimal nacheinander die Königsklasse mit Real Madrid gewonnen. Er ist erfahrener und besser als sein Vertreter Sergio Rico.

Ein Aufstellungspoker ist entbrannt zwischen Flick und seinem deutschen Kontrahenten Tuchel, der wohl auch wieder den genesenen Mittelfeld-Arbeiter Marco Verratti aufbieten kann. Und was macht Flick? Stellt er Benjamin Pavard als Aussenverteidiger nach einer gerade erst überwundenen Fussverletzung gegen Neymar? "Ich bin nicht davon überzeugt, dass er zu hundert Prozent fit ist", sagte Flick.

Bayern: Drittes Spiel in einer Woche

Auch vorne könnte sich neben den gesetzten Lewandowski, Müller und Gnabry ein Tausch anbieten. Flick könnte den robusten Ivan Perisic durch den dribbelstarken Kingsley Coman ersetzen, der bei PSG zum Profi ausgebildet wurde. "Wir haben das dritte Spiel in einer Woche und müssen natürlich auch beachten, wie es mit der Kraft aussieht", sagte Flick. Der gegen Lyon mit muskulären Problemen ausgewechselte Innenverteidiger Jérôme Boateng sollte sich beim Abschlusstraining am Samstagabend noch einem Härtetest stellen. Beide Trainer stehen bis zum Anpfiff noch vor kniffligen personellen Entscheidungen.

Das 28. Champions-League-Finale wird auf jeden Fall aussergewöhnlich, denn erstmals findet der Saisonhöhepunkt als Geisterspiel ohne Fans statt. Vergessen haben die Bayern-Profis ihre Fans aber nicht. "Wir vermissen Euch", übermittelten Neuer und Co. aus Portugal an ihre Anhänger in aller Welt, die wegen Corona nicht im Stadion dabei sein können. "Wir werden alles geben, um Euren und unseren Traum wahr werden zu lassen", hiess es in einem Brief an die Anhänger. (dpa/fra)

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