- Der FC Bayern will gegen Villarreal den Champions-League-Knockout verhindern.
- Trainer Julian Nagelsmann steht unter Druck.
- Ein Aus gegen den Underdog würde den Diskussionen um seine Position Nachdruck verleihen.
Als
Wenige Augenblicke zuvor hatte der Schiedsrichter den FC Bayern von seinem Leid erlöst. Über die Anzeigetafeln im Ruhrstadion flackerte ein 4:2-Erfolg des VfL Bochum. Ein beachtlicher Sieg für den Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet, der nach elf Jahren in der 2. Bundesliga erstmals wieder im deutschen Oberhaus mitspielen darf. Und die Bayern nach allen Regeln der Kunst staunend zurückliess.
Bayerns bittere Realität
Die Niederlage als solche war nicht Kimmichs Problem, es war die Art und Weise. Und vor dem Hintergrund, dass die Bayern in dieser Saison bereits einmal mitansehen mussten, wie sie demontiert werden.
"Wir haben alle Tugenden vermissen lassen, um ein Spiel zu gewinnen. Wenn das einmal passiert, ist das zu verkraften. Aber gegen Gladbach ist das schon mal passiert", moserte Kimmich. Gegen die Borussia war für den deutschen Rekordmeister nach einer 0:5-Klatsche in der zweiten Runde des DFB-Pokals Feierabend. Nun schenkte der VfL Bochum den Bayern, die das Selbstverständnis haben, jedes Spiel zu gewinnen, vier Buden ein.
"Zum Glück", sagte Kimmich nach der Pleite in Bochum, "war es ein Ligaspiel". Knapp zwei Monate später, im April 2022, gegen den FC Villarreal war es aber eben kein Ligaspiel mehr, sondern die grosse Bühne, "Königsklasse", Champions-League-Viertelfinale. Und wieder mussten die Bayern nach 90 Minuten erschreckend feststellen: Einen Sieg hätten wir heute nicht verdient gehabt.
Die Spanier zerlegten den letzten deutschen Champions-League-Teilnehmer in sämtliche Einzelteile. Nur das Ergebnis macht den Bayern noch Hoffnung auf das Erreichen des Halbfinals: "Wir müssen ehrlich sagen, dass wir mit dem 0:1 noch gut bedient sind", präsentierte sich erneut Kimmich als Wortführer in der dunklen Stunde.
"Dadurch, dass es nur 0:1 ausgegangen ist, lebt die Zuversicht fürs Rückspiel", befeuerte auch Trainer
Nagelsmann unter Druck
Für den Trainer ist der Druck nach dem frühen Pokal-Aus, den teils rätselhaften Auftritten seiner Mannschaft in der Liga und dem drohenden Champions-League-Knockout riesig. Noch steht Nagelsmann nicht in der Schusslinie - zu gross war sein Preis im vergangenen Sommer, als er für kolportierte 25 Millionen Euro aus Leipzig nach München transferiert und mit einem Vertrag - so heisst es - bis 2026 ausgestattet worden ist. Ein Langzeit-Projekt. Doch ein Aus gegen Villarreal, dem neben Benfica Lissabon vermeintlich schwächsten Gegner in der Runde der letzten Acht, würde die Debatten um seine Person befeuern.
Der Trainer nimmt die Situation locker. Nagelsmann sagt: "Manchmal ist besonderer Druck vonnöten, um besondere Leistungen rauszukitzeln. Bekanntermassen entstehen unter sehr grossem Druck ja auch Diamanten. Vielleicht entsteht ein glänzendes Spiel von unserer Seite."
Nagelsmann weiss, dass die Leistung gegen Villarreal stimmen muss, denn noch einen Versuch auf das Weiterkommen gibt es nicht. Im Achtelfinale hatten sich die Bayern im Rückspiel gegen den FC Salzburg von ihrer besten Seite gezeigt: Nach einem 1:1 in Österreich gewannen die Münchner vor heimischer Kulisse mit 7:1. "Wir hatten schon ein paar Spiele, wo es so war. Und da haben wir geliefert. Jetzt müssen wir auch liefern."
Nagelsmann ist sich beiden Szenarien bewusst, welche Auswirkungen das Ausscheiden in der Champions League haben würde, aber auch der Einzug ins Halbfinale, dann "sind wir immer noch in einer sehr, sehr guten Saison. Wenn wir nicht weiterkommen, dann muss man es ein bisschen anders bewerten." Doch dann wäre der Druck in Nagelsmanns zweiter Saison als Bayern-Trainer keineswegs geringer; ob er sich dann immer noch so locker gibt? Und Kimmich weiter nur die Mentalitätsfrage stellt?
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Verwendete Quellen:
- bild.de: Kann Nagelsmann K.o.?
- sport.sky.de: Kimmich schimpft und kritisiert Bayerns Mentalität
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