Real Madrid droht ernsthaft, die K.o.-Runde der Champions League zu verspielen. Und Kylian Mbappé steht nach einem bitteren Fehlschuss mal wieder hart in der Kritik.
Die Dunkelheit verschluckte
Etwas zu lässig zielte Mbappé in die rechte Ecke, Caoimhin Kelleher, der irische Torwart des FC Liverpool, tauchte ab – und am Tag nach dem Fehlschuss brach die Häme über den Franzosen wie ein Gewitter herein. "Mbappé – ein grausamer Albtraum", schrieb die "Marca" und sah Madrid in der "harten Realität" angekommen. "Revolcon", übersetzbar mit "Schiffbruch", titelte "Mundo Deportivo".
Sein Trainer und die Mitspieler nahmen Mbappé nach dem 0:2 (0:0) bei den Reds in Schutz. "Es ist eine schwierige Zeit für Kylian", sagte Real-Coach Carlo Ancelotti: "Wir müssen geduldig mit ihm sein, er ist ein aussergewöhnlicher Spieler." Auch Jude Bellingham beteuerte, der Elfmeter sei "nicht der Grund, warum wir das Spiel verloren haben". Mbappé solle "den Kopf oben" behalten.
Die Pleite am Mittwoch, vor seinem Fehlschuss war er unter anderem wie ein Schuljunge an Virgil van Dijk abgeprallt, stürzte nicht nur Mbappé noch tiefer in seine ganz eigene Dauer-Sinnkrise. Für Madrid war es die dritte Niederlage im fünften Königsklassen-Spiel, weshalb der Titelverteidiger in der neuen Ligaphase gerade einmal auf Tabellenplatz 24 (!) herumdümpelt und sogar um die Qualifikation für die Playoffs zittern muss.
Mbappé erfüllt die hohen Ansprüche bei Real bislang nicht
Wenn bei einem Klub wie Real derartig Druck auf dem Kessel ist, wird die Schuld natürlich zuerst bei den Stars gesucht. Mbappé drängt sich da unfreiwillig auf. Für neun Tore aus 18 Pflichtspielen haben die Königlichen ihn vor der Saison nicht von Paris Saint-Germain geholt. Werte, die für andere Spieler beachtlich wären, sind für einen Mann, der im Alter von 25 Jahren bereits zweimal im WM-Finale stand, eines davon gewann und im Jahr über 30 Millionen Euro verdienen soll, einfach zu wenig.
Doch warum zündet Mbappé bei Real nicht? Nach einer unglücklichen EM, die im Halbfinale endete, stellte sich nach seinem Wechsel nach Madrid früh die Frage, ob der flinke Vollstrecker überhaupt ins System passt, da auf seiner angestammten Position auf dem linken Flügel Vinicius Junior gesetzt ist. Meist musste Mbappé ins Zentrum ausweichen. In Liverpool fehlte Vinicius jedoch verletzt, dennoch blieb der Star-Neuzugang blass.
Noch scheint sich Mbappé nicht wiedergefunden zu haben
"Der Franzose scheiterte erneut an einem grossen Tag, und ohne Vinicius verliert er das Alibi der Position, die er auf dem Spielfeld einnimmt", kritisierte "AS".
Wahrscheinlich liegen die Gründe auch tiefer. In einer Zeit, in der Mbappé neben der sportlichen Misere unter anderem auch Vergewaltigungsvorwürfe und ein Rechtsstreit mit PSG beschäftigen, hatte er im Oktober und November gar für die Länderspiele mit der Nationalmannschaft abgesagt, um wieder zu sich zu finden. Und offensichtlich ist er noch immer auf der Suche. (sid/bearbeitet von ms)
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