Heute gilt's für den BVB: Die Dortmunder treffen im Champions-League-Halbfinal-Rückspiel (Was für ein wunderbares Determinativkompositum!) auf PSG. Fans dürfen vorsichtig optimistisch sein, denn mindestens drei Gründe sprechen für ein Weiterkommen des BVB heute Abend.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

1. Die Ausgangslage

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Keine Personalprobleme, einen 1:0-Sieg aus dem Hinspiel im Rücken und dann noch der geschmeidige 5:1-Sieg über den FC Augsburg am Wochenende: Der BVB ist im Flow, wie die jungen Leute (vermutlich nicht) sagen würden und damit bestens gewappnet für das Rückspiel gegen PSG am Dienstag (21:00 Uhr, live bei Prime-Video und bei uns im Liveticker).

Die Dortmunder plagen keinerlei Verletzungssorgen, Trainer Terzic kann auf den gesamten Kader zugreifen und war zudem noch in der luxuriösen Position, seine wichtigsten Spieler am Wochenende für das Spiel in Paris schonen zu können.

Was will man mehr?

Sorgen macht da allein die formidable Inkonstanz, mit der der BVB in dieser Saison seine Fans schon regelmässig in den Wahnsinn getrieben hat. Allein ein Blick auf die letzten Spiele zeigt die multiplen Persönlichkeiten des BVB: Niederlage, Niederlage, Sieg, Sieg, Unentschieden, Niederlage, Sieg, Sieg. Doch das Europapokal-Gesicht des BVB hat bislang nicht enttäuscht, also warum sollte es das heute tun?

2. Marco Reus

Marco REus
Marco Reus will seinen Abschied krönen. © IMAGO/Jan Huebner/IMAGO/Joachim Bywaletz

Marco Reus ist ein Fuchs. Dass er für seine Abschiedserklärung den Zeitpunkt kurz vor einem der wichtigsten Spiele in der jüngeren Vergangenheit des BVB gewählt hat, wird kein Zufall sein. Er will es noch einmal wissen, seine letzte Chance auf einen Titel mit dem BVB nutzen und damit auch seine Mitspieler und die Fans emotional mitnehmen. "Tut es für mich!" - Tut es für Marco!

Schliesslich will Reus nicht als der ewig unvollendete Held bei Dortmund in Erinnerung bleiben. Zwar konnte er mit dem BVB zweimal den DFB-Pokal gewinnen, doch zu einer Meisterschaft geschweige denn einem Champions-League-Titel hatte der langjährige Kapitän sein Team nie geführt.

Dass der Gedanke an Reus auch bei seinem Team im Hinterkopf mitschwingt, machte auch Trainer Edin Terzic in der Pressekonferenz vor dem Spiel bei PSG deutlich: "Da würde sich ein Kreis schliessen. Er war in seiner ersten Saison mit Borussia Dortmund in Wembley. Und das wäre doch der perfekte Rahmen, wieder dahinzufahren."

3. Rachegelüste

... wieder dahinzufahren und Rache zu nehmen! Am FC Bayern natürlich. Der Mannschaft, die den BVB schon um so viele grosse Momente gebracht hat, unter anderem eben 2013 um den Gewinn des Henkelpotts. Grüsse gehen raus an Arjen Robben.

"Das wäre ein Riesenstatement, nach Wembley zu kommen und die Geschichte noch einmal neu zu schreiben", hatte Sportdirektor Kehl laut dpa erklärt. "Da steht allerdings noch ein Abend bei PSG davor" - und für die Bayern natürlich auch ein Abend bei Real Madrid.

Wobei der BVB auch mit PSG noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Rückblick auf das Achtelfinale 2020: Der BVB siegt im Hinspiel zu Hause mit 2:1, muss sich im Rückspiel jedoch mit 0:2 geschlagen geben und verpasst den Einzug ins Viertelfinale.

Das hätte man vielleicht noch verkraftet, hätten sich nicht gleich mehrere PSG-Spieler im Verlauf dieses Rückspiels dermassen unsympathisch verhalten. Da wäre zunächst mal Fanliebling Neymar, der bei seinem Torjubel nichts Besseres zu tun hatte, als den damals noch sehr jungen Erling Haaland zu imitieren. Ein Einfall, der nach dem Abpfiff in der gesamten PSG-Mannschaft Nachahmer fand und schliesslich auch von PSG über deren offizielle Social-Media-Kanäle verbreitet wurde. Häme im Moment des Triumphs. Kein guter Look für die Pariser.

Und da haben wir noch nicht mal über vermeintliche Beleidigungen mehrerer PSG-Spieler gegen die Dortmunder gesprochen. Nur so viel: Es sollen Wörter gefallen sein, die sich auf Uhren-Klon reimen.

Fazit:

Rein sportlich mag PSG als Favorit in diese Partie gehen, das Team ist schliesslich mit Superstars gespickt. Doch es hat schon seinen Grund, dass die Pariser noch nie die Champions League gewinnen konnten. Für die französische Liga reicht es offenbar, wenn sich mehrere Individualkünstler den Ball hin und her schieben. Für die Königsklasse braucht es jedoch ein wenig mehr und da hat Dortmund in jedem Fall einen Vorteil. Die Mannschaft hat Höhen und Tiefen miteinander erlebt, sie ist hungrig, emotional geladen und hat das Momentum auf ihrer Seite. Jetzt müssen sie das nur noch auf den Platz bringen.

Verwendete Quellen

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