Sein halbes Leben spielte Benedikt Höwedes für Königsblau. Nun trifft er erstmals mit seinem neuen Klub auf seinen Ex-Verein. Es ist nicht nur ein Wiedersehen mit alten Mitspielern und den Fans, sondern auch mit Ex-Trainer Tedesco, der ihn einst ausmusterte.
Die Wiedersehensfreude ist wohl eher gedämpft. Erstmals in seiner langen Karriere trifft
"Gute Freunde kann niemand trennen", schrieb der 30-Jährige direkt nach der Auslosung im August auf Instagram. "Aber es wird merkwürdig sein, wenn ich gegen Schalke spiele", ergänzte er später.
Es bestehen kaum Zweifel, dass sich Höwedes wohl nur auf die Schalke-Fans und seine früheren Mitspieler freut. Vor allem das Verhältnis zu Trainer
Als Tedesco ihm dann noch die Kapitänsbinde abnahm, wurde es zu viel. Vor allem dessen spätere Aussage "Reisende soll man nicht aufhalten" nahm der Ur-Schalker dem Coach sehr übel, auch wenn sich die Wogen derweil etwas geglättet haben. "Es gab keinen Streit."
Pech in Turin - keine Zukunft bei Königsblau
Höwedes trat Hals über Kopf die Flucht nach Italien an, wo er in der Vorsaison beim Meister Juventus Turin aus Verletzungsgründen nur drei Partien absolvierte und nicht glücklich wurde. Nach Ende der Ausleihe kehrte Höwedes in diesem Sommer zunächst nach Gelsenkirchen zurück, bestritt sogar Teile der Saisonvorbereitung mit dem Vizemeister.
Dennoch war klar, dass seine Zukunft nicht mehr beim Fussball-Bundeslisten liegt und er sich erneut auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen musste. "Beide Seiten haben ein Interesse daran, dass er sich sportlich verändert", stellte Sportvorstand Christian Heidel Ende Juli klar.
Kurz darauf schloss sich der Weltmeister von 2014 dem russischen Meister an, wo er in Sportdirektor Erik Stoffelshaus, einst Assistent des früheren S04-Managers Andreas Müller, und Jefferson Farfán auf zwei ehemalige Schalker traf. Stoffelshaus war es gelungen, Höwedes für fünf Millionen Euro Ablösesumme nach Moskau zu locken, wo er einen Vertrag bis 2022 unterschrieb. Laut Stoffelshaus hat sich Höwedes inzwischen "bestens" eingelebt.
"Für ihn ist es wichtig, dass er spielt. Er hat jetzt Fuss gefasst und am Samstag ein richtig gutes Spiel gemacht gegen Grosny. Da stand er in der Innenverteidigung wie eine Mauer", sagte Stoffelshaus dem "Westfälischen Anzeiger".
Schon als Kind kam Höwedes nach Schalke, durchlief in der Knappenschmiede sämtliche Jugendteams. Als Profi trug er zwischen 2007 und 2017 in 335 Pflichtspielen (23 Tore) das königsblaue Trikot, feierte einige Erfolge, unter anderem den Pokalsieg 2011.
Neuanfang in Moskau
In Moskau geniesst Höwedes weitgehend Anonymität. "In der Metro erkennt mich niemand", berichtete er kürzlich der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Um kein Öl ins Feuer zu giessen, lehnte er bisher alle Interview-Wünsche vor dem Duell mit Schalke ab. Der Hype ist auch so gross genug. Während Tedesco sich bisher nicht äusserte, betonte Heidel, er freue sich auf das Wiedersehen.
"Ich hatte nie ein Problem mit Benni. Im Gegenteil. Er ist ein höchst angenehmer Bursche. Das eine ist das Sportliche, das andere das Menschliche", sagte Heidel, ergänzte aber schmunzelnd. "Wenn er gegen uns gut spielt, freue ich mich nicht mehr."
Bei Alessandro Schöpf, der Schalke am Samstag mit seinem Treffer zum 1:0 gegen Mainz den ersten Saisonsieg bescherte, ist die Vorfreude uneingeschränkt. Auch wenn die Königsblauen nach dem 1:1 gegen den FC Porto dringend drei Punkte benötigen. "Wir freuen uns alle, Bene wiederzusehen. Er ist ein super Mensch und ein super Fussballer." (sg/dpa)
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