Mit einer Meisterleistung hat RB Leipzig für ein Ausrufezeichen beim Königsklassen-Blitzturnier gesorgt. Der Sieg gegen Atlético Madrid bringt Selbstvertrauen vor der nächsten Aufgabe gegen Paris Saint-Germain. Doch die Erinnerungen gehen zurück bis in die 3. Liga.

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Auf die Frage nach einer nun sicherlich anstehenden Titelansage reagiert Julian Nagelsmann mit einem herzhaften und lauten Lachen. Unter Wert verkaufen wollen sich RB Leipzig und sein junger Erfolgstrainer nach der nächsten bestandenen Reifeprüfung auf Europas grosser Fussball-Bühne aber auch nicht mehr. Nach dem 2:1 (0:0) gegen Atletico Madrid scheint für den Bundesligisten plötzlich alles möglich - sogar der Griff nach dem Henkelpott der Königsklasse.

"Eine Titelansage gibt es nicht, aber es ist ja selbstredend und selbsterklärend, dass wir jetzt ins Finale kommen wollen", sagte Nagelsmann nach dem in beeindruckender Manier vollbrachten Einzug ins Halbfinale beim Blitzturnier der Champions League in Lissabon. Niemand redete im Estádio José Alvalade mehr von dem zum FC Chelsea abgewanderten Timo Werner, der via Instagram schnell Glückwünsche nach Portugal übermittelte. Die Torschützen hiessen Dani Olmo und Tyler Adams - entscheidend war eine taktische Kollektivleistung.

Nagelsmann: "Deshalb wollen wir ins Finale, das ist völlig klar"

Understatement haben die Leipziger nach dem souveränen Auftritt im Estádio José Alvalade nicht mehr nötig. Ohnehin würde es den Sachsen auf ihrer "Missão Final" niemand mehr abnehmen. "Das ist ja normal, wenn Du die nächste Runde erreichst, dass du dann wieder die nächste Runde erreichen möchtest. Das steckt in jedem Fussballerherz drin. Deshalb wollen wir ins Finale, das ist völlig klar", sagte Nagelsmann und blickte entschlossen nach vorne.

"Gut essen, gut trinken, keinen Alkohol, sondern viel Wasser, den Flüssigkeitshaushalt auffüllen. Viel schlafen, und dann ist das Spiel, was bevorsteht, eine grosse Sache", beschrieb der 33-Jährige den Regenerationsplan im Teamhotel im Badeort Cascais. Fünf Tage hat der RB-Coach Zeit, dann wartet am Dienstag Paris Saint-Germain als Halbfinalkontrahent und auf ihn als Sonderbonus das deutsche Trainer-Duell gegen Thomas Tuchel.

"Das Verhältnis ist seitdem er bei PSG ist normal. Wir haben noch nie ein extrem inniges Verhältnis gehabt", sagte der 33-Jährige. 2007/2008 kreuzten sich die Wege beim FC Augsburg II als Tuchel für kurze Zeit Nagelsmanns Trainer war. "Das ist lange Jahre her", meinte der RB-Coach. Für ihn war es sportlich keine glückliche Zeit, ein Meniskusschaden zwang ihn zum Abbruch seiner noch gar nicht richtig begonnen Spielerkarriere.

Nagelsmann kann Paris-Trainer Tuchel auf Augenhöhe begegnen

Nach den Siegen gegen José Mourinhos Tottenham und Diego Simeones Atlético kann Nagelsmann Tuchel als Trainer auf Augenhöhe begegnen. Seine Rolle beim nächsten Coup gegen einen unangenehmen Trainer-Widersacher wollte Nagelsmann nicht überbewerten: "Ich muss schon festhalten, dass die Mannschaft und wir als kollektiv Tottenham ausgeschaltet haben und heute Atlético. Da geht es nicht um Trainerduelle gegen Mourinho, Simeone oder jetzt gegen Tuchel. Es ist ein Mannschaftssport und die Mannschaft hat es herausragend gemacht."

Für den geschlagenen Trainer Simeone hatte Nagelsmann nach dem Schlusspfiff noch ein Kompliment im Gepäck. Nagelsmann wolle hervorheben, "dass ich das geil finde, was er für ein Typus ist, dass er wahrscheinlich auch im Schnick-Schnack-Schnuck unbedingt gewinnen will", sagte Nagelsmann über den oft hitzköpfigen Simeone.

Mit seinem Siegeszug unter die Top vier Europas hat sich RB internationalen Respekt verschafft. Den rasanten Aufstieg fasste Kapitän Yussuf Poulsen zusammen, der vor sieben Jahren mit dem von Red Bull finanzierten Klub noch weit von der Glitzerklasse entfernt spielte. "Das ist eine aussergewöhnliche Geschichte. Von der 3. Liga bis ins Champions-League-Halbfinale. Das gab es noch nie, weder für einen Verein noch für einen Spieler. Deshalb ist es grossartig", sagte er. (dpa/lh)

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