Mit zwei Toren war Harry Kane massgeblich am klaren 3:0-Sieg der Bayern im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Bayer Leverkusen beteiligt. Doch hätte der Stürmer überhaupt über die volle Spielzeit auf dem Platz stehen dürfen?

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Harry Kane ist nicht gerade als unfairer Spieler bekannt. In seiner gesamten Vereinskarriere sammelte er in 593 Spielen lediglich 54 gelbe Karten. Nur einmal musste er tatsächlich vorzeitig vom Platz: Am 26. November 2011 sah er in der 77. Minute des League-One-Spiels zwischen Leyton Orient bei Huddersfield Town die Gelb-Rote Karte. In einer Szene des Achtelfinal-Hinspiels gegen Leverkusen am Mittwoch (3:0) soll Kane nach einem Foul allerdings nachgetreten haben - und somit Glück gehabt haben, nicht vom Platz geflogen zu sein.

Um welche Szene geht es?

Es läuft die 37. Spielminute in der Allianz Arena. Florian Wirtz liegt nach einem Zusammenprall mit seinem Mitspieler Amine Adli in der Hälfte der Bayern. Die Münchner spielen den Ball aber nicht ins Aus, sondern nach vorne in Richtung Leverkusener Strafraum. Dort geht Granit Xhaka robust und seitlich von hinten in den Zweikampf mit Harry Kane, der daraufhin zu Fall kommt. Der Engländer fährt am Boden liegend sein rechtes Bein in Richtung Xhaka aus, trifft den Schweizer aber nicht. Stattdessen tritt Xhaka auf das ausgestreckte Bein und kommt selbst zu Fall.

Bei der anschliessenden Rudelbildung sehen weder Kane noch Xhaka die gelbe Karte. Stattdessen werden Nordi Mukiele und Konrad Laimer von Schiedsrichter Michael Oliver verwarnt. Ein möglicher Tritt von Kane wird vom VAR nicht überprüft. Es gibt lediglich Freistoss für Leverkusen. Doch war diese Entscheidung ein Fehler?

Erinnerungen an David Beckham 1998

Die britische Boulevardzeitung "The Sun" erinnert die Szene von Kane an das mittlerweile legendäre Foul von David Beckham am Argentinier Diego Simeone im Achtelfinale der WM 1998. Nachdem Simeone Beckham nahe der Mittellinie von hinten umgestossen hatte, tritt der damals 23-jährige Engländer am Boden liegend Simeone leicht in die Wade und Kniekehle. Laut schreiend geht der heutige Trainer von Atlético Madrid zu Boden, Schiedsrichter Kim Milton Nielsen zeigt Beckham sofort Rot. England scheidet im Elfmeterschiessen aus.

"Das ganze Land hat mich gehasst", sagte Beckham 2023 in seiner Netflix-Doku-Serie "Beckham" über die Szene. Das Foul habe sein Leben verändert. "Wo immer ich hinging, wurde ich beschimpft, jeden Tag." Beckham wurde von den Fans und der heimischen Presse allein für das Ausscheiden Englands verantwortlich gemacht. Grosse Vorwürfe machen er und seine Frau Victoria Beckham deshalb immer noch dem damaligen englischen Nationaltrainer Glenn Hoddle, der Beckham nicht vor der harschen Kritik und den Beschimpfungen geschützt habe. "Ich möchte diese Leute immer noch umbringen", sagte Victoria Beckham sogar über die Menschen, die ihren Mann damals schikanierten.

Hätte Harry Kane für seinen Tritt die Rote Karte gesehen, wäre die Kritik am 100-Millionen-Euro-Mann wohl auch gross gewesen, wenn auch sicher nicht vergleichbar mti dem Hass, den Beckham damals erfahren musste. So aber kann der FC Bayern mit dem Stürmer ins Rückspiel gehen und hat nicht zuletzt dank seiner beiden Tore gute Chancen, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen - mit dem Ziel Finale dahoam 2.0.

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