Am Dienstag startet mit den ersten Spielen das Achtelfinale der Champions League und damit die K.-o.-Phase. In der kommenden Woche bestreiten auch der FC Bayern und RB Leipzig ihre Hinspiele. Wir haben vorher die Form der Titelfavoriten und der Bundesligisten unter die Lupe genommen.
Englische Wochen haben einen unschlagbaren Vorteil: Der Fokus verschiebt sich unglaublich schnell. Keine Frage: Die 0:3-Klatsche im Bundesliga-Topspiel bei Bayer Leverkusen wird den FC Bayern weiterhin verfolgen, die deftige Pleite wird auch rund um das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Lazio Rom diskutiert. Doch die Münchner selbst müssen den Rückschlag abhaken, müssen nach vorne schauen und können das negative Narrativ durch eine schnelle positive Reaktion gegen die Italiener zumindest ein wenig abfedern.
Der deutsche Rekordmeister ist vor dem Start der K.-o.-Phase der Königsklasse das Sorgenkind, während sich andere Favoriten in einem echten Flow befinden, wie zum Beispiel Titelverteidiger Manchester City. Und der Rest? Wir haben die Form der Titelfavoriten und der Bundesligisten unter die Lupe genommen.
Manchester City (Achtelfinale gegen FC Kopenhagen, 13.2./6.3.): Der Triple-Sieger des Vorjahres ist in Topform. In der Liga gelangen zuletzt sechs Siege in Folge, mit denen man Tabellenführer FC Liverpool bei nur noch zwei Punkten Rückstand und einem Spiel weniger gehörig unter Druck setzt. Die Klub-WM gewann City kurz vor Weihnachten, im FA Cup gelang in Tottenham der Einzug in das Achtelfinale, die letzte Niederlage setzte es Anfang Dezember.
Und jetzt trifft auch
Real ist bereit für RB Leipzig
Real Madrid (Achtelfinale gegen RB Leipzig, 13.2./6.3.): So setzt man Ausrufezeichen! Real hat im Spitzenspiel der spanischen Liga Überraschungsteam FC Girona nicht nur geschlagen, sondern beim 4:0 regelrecht demontiert. Bei nun fünf Punkten Vorsprung auf Girona war das bereits ein wichtiger Schritt in Richtung des 36. Meistertitels. Die bislang einzige Niederlage gab es im September bei Stadtrivale Atletico.
Real ist ohne Frage bereit für RB Leipzig und geht das Achtelfinale mit ziemlich breiter Brust an. Und das vollkommen zu Recht. "Wir sind froh, dass wir das mit einem kleinen Vorteil in der Liga angehen können. Wir verspüren grosse Vorfreude und wir spielen gegen einen Gegner, gegen den wir schon gewonnen haben. Da müssen wir aufpassen. Wir müssen diese Spiele genauso vorbereiten wie gegen Girona", sagte Trainer
Paris St. Germain (Achtelfinale gegen Real Sociedad San Sebastian, 14.2./5.3.): PSG ist in der heimischen Ligue 1 in dieser Saison das Mass der Dinge, die Form stimmt auch, denn das 3:1 gegen Lille am Wochenende war der achte Sieg aus den vergangenen neun Pflichtspielen. Anfang des Jahres gab es im französischen Supercup auch den ersten Titel der Saison.
Aber: Der mögliche Wechsel von Superstar Kylian Mbappe im Sommer zu Real sorgt weiter für Unruhe. Wie auch das anstehende Achtelfinale, denn täglich grüsst das Murmeltier: Der Druck ist wie immer gross, dass man in der Königsklasse endlich etwas reisst.
PSG soll mehr geniessen
Trainer Luis Enrique mahnt, die K.-o.-Phase gelassener anzugehen. "Am besten ist es, den Moment zu geniessen. Ich sehe hier eine Menge Spannung. Sie sprechen seit zwei Wochen in den Medien darüber. Man muss sich entspannen und geniessen", sagte er nach dem Sieg gegen Lille. San Sebastian sei eine tolle Mannschaft, so Enrique, "aber wir haben das Vertrauen, unseren Fans Freude zu bereiten. Ohne Druck, aber mit vielen Träumen".
Inter Mailand (Achtelfinale gegen Atletico Madrid, 20.2./13.3.): Für Inter läuft es in der Serie A wie geschmiert. Die letzten fünf Ligaspiele wurden gewonnen, darunter war auch ein 1:0 gegen den direkten Verfolger Juventus Turin, der bereits sieben Punkte Rückstand hat. Zwischendurch sicherte sich Inter zudem mit dem italienischen Supercup den ersten Titel. Überhaupt gab es für die "Nerazzurri" in der Liga erst eine Niederlage in dieser Saison in 23 Partien (19 Siege, drei Remis). Die datiert vom 27. September 2023.
Trainer Simone Inzaghi hat ein Team zusammengestellt, das nicht mehr das jüngste ist, aber vor Erfahrung nur so strotzt. Neben Topstürmer und Kapitän Lautaro Martinez gehören Ex-Bundesligaspieler wie Torhüter Yann Sommer, Stürmer Marcus Thuram und Hakan Calhanoglu zu den Schlüsselspielern beim letztjährigen Finalisten. Die Mischung bei Inter stimmt, und die macht sie auch in dieser Saison brandgefährlich.
FC Arsenal als Geheimtipp?
FC Arsenal (Achtelfinale gegen den FC Porto, 21.2./12.3.): Der FC Arsenal hat sich wieder in der Spitzengruppe der Premier League etabliert, zum zweiten Mal in Folge spielen die "Gunners" gar um den Titel mit. Und die jüngste Form ist bestechend: Zuletzt gab es vier Siege in Serie, darunter ein 3:1 gegen Liverpool und zwei hohe Siege gegen Crystal Palace (5:0) und bei West Ham (6:0).
Trainer Mikel Arteta hat in den vergangenen Jahren das Team umgekrempelt und eine echte Spitzenmannschaft geformt. Was als Kirsche auf der Torte noch fehlt, ist die erste Meisterschaft seit 2004. Im vergangenen Jahr wurde Arsenal "Vize", jetzt ist man punktgleich mit City (die ein Spiel weniger haben) und zwei Zähler hinter Spitzenreiter Liverpool. Oder gelingt in der Königsklasse der Coup? Bei der ersten Teilnahme nach sechs Jahren Pause können die Londoner als Geheimfavorit eine gewichtige Rolle spielen.
Bei den Bayern brennt der Baum
FC Bayern München (Achtelfinale gegen Lazio Rom, 14.2./5.3.): Beim FC Bayern brennt der Baum. Das 0:3 bei Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag war der vorläufige Tiefpunkt in der Ära von Trainer Thomas Tuchel. Die Pleite wirft Fragen auf, was das Innenleben der Mannschaft, aber auch was den Coach angeht.
Denn bei dem Spitzenspiel sind dem 50-Jährigen einige taktische Fehler unterlaufen. Was besonders schockierte aus Bayern-Sicht: die Chancenlosigkeit gegen den Tabellenführer. "Wenn es im Training da ist und im Spiel nicht, dann müssen wir auch mal die Spieler anpacken, da brauchst du gar nicht gegen den Trainer gehen", nahm Routinier Thomas Müller die Teamkollegen in die Pflicht.
Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen sprach Tuchel das Vertrauen aus und erinnerte an das bevorstehende Champions-League-Duell mit Lazio: "Wir müssen jetzt nach vorn schauen. Am Mittwoch gegen Lazio haben wir die nächste Gelegenheit, das Spiel vergessen zu machen." Dafür bedarf es aber einer Rückbesinnung auf die Stärken. Und die Bayern-Tugenden.
Borussia Dortmund (Achtelfinale gegen PSV Eindhoven, 20.2./13.3.): Ergebnistechnisch kann sich das Jahr bislang absolut sehen lassen. Der BVB feierte vier Siege, daneben gab es ein Remis. Die "Dreier" gelangen allerdings fast alle gegen Abstiegskandidaten, und spielerisch war vieles lediglich Stückwerk. Doch der jüngste Erfolg gegen Freiburg macht Mut, da agierten die Dortmunder im Kollektiv diszipliniert und konzentriert, offensiv sogar ansehnlich.
Der BVB bleibt eine kleine Wundertüte
Trainer Edin Terzic hatte die "beste Leistung 2024" gesehen, einen Auftritt, der "sehr klar, sehr diszipliniert und sehr reif" war. Die Schwankungen, die der BVB immer noch aufweist, sind aber nicht wegzudiskutieren. Selbst so ein Freiburg-Spiel ist kein echter Gradmesser, kein Fingerzeig, keine Garantie, denn die Dortmunder bleiben weiterhin eine Wundertüte.
Was Mut macht: Bisher hatte sich die Terzic-Truppe vor allem in der Königsklasse von ihrer besten Seite gezeigt. Das Viertelfinale sollte gegen PSV und Ex-Trainer Peter Bosz drin sein.
RB Leipzig (Achtelfinale gegen Real Madrid, 13.2./6.3.): Die Situation in Leipzig ist nicht ungefährlich. RB befindet sich am Anfang einer Krise mit Potenzial für einen Negativstrudel. In diesem Jahr gelang in fünf Spielen erst ein Sieg, dafür gab es aber schon drei Niederlagen.
Im Kampf um die erneute Quali für die Champions League sind das alles Rückschläge und bedeuten aktuell nur Platz fünf, und das jüngste 2:2 in Augsburg war auch kein Mutmacher für das anstehende Duell mit Real.
Trainer Marco Rose sprach anschliessend von einem "formstarken Real Madrid", gegen das man sich ein Gefühl holen könne, "wo wir uns befinden. In der Champions League nämlich, dorthin wollen wir zurück. Aber da müssen wir anders agieren als phasenweise heute. Das ist vielleicht ein guter Moment, um das zu spüren".
Benjamin Sesko verkündete sogar: "Sie sind schlagbar. Ich glaube, wir können es schaffen, es liegt nur an uns." Das stimmt, die aktuelle Form gibt aber nur wenig Anlass zur Hoffnung auf eine Sensation gegen die Königlichen.
Verwendete Quellen
- Pressekonferenzen
- TV-Übertragung Sky
- TV-Übertragung DAZN
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