Ein Verteidiger schiesst den Siegtreffer gegen Paris - und die Stürmer werden für ihre Defensivarbeit gelobt. Nicht zuletzt auch am Beispiel Leon Goretzka zeigt sich, dass beim FC Bayern München vor allem eines funktioniert: der Mannschaftsgeist.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Wieder ein Spiel dominiert, wieder ein Spiel gewonnen, wieder kein Gegentor zugelassen. Der FC Bayern hat mit dem 1:0 in der Champions League gegen Paris Saint-Germain den Erfolgslauf fortgesetzt. Im mittlerweile siebten Pflichtspiel in Folge spielte der deutsche Rekordmeister zu Null.

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"Der Schlüssel zur Null ist einerseits die mannschaftliche Defensivarbeit und andererseits natürlich auch unser Verhalten im Ballbesitz. Da haben wir Fortschritte gemacht", sagte Thomas Müller nach dem Spiel in der Mixed Zone. Sportvorstand Max Eberl lobte ebenfalls: "Wir haben sehr stabil gespielt. Man merkt, wir haben Vertrauen in uns selber. Wir verteidigen gut. Wir lassen kaum etwas zu."

Kim freut sich über erstes Tor in der Champions League

Joao Neves und Leon Goretzka im Zweikampf. © IMAGO/kolbert-press/IMAGO/kolbert-press/Peter Fastl

Es passte ins Gesamtbild, dass mit Min-jae Kim ausgerechnet ein Verteidiger den Siegtreffer erzielte. "Ich bin sehr stolz. Das war mein erstes Tor in der Champions League", sagte der Südkoreaner danach.

Mit 57 Prozent Ballbesitz und einem Torschussverhältnis von 18:11 sprach auch die Statistik für den FC Bayern. Allerdings gab es auch Spielphasen, in denen die Partie hätte kippen können. In der 1. Halbzeit leisteten sich Spieler wie Alphonso Davies, Leroy Sane oder Joshua Kimmich einige Ungenauigkeiten, sodass Paris zu Kontergelegenheiten kam, diese allerdings schwach abschloss.

Ansonsten war die Defensive des FC Bayern stabil. Aus dem eigenen Ballbesitz heraus konnte Paris nur wenig Angriffe kreieren. Paris-Trainer Luis Enrique gab zu: "Wir haben unter dem Druck unseres Gegners gelitten. Wir haben keine Lücke bei Bayern gefunden."

Alle verteidigen mit – auch die Stürmer

Dass die Defensive des FC Bayern gut funktioniert, hängt laut Trainer Vincent Kompany mit dem Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft zusammen. Um dies zu unterstreichen, lobte er die Defensivarbeit der Stürmer: "Wichtig ist, dass Harry Kane verteidigt, dass Musiala verteidigt und Coman. Alle Spieler, die heute angefangen haben. Und die Ersatzspieler auch. Wenn sie das alle machen, dann ist es für die Verteidiger möglich, auch gegen Top-Spieler zu verteidigen."

Der FC Bayern hat in der Champions League nach fünf Spielen nun drei Siege und zwei Niederlagen auf dem Konto. Was dies tabellarisch im neuen Champions League Modus bedeutet? Das wusste der Trainer selber nicht so genau: "Ich schaue nicht auf die Tabelle, weil ich die Tabelle nicht verstehe – ich bin ehrlich. Wir versuchen einfach jedes Spiel zu gewinnen. Wenn das klappt, haben wir eine grosse Chance, in die Top-8 zu kommen."

Die Top-8 qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale, während die Mannschaften zwischen Platz 9 und 24 eine Playoff-Runde bestreiten müssen. Der FC Bayern rangiert aktuell auf Position 11, könnte allerdings aufgrund der Spiele am Mittwochabend noch einige Plätze verlieren.

Entwicklung von Goretzka spricht für die gesamte Mannschaft

Ein Gewinner der jüngeren Vergangenheit ist Leon Goretzka, der nun im dritten Pflichtspiel hintereinander in der Startelf stand. Im Sommer wurde dem Mittelfeldspieler von der Vereinsführung noch ein Weggang nahegelegt. Nun ist er - nicht zuletzt aufgrund der Verletzungen von Aleksandar Pavlovic und João Palhinha - plötzlich wieder wichtig.

"Tut natürlich gut. Dafür bin ich hier, um Fussball zu spielen. Da freue ich mich immer, wenn ich von der Leine gelassen werde", sagte er nach dem Spiel gegenüber "Prime Video". Angesprochen auf seinen professionellen Umgang mit seiner Situation erwiderte er: "Es ist für mich Grundvoraussetzung, professionell zu sein. Ich freue mich natürlich, wenn das anerkannt wird, aber so habe ich es versucht, schon meine ganze Karriere zu machen und da werde ich auch nichts dran ändern."

Prime-Co-Kommentator Benedikt Höwedes lobte Goretzka für sein Verhalten "Das ist keine einfache Situation für einen Spieler, wenn man das Gefühl hat, man wird nicht wirklich gebraucht. Er hat die Füsse stillgehalten, hat weiter an sich gearbeitet, an seine Chance geglaubt. Die wird ihm gerade geboten, und er liefert. Das ist eine Sache der Persönlichkeitsentwicklung, die er durchgemacht hat."

Allerdings habe auch die Mannschaft einen grossen Anteil daran: "Sie hat stets Leon den Rücken gestärkt, sich für ihn ausgesprochen. Das zeigt, was da für eine Gruppe entstanden ist, was da für ein Mannschaftsgeist herrscht. Und der Trainer, der das offensichtlich gut moderiert hat, sodass Leon sich nicht hat hängen lassen.Er hat immer wieder den schmalen Grat gefunden, demanding (fordernd) zu sein. Er hat ihm den Glauben geschenkt, deine Zeit wird kommen "

Es scheint eben so, als würde beim FC Bayern momentan alles zusammenpassen.

Verwendete Quellen:

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