Das Aufbäumen kam zu spät: Borussia Dortmund kann im vorletzten Gruppenspiel der Champions League nicht gegen den FC Barcelona um Lionel Messi punkten. Trainer Lucien Favre muss weiter um seinen Job bangen – zum Showdown kommt es ausgerechnet gegen Hertha BSC.

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Schicksal ist ein grosses Wort. Das wissen sowohl Lucien Favre als auch die BVB-Verantwortlichen. Vielleicht gerade deshalb versuchen beide Parteien das Wort zu vermeiden. Geschäftsführer Michael Zorc drückte sich aber nicht minder drastisch aus: "Worte allein helfen nicht, jetzt brauchen wir die entsprechende Leistung und die Ergebnisse", hatte er vor dem Spiel gesagt.

Das Ergebnis an diesem Schicksalsabend: 3:1 (2:0) für den FC Barcelona. Trainer Favre taumelt. "Es ist eine sehr schwierige Phase", sagte er nach dem Spiel. "Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Ich habe Vertrauen." Dieses dürfte ihm – und den BVB-Bossen – wenn überhaupt die zweite Halbzeit gegeben haben.

Lionel Messi tanzt Borussia Dortmund aus

Der BVB begann spritzig, in der ersten Minute kam der für Flügelflitzer Jadon Sancho in die Startelf berufene Nico Schulz zur ersten Torchance, die er sich selbst verbaute. Die blamable erste Halbzeit gegen den SC Paderborn sollte nicht wiederholt werden, aber mit Lionel Messi konnten sie nicht mithalten. Er stoppte den Abpraller von BVB-Verteidiger Manuel Akanji und bediente Luis Suarez, der die Führung (29.) erzielte.

In der Folge verbesserte der sechsmalige Weltfussballer seine eigene Torbilanz und nutzte einen katastrophalen Fehlpass von Mats Hummels, um auf 2:0 zu erhöhen (33.). Der Weltmeister sagte im Anschluss: "Mein Fehlpass hat ein tiefes Loch gegraben, aus dem wir nicht mehr herausgekommen sind. So ein Fehler darf nicht passieren. Wenn man so einen Fehler macht, verliert man zu Recht. Das wurmt mich extrem."

Favre reagierte. Er wechselte Sancho ein, der mehr Biss ins Dortmunder Aufbäumen brachte. Der Ex-Leverkusener Julian Brandt erzielte beinahe den Anschlusstreffer (61.) – Barca-Keeper Marc-Andre ter Stegen warf sich dazwischen.

Sancho trifft, doch BVB wird zu spät gefährlich

Mitten in Dortmunds Sturm-und-Drang-Phase hinein zeigte Messi, der gegen den BVB sein 700. Pflichtspiel für Barcelona absolvierte, dass das Dortmunder Schicksal einen Namen hat: Nach einem Solo durch das Mittelfeld servierte er malerisch für Antoine Griezmann – 3:0 (67.).

Drei Tore? Für den FC Barcelona war es das gewesen, nicht aber für die Schwarz-Gelben, die in Person von Jadon Sancho neuen Mut schöpften. In der 77. Minute verkürzte der junge Engländer mit einem wuchtigen Schuss vom Sechzehner. Mit zeitweise über 70 Prozent Ballbesitz drängte der Bundesligist, wollte das Wunder schaffen und zumindest einen Punkt mitnehmen. Der Dompteur der Dortmunder Löwenbande hiess ter Stegen. Am Barca-Keeper war kein Vorbeikommen, Sanchos Winkelschuss landete kurz vor Schluss an der Latte statt im Tor (87.).

Für das Achtelfinale: BVB braucht Schützenhilfe

Während der FC Barcelona mit dem Sieg den Einzug in das Achtelfinale der Champions League klar machte, ist der BVB sogar auf Schützenhilfe der Katalanen angewiesen.

Die Spanier führen die Champions-League-Gruppe F mit zehn Punkten an, dahinter stehen Inter Mailand und der BVB mit jeweils sieben Punkten.

Slavia Prag (2 Punkte) kann die K.o.-Phase nicht mehr erreichen. Dortmund muss im letzten Gruppenspiel gegen Prag mehr Punkte holen als Inter gegen Barca, um sicher ins Achtelfinale einzuziehen.

Holen beide Teams gleich viele Punkte, sind die Italiener aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs weiter.

Showdown für Lucien Favre gegen Hertha BSC?

Klar ist: Gegen den FC Barcelona dürfte der BVB wohl kaum ein Torfestival eingeplant haben. Doch vor allem die erste Halbzeit, in der Schwarz-Gelb mut- und ideenlos hinterherlief und sich von Messi und Kollegen überrennen liess, lässt die Charaktereigenschaften eines Spitzenteams vermissen.

Favre liess Sancho zunächst auf der Bank, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte, da erst durch seine Einwechslung das Dortmunder Offensivspiel aufwachte. "Wir haben beschlossen, Sancho auf der Bank zu lassen und das ist damit geklärt", war alles, was der Coach über die Personalie verriet.

Kapitän Marco Reus übte unterschwellig Kritik am System: "In so einer Situation wie heute müssen wir auch mal einen riskanten Ball nach vorne spielen. Und wenn wir ihn früher verlieren, dann müssen wir auch wieder früher pressen."

Ein Rauswurf Favres nach einem Spiel gegen das Topteam aus Barcelona ist mehr als unwahrscheinlich. Umso mehr zählt das Duell am Samstag gegen den strauchelnden Hauptstadtklub. Bei Hertha BSC sitzt erstmals Sommermärchen-Trainer Jürgen Klinsmann auf der Bank. Für Favre wird es das nächste Schicksalsspiel. Gut möglich, dass es das letzte sein wird.

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