Taktik statt Spektakel. Der FC Bayern nimmt dem Hurra-Fussball des FC Liverpool den Schwung. Der erste deutsche Sieg an der Anfield Road gelingt nicht, doch nach der Nullnummer stehen die Chancen auf ein Weiterkommen in der Champions League durchaus günstig.

Mehr Sport-News gibt es hier

Vorteil FC Bayern. Mit internationaler Reife hat der deutsche Fussball-Rekordmeister der Offensivwucht des FC Liverpool an der gefürchteten Anfield Road widerstanden. Auch wenn es für die Münchner im ersten Teil der grossen Champions-League-Kraftprobe nicht zum ersten deutschen Europakalerfolg in Liverpool langte können sie nach dem 0:0 voller Zuversicht dem Achtelfinal-Rückspiel am 13. März in der Allianz Arena entgegensehen. Zumal das Premier-League-Team von Trainer Jürgen Klopp in der Gruppenphase alle drei Auswärtsspiele gegen Paris Saint-Germain, SSC Neapel und Roter Stern Belgrad verlor.

Die in dieser Saison oft patzende Bayern-Abwehr stand um den sehr souveränen Mats Hummels insgesamt stabil und überstand mit Glück auch einige brenzlige Momente. Ein Fussball-Spektakel erlebten die 52 000 Zuschauer bei Wind und Regen nicht. Bayern-Coach Niko Kovac hatte seine Elf auch ohne den gesperrten Thomas Müller und den verletzten Arjen Robben in seinem ersten K.o.-Spiel Europas der Königsklasse taktisch klug eingestellt. Umstellen muss Kovac im Rückspiel seine Defensive, da Joshua Kimmich dann wegen der zweiten Gelben Karte fehlen wird.

FC Liverpool gegen FC Bayern: Taktische Disziplin

Am Spielfeldrand lieferte sich der Kroate einige Wortwechsel mit Kontrahent Klopp. "Das ist es, warum wir Fussballer geworden sind, warum wir arbeiten. Das sind die Spiele, wo man hin möchte", sagte Kovac kurz vor Teil eins seiner Trainer-Reifeprüfung am Sky-Mikrofon.

Und seine Spieler folgten dem taktischen Plan: Hohe Konzentration, konsequente Fehlervermeidung, Liverpool nicht die Chance zum Überfall-Fussball geben und der euphorische Menge an der Anfield Road keine Hochstimmung gönnen. Das gelang gerade in der Anfangsphase gut. Besonders der für den verletzten Leon Goretzka neben Thiago auf der Doppelsechs aufgebotene Javier Martinez trotz wenig Spielpraxis war ein Stabilitätsfaktor.

Die Reds hatten aber auch sichtbar Respekt und liessen den Bayern Ball und Raum. Die Klopp-Idee war klar: Auf Münchner Fehler im Aufbau lauern und dann blitzschnell in eine ungeordnete Defensive stossen. Den Gefallen taten die Bayern ihnen aber vorerst selten. Mohamed Salah (12. Minute) brachte keinen Druck hinter den Ball. Sadio Mané (16.) zog an Kimmich vorbei, aber auch am Tor.

Auch die Bayern kamen zu Möglichkeiten. Nach einer Hereingabe von Serge Gnabry schon Joel Matip (13.) seinen eigenen Torhüter Alison Becker an. Kingsley Coman - rechtzeitig von seinem Knöchel-Schreck am Freitag in Augsburg genesen - schoss ans Aussennetz (16.). Die Bayern kontrollierten das Geschehen, statt Spektakel gab es Rasenschach.

Schlussoffensivce der Reds bleibt aus

Erst im Laufe des Spiels nahm Liverpool mehr Tempo auf und wurde nun auch gefährlich. Salah (24.) lauerte am langen Pfosten für einen Kopfball und Mané (32.) war plötzlich völlig frei, schoss aber offensichtlich überrascht über soviel Platz überhastet vorbei. Auch Matip (40.) verfehlte nach einer scharfen Hereingabe das Ziel. Die offensive Grund-Gefährlichkeit Liverpools fehlte den Bayern. Auch aus Ballbesitz-Plus und eingen Ecken wurden keine Chancen mehr kreiert.

Kovac und Klopp dachten gar nicht daran, ihre Taktik für die zweite Halbzeit zu ändern. Weiter lauerte Liverpool um den emsigen aber ungewohnt schludrigen Salah. Die Bayern aber offenbarten wenige Lücken. Als Coman (60.) doch mal patzte, waren Martinez und Hummels kollektiv da, um Trent Alexander-Arnold im Strafraum zu stoppen.

Kurz zuvor hatte Gnabry (59.) mit einem beherzten Schuss ein Ausrufezeichen gesetzt. Offensiv gelang den Bayern sonst nur noch wenig. Aber auch die grosse Schlussattacke - sonst eine Stärke der Reds - blieb aus. Als Mané zum Kopfball kam (85.) war Torwart Manuel Neuer im kurzen Eck zur Stelle.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.