• Erstmals seit der Saison 2017/18 steht der FC Bayern München mal wieder als einziger Bundesligist im Achtelfinale der Champions League - und das mit sechs Siegen aus sechs Spielen!
  • Borussia Dortmund, RB Leipzig und der VfL Wolfsburg haben ihre vorhandenen Chancen während der Gruppenphase nicht genutzt. Der BVB und RB dürfen sich wenigstens in der Europa League rehabilitieren.
  • Unser Experte Olaf Thon betrachtet vor allem das CL-Aus der Dortmunder als "völlig unnötig" - und warnt die Bayern vor diesen Mitfavoriten.
  • Thon beginnt aber bei einem gestrauchelten Weltklub.
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Dass der FC Barcelona aus der Champions League ausgeschieden ist, überrascht mich sehr. Weniger hingegen, dass der Klub zwei Mal mit 0:3 gegen den FC Bayern verloren hat. Barcelona ist nicht mehr das Barcelona mit Lionel Messi. Im Verein findet durch Missmanagement ein Umbruch statt, und plötzlich ist auch ein Weltklub limitiert. Sie werden sich aber in den kommenden Jahren wieder fangen.

Sie gehören jetzt in der Europa League gemeinsam mit Borussia Dortmund zu meinen Favoriten. Die Dortmunder freuen sich auf die Europa League und wollen dort ins Finale. Das Ausscheiden des BVB aus der Champions League war völlig unnötig. Mit einem komplett gesunden Erling Haaland hätten die Dortmunder die Gruppe auf Platz zwei abgeschlossen, und nicht Sporting Lissabon.

Olaf Thon: "Die Bayern können Kimmich, Gnabry und Süle ersetzen"

Im Unterschied zu Barcelona oder dem BVB ist der FC Bayern in der Lage, abgewanderte oder verletzte Spieler zu ersetzen. Ein Joshua Kimmich, ein Serge Gnabry oder ein Niklas Süle sind für drei bis fünf Spiele durchaus ersetzbar. Der FC Bayern hat eine so grosse und interessant besetzte Bank, dass sie diese Ausfälle auffängt.

Der FC Bayern befindet sich auf einer Ebene mit Paris Saint-Germain, und auch Real Madrid ist wieder im Kommen. Die muss man auf dem Zettel haben.

Und als Aussenseiter kämpft Dortmunds Gruppengegner Ajax Amsterdam um den Champions-League-Titel mit. Sie haben - wie der FC Bayern - alle Gruppenspiele gewonnen. Das ist in den letzten zehn Jahren keine Normalität gewesen.

RB Leipzig hingegen ist international dort angekommen, wo sie hingehören: in der Europa League. Sie haben die grossen Abgänge - Julian Nagelsmann, Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer - nicht aufgefangen. Und Jesse Marsch hat es als Nagelsmanns Nachfolger nicht geschafft, in Leipzig anzukommen. Er ist gescheitert. National hinken sie ihren Ansprüchen hinterher. Da fehlen ihnen in der Tabelle fünf Punkte.

Olaf Thon: "Unter Tedesco muss Leipzig zu Rangnicks Philosophie zurückkehren"

Der neue Trainer Domenico Tedesco weist eine sehr interessante Laufbahn auf. Er kommt aus Aue über Schalke und Moskau nach Leipzig. Seine Verpflichtung bietet die Möglichkeit, an alte Erfolge anzuknüpfen - mit der Philosophie, die Ralf Rangnick bei RB aufgebaut hat: mit jungen Talenten international für Furore zu sorgen.

Leipzig aber braucht eine Mischung aus vielen jungen, aber auch älteren Spielern. Die müssen den Laden als Korsett zusammenhalten. Da gibt es in Leipzig noch Nachholbedarf. Die Philosophie stimmt. Die Verantwortlichen aber müssen justieren, um ganz weit nach vorne zu kommen. Das Ziel für Leipzig muss sein, an die Plätze vier, fünf, sechs heranzukommen, um auch im kommenden Jahr international vertreten zu sein. Und ins Halbfinale der Europa League zu kommen. Das sollte mit diesem Kader zu schaffen sein. Mehr wird momentan von Tedesco nicht erwartet.

Neben anderen Vereinen wird sich aber auch Leipzig in der Winterpause verstärken, um national wie international einen neuen Angriff zu starten.

Das gilt auch für den VfL Wolfsburg. Ähnlich wie Leipzig, ist auch Wolfsburg in einer Phase der Findung. Der Verein versucht es ebenfalls mit einem neuen Trainer, aber es hat sich nach der anfänglichen Euphorie bereits wieder die Normalität eingeschlichen. Der Klub war nicht in der Lage, den französischen Meister zu besiegen, und er hatte es auch nicht verdient.

Wolfsburg ist nicht so stark, wie wir es nach dem Anfang der Saison gedacht haben, und auch nach der Verpflichtung von Florian Kohfeldt. Sie sind jetzt wieder im Mittelmass angekommen. Sie werden in der Winterpause überlegen: Welche Spieler passen zu uns? Wen geben wir ab? Wen kaufen wir dazu, um das Blatt zu wenden? Wolfsburg wird Druck machen, um auch im kommenden Jahr in der Champions League dabei zu sein.

Olaf Thon: "Wolfsburg kam zu früh: Mark van Bommel war zu unerfahren"

Kohfeldts Vorgänger Mark van Bommel hat zwar die ersten vier Spiele in der Bundesliga gewonnen und war mit dem VfL Tabellenführer. Er war aber viel zu jung und unerfahren, um eine solche Mannschaft zu übernehmen. Für so einen Klub braucht ein Trainer fünf bis zehn Jahre Erfahrung. Wolfsburg kam für van Bommel ein paar Jahre zu früh. Wir werden van Bommel aber in der Bundesliga wiedersehen, wenn er die nötige Erfahrung gesammelt hat.

Trotz des Wolfsburger Ausscheidens und des Verpassens der Europa League, gebe ich der Bundesliga ein "Befriedigend" mit der Tendenz zu "Gut". Hinter den Bayern haben es Dortmund und Leipzig in die Europa League geschafft. Bayern hat keine Fehler gemacht, und Dortmund und Leipzig bekommen die Gelegenheit, ihre zu kaschieren. Die Europa League, die wir seit unserem UEFA-Pokal-Sieg mit Schalke 1997 nicht gewonnen haben, ist kein "Cup der Verlierer". Es wird auch dort inzwischen viel Geld verdient. Und wer die Europa League gewinnt, ist für die Champions League qualifiziert. Ich sehe genug Anreize für den BVB und Leipzig und traue beiden eine Menge zu.

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Protokoll mit Olaf Thon von Jörg Hausmann

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