Paris St. Germain hat Neymar geholt, um mit ihm die Champions League zu gewinnen. Seit der Ankunft des Brasilianers hängt der Haussegen bei PSG jedoch gewaltig schief. Vor allem der Elfmeter-Streit zwischen Edison Cavani und Neymar lässt die Millionentruppe wie einen überdimensionierten Kindergarten erscheinen.

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"Geld schiesst keine Tore" lautet eine in diesen Tagen erneut viel zitierte Fussball-Weisheit. Und Geld kauft auch keine Harmonie. Das weiss man allerspätestens beim Blick auf den Gegner des FC Bayern in der Champions League, Paris St. Germain.

Die Situation bei PSG gleicht derzeit einem Kindergarten, in dem sich die Kinder lieber gegenseitig die Schaufel auf den Kopf hauen als miteinander zu spielen. Und die gut gemeinten Schlichtungsversuche der Erzieher im pädagogisch-wertvollen Märchenwald ungehört verhallen.

Die Probleme beim Scheichklub sind hausgemacht. Neymars Rekordtransfer zu Paris hat viel Unruhe in der Mannschaft gestiftet. Unangefochtener Anführer des Knatschhaufens ist offenbar seit der ersten Stunde der Uruguayer Edison Cavani.

"Glaubt er, er ist Messi?"

Wie die spanische Zeitung "El Pais" berichtet, hatte Cavani bereits bei Neymars erstem Erscheinen in der PSG-Kabine Streit provoziert: "Und was glaubt er, wer er ist? Glaubt er, er ist Messi?"

Sollte Neymar gedacht haben, bei Paris werde man ihn mit offenen Armen empfangen, so wurde seine Hoffnung schon früh bitter enttäuscht.

Viele Spieler der mit Stars gespickten Mannschaft sehen seit Neymars Ankunft ihre Felle davon schwimmen. Die Klubbesitzer aus Katar sollen einigen von ihnen - um dem Financial Fairplay der UEFA zumindest ein bisschen entgegen zu kommen - einen Wechsel nahegelegt haben. Angeblich befinden sich auf der Verkaufsliste Hochkaräter wie Kapitän Thiago Silva, Julian Draxler und Angel di Maria.

Noch spielen sie alle für PSG, doch auch das Gehaltsgefälle zwischen den "normalen" Spielern und Neymar schürt Animositäten. Neymar soll laut "Sport1" rund drei Millionen Euro im Monat plus circa 20 Millionen Euro an Prämien im Jahr kassieren.

Dass Neymar darüber hinaus an allen Ecken und Enden von den Kataris hofiert wird, macht es nicht besser.

Warum man ihn geholt hat, daran lässt PSG-Boss Al-Khelaifi schon bei dessen Vorstellung keinen Zweifel. "Wir werden mit ihm mehr Geld verdienen, als wir ausgegeben haben."

Neymar soll die Champions League holen

Neymar ist der Posterboy der Pariser. Er soll die Tore schiessen. Seine Trikots sollen sich verkaufen. Er soll die Mannschaft zum Champions-League-Sieg führen. Dass sie Neymar bei dessen Vorstellung nicht gleich eine güldene, diamatbesetzte Kapitänsbinde überreicht haben, ist fast schon verwunderlich.

Oder anders: Neymar ist das neue Kind im Kindergarten, das die ganze Zeit das beste Spielzeug okkupiert und zu den Erziehern rennt, wenn ein anderes Kind es auch nur wagt, sich dem Spielzeug zu nähern.

So muss es zumindest auf die anderen Spieler wirken. Die sollten zwar eigentlich erwachsen genug sein, um zu wissen, wie ätzend es sein kann, der Neue zu sein. Vor allem, wenn man "222-Millionen-Euro-Mann" auf der Stirn tätowiert hat. Aber da zählt eben das eigene Ego doch mehr als Empathie einem Mitspieler gegenüber.

Mit dem vorläufigen Höhepunkt der mannschaftsinternen Unruhe haben die Pariser Sonnenscheinkinder nun schon seit über einer Woche zu kämpfen: dem Elfmeter-Streit zwischen Edison Cavani und Neymar.

Elfmeter-Streit zwischen Cavani und Neymar

Für alle, die in den vergangenen Tagen ihren Kopf nur zum Atmen aus dem Masskrug gesteckt haben, eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:

  • Neymar und Cavani streiten sich im Spiel gegen Lyon um einen Elfmeter. Cavani setzt sich durch und verschiesst.
  • In der Kabine verhindern Mitspieler nur knapp eine Schlägerei zwischen den beiden.
  • Neymar entfolgt Cavani bei Instagram.
  • Laut "El Pais" fordert Neymar von den Klubbossen, Cavani zu verkaufen.
  • Die Scheichs bieten Cavani eine satte Gehaltserhöhung - im Gegenzug für sein Erstschützenrecht im Falle eines Elfmeters. Der Uruguayer lehnt ab.

Immerhin hat PSG-Trainer Unai Emery, der sich bislang an einem antiautoritären Erziehungsstil versucht hatte, vor dem Duell gegen die Bayern zu einem Machtwort hinreissen lassen: "Ich habe mit Neymar und Cavani gesprochen. Ich habe ihnen gesagt, wie wir das jetzt handhaben und wie das bei Elfmetern abläuft."

Die miese Stimmung in der Mannschaft, wenn man diesen Spielerhaufen denn noch so nennen will, wird sich dennoch nicht so einfach in Luft auflösen.

Zuvor waren bereits zwei Versöhnungsversuche gescheitert. Emery hatte anlässlich des 33. Geburtstags von Kapitän Silva ein Mannschaftsessen organisiert, dem Cavani und Draxler prompt fern geblieben waren.

Stimmung wie auf "einer Beerdigung"

Und auch Dani Alves' Versuch die Wogen zu glätten, scheiterte offenbar krachend. Laut "El Pais" glich die Stimmung beim von Alves' organisierten Abendessen im Nobelrestaurant Victoria Beobachtern zufolge "einer Beerdigung".

Dass es bei der Generalprobe für das Spiel gegen die Bayern bei HSC Montpellier ohne Neymar nur zu einem enttäuschenden 0:0 gereicht hatte, passt ins Bild einer zerstrittenen Mannschaft, die aus lauter Einzelkönnern besteht, die ihr Ego über den Dienst der Mannschaft stellen.

Neymar mag geholt worden sein, um mit Paris St. Germain die Champions League zu gewinnen. Unter diesen Umständen wird den Parisern das jedoch nicht gelingen.

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