Paul Pogba ist momentan der wohl begehrteste Fussballer der Welt. Sämtliche europäische Spitzenklubs jagen Frankreichs Jungstar von Juventus Turin hinterher. Obwohl seine Karriere bislang steil nach oben verlief, ist die Spitze längst nicht erreicht. Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Bayern kann "Paul, der Krake" weiter Werbung in eigener Sache betreiben. Aber wer ist dieser 23-Jährige eigentlich?
Glaubt man der britischen Zeitung "Shields Gazette", war im März 2011 der Hamburger SV an Paul Pogba interessiert. Kaum vorstellbar, dass der Franzose mit guineischen Wurzeln heute beim aktuellen Tabellen-Zwölften im grauen Bundesliga-Mittelfeld kickt.
Wäre der Transfer zustande gekommen, wäre vielleicht Frank Arnesen heute noch Sportdirektor beim HSV.
Doch Pogba, damals 18 Jahre alt und in Diensten von Manchester United, wechselte lieber nach der Saison zu Juventus Turin und reifte bei der "Alten Dame" zu Europas begehrtesten Jungstar, dem sämtliche Spitzenvereine auf den Fersen sind.
Anstatt in der Bundesliga in der Abstiegszone spielt der heute 23-Jährige, dessen Marktwert aktuell auf 55 Millionen Euro taxiert wird, in der europäischen Königsklasse.
Profidebüt mit 18
Nun also geht es mit Turin im Achtelfinal-Rückspiel beim FC Bayern München um den Einzug in die Runde der letzten Acht. Ein Weiterkommen und ein möglicher Triumph in der Champions League wäre ein weiterer grosser Schritt einer rasanten Entwicklung.
Pogba begann als Sechsjähriger das Fussballspielen beim Provinzklub US Roissy en Brie. Über US Torcy führte sein Weg 2007 in die Jugendakademie des AC Le Havre.
Zwei Jahre später lotste Sir Alex Ferguson den damals 16-Jährigen in die Jugend zu Manchester United. 16 Monate später folgte die erste Berufung in den Profikader. Sein Debüt gab Pogba im Ligapokal im September 2011 – als 18-Jähriger.
Dennoch ging es Paul Pogba bei den "Red Devils" mit der Karriere wohl nicht schnell genug. Nach drei Spielzeiten und insgesamt nur sechs Einsätzen schloss er sich zur Saison 2012/2013 Juventus Turin an.
Kritiker prophezeiten Pogba damals eine ähnliche Entwicklung wie dem Exzentriker Mario Balotelli. Doch im Piemont verkannte man sein Talent nicht.
Im Gegenteil, für Turin wurde Pogba zum Glücksgriff, der im Schatten von Andrea Pirlo und Arturo Vidal in Ruhe zu dem Spieler reifen konnte, der er heute ist: ein in der Defensive zweikampfstarker Balleroberer, der für eine Körperlänge von 1,91 Meter eine elegante Ballbehandlung besitzt und mit seiner Torgefahr auch in der Offensive überzeugt.
Seine Leitgedanken lauten Fleiss, Disziplin und Bescheidenheit. Das einzige, was Pogba mit Balotelli verbindet, ist der Faible für extravagante Frisuren.
"Pulpo Paul": Paul, der Krake
Im Team glänzt er als Kilometerfresser und Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Wegen seiner langen Beine trägt er nicht zu Unrecht den Spitznamen "Pulpo Paul", Kraken-Paul.
Mit unbändigem Einsatzwillen geht Pogba zudem in Zweikämpfe, die andere gar nicht erst geführt hätten. Statistisch entscheidet er jeden zweiten Zweikampf für sich.
Mit 89 Torschüssen steht er in der Serie A auf Rang drei. In dieser Kategorie ist er mit Abstand der torgefährlichste Mittelfeldspieler. In der Champions League schiesst er fast so häufig auf das gegnerische Tor wie Barcelonas Megastar Lionel Messi.
In der Liga traf er zwar erst fünf Mal und in der Königsklasse fand noch kein Versuch den Weg ins Tor, was nichts am enormen Offensivdrang Pogbas ändert.
"Es ist immer noch Luft nach oben"
"Paul Pogba ist viel besser geworden, er ist viel zielstrebiger, aber es ist immer noch Luft nach oben", sagte kürzlich sein Trainer. Massimiliano Allegri dürfte damit auf eine der wenigen Schwächen des U-20-Weltmeisters anspielen.
Seine situative Unbeherrschtheit bringt ihm immer wieder gelbe Karten ein und damit nicht selten auch in die Nähe eines Platzverweises.
Oft verpasst Pogba noch den richtigen Moment des Abspiels. Zu häufig verzettelt sich der Franzose noch in Dribblings. Stetig besser geworden ist jedoch seine Passqualität.
Inzwischen finden 80 Prozent seiner Anspiele das Ziel. Wenn man bedenkt, dass Pogba bei Offensivpässen das Risiko nicht scheut, ist das ein starker Wert.
Gerade erst feierte der 19-malige französische Nationalspieler seinen 23. Geburtstag. Mit dem Einzug ins Champions-League-Viertelfinale könnte er sich in München nachträglich das beste Geburtstagsgeschenk machen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.